Produktion 2008: 7,5 Mio. t Pellets in Europa
Sebastian Proske, DEPI: Potenzial für 8,5 Mio. t/J Pellets ist in Deutschland theoretisch vorhanden. Die Verfügbarkeit hängt jedoch vom Marktpreis ab. © DI Johanna Schnaubelt
„Der Pelletspreis ist nicht an den Ölpreis gekoppelt und unterliegt eigenen Marktmechanismen. Alleine Angebot und Nachfrage regeln den Preis”, führte Proske weiter aus. Dem widersprachen jedoch einige der rund 40 Teilnehmer, indem auf die Förderpolitik hingewiesen wurde. „Die Förderung von Pelletsheizungen ist ein marktverzerrendes Element. Von einer unabhängigen Preisbildung kann nicht die Rede sein”, entgegnete ein Kongressteilnehmer. Das DEPI geht nicht davon aus, dass die Förderungen für Pelletsheizungen ewig anhalten werden.
Pelletsbedarf wird steigen
Das DEPI errechnete, wie hoch das Holzrohstoffpotenzial in Deutschland ist. Für die Pelletsproduktion stehen 8,5 t/J zur Verfügung. Diese Menge ergibt sich aus dem Anteil für Sägenebenprodukte, Industrie- beziehungsweise Waldrestholz und Kurzumtriebsplantagen. „Das Potenzial hängt jedoch vom Marktpreis ab”, ergänzte Proske. Diese Potenzialanalyse sorgte für Diskussion unter den Teilnehmern. Es wurde die Frage in den Raum gestellt, ob denn genug Rohstoff für alle Branchen, wie die Pellets-, Holzwerkstoff- und Zellstoffindustrie, vorhanden sei? „Auch agrarische Flächen müssen genutzt werden, ansonsten werden wir uns alle die Köpfe einschlagen”, brachte es ein anderer auf den Punkt. „Wir müssen gemeinsam eine Lösung erarbeiten”, pflichtete Proske bei. „Aber diese kann nicht sein, dass Sägenebenprodukte nur für die Holzwerkstoffindustrie überbleiben und sich die Pelletsindustrie alleine auf Kurzumtriebsplantagen fokussieren muss.”Beständiger Schnittholzmarkt Italien
Hugo Karre, Holz Thurner: Holz ist in Italien sehr beliebt, und nach dem Erdbeben gewinnt der Baustoff zunehmend an Bedeutung. © DI Johanna Schnaubelt
„Am italienischen Markt besteht nach wie vor ein starkes Nord-Süd-Gefälle im Holzeinsatz bei Qualität und Menge”, erläuterte Karre. „Hohe Qualitäten sind in Nord- bis Mittelitalien gefragt, mindere Qualitäten im Süden.” 2007 wurden in Norditalien 77 % (4.620.000 m³) Nadelschnittholz verbraucht. In Mittelitalien waren es im Vergleich dazu nur 600.000 m³ (10 %) und im Süden 780.000 m³ (13 %). In Italien ist Holz am Bau grundsätzlich sehr beliebt. Ein Grund dafür ist laut Karre die gute und vor allem neutrale Holzwerbung von promo_legno und proHolz Austria. „Wir profitieren alle davon.”
Cashcow BSH
In Italien ist vor allem das Brettschichtholz (BSH) beliebt. „Wir können wirklich von der Cashcow BSH sprechen”, brachte es Karre auf den Punkt. „In Italien gibt es einen gleich hohen BSH-Bedarf wie in Deutschland.” In diesem Jahr gehe man von einem geschätzten BSH-Verbrauch in Italien von 900.000 m³ aus. Davon stammen 570.000 m³ aus Österreich, 130.000 m³ aus Deutschland und 200.000 m³ aus Italien.Positive Auswirkungen auf den Holzbau hatte das verherrende Erdbeben in den Abruzzen am 6. April. „Von der menschlichen Katastrophe abgesehen, kann sich Holz als erdbebensicherer Baustoff beweisen”, teilte Karre mit. „Von den ersten 3800 Wohneinheiten, welche im Zuge des Wiederaufbaus (Piano C.A.S.E.) bereits errichtet wurden beziehungsweise sich in der Fertigstellungsphase befinden, sind 2500 aus Holz.”
„Nach dem Beben wächst die Bedeutung des Baustoffs Holz weiter”, zeigte sich Karre zuversichtlich bezüglich der Verwendung von Holz. Als Risiken und Schwierigkeiten in Italien wurden Bauvorschriften und Normen der Qualitätsstandard (Materialreklamation), Rechtsnormen sowie die Zahlungsmoral angeführt. „In Italien sind Zahlungsverzögerungen von mehr als 90 Tagen keine Seltenheit”, führte Karre aus. „Hinzu kommen höhere Bankspesen und die Wiedervorlage von Schecks.”
Holzbedarf wird nicht weiter sinken
Auf die Frage, wie sich die wirtschaftliche Lage in Italien in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird, gab sich Karre vorsichtig. „Es ist nicht möglich, einen Ausblick auf einen solch langen Zeitraum zu geben. Es ist einfach zu ungewiss.” Karre vermutete, dass im nächsten Jahr der Holzbedarf nicht weiter sinken werde, eventuell komme es zu einer minimalen Steigerung. Von Erholung geht Karre für 2011 aus. „Vor uns steht ein schwieriger Winter. Besserung wird frühestens in der zweiten Hälfte 2010 auftreten.” Im kommenden Jahr werden in Italien auch weniger Ausschreibungen stattfinden, da der Staat zu sparen beginnt.„Holz hat ein sehr positives Image, viel besser als beispielsweise Beton”, erläuterte Karre. „Der Trend, mit Holz zu bauen wird anhalten.” Es zeigt sich in Italien aber auch ein Trend, dass im Baubereich die Produkte höherwertig werden, wie zum Beispiel BSH.
Holzverbrauch an Häuserbau gekoppelt
Max Blatt, Pöyry Forest Industry Consulting: Der Holzverbrauch und Schnittholzpreis ist in Amerika eng an den Häuserbau gekoppelt. © DI Johanna Schnaubelt
Prognosen vieler Organisationen weisen darauf hin, dass es 2009 und 2010 weniger als 600.000 Neubauten geben wird, brachte es Blatt auf den Punkt. „Der ökonomische Anreiz, ein Haus zu kaufen oder zu errichten, ist verschwunden”, erklärt Blatt weiter.Der Holzverbrauch sowie der Schnittholzpreis ist in Amerika eng an den Häuserbau gekoppelt. Aus diesem Grund produziert die Hälfte der nordamerikanischen Holz verarbeitenden Industrie auf einem geringen Niveau beziehungsweise wurden Werke wegen dieser angespannten Situation geschlossen.
Aufschwung langsam und holprig
Von einer leichten Entspannung der Lage ging Blatt für 2010 aus. „Es gibt bereits seit April einige Stabilisierungsanzeichen. Schlimmer als 2009 kann es nicht werden.” Auch wenn es bereits positive Anzeichen gibt, mahnte Blatt zur Vorsicht: „Die Schnittholznachfrage wird niedrig bleiben. Der Aufschwung erfolgt langsam und holprig.”In Zukunft steht sowohl für Private als auch für Unternehmen weniger Kapital zu Verfügung. Von vermehrter Branchenumstrukturierung wird ausgegangen. „Zu Viele produzieren dasselbe, es gibt aber nur einen begrenzten Markt. Darüber hinaus können sich zunehmende Arbeitslosigkeit und steigende Zinssätze als eine schlechte Kombination herausstellen”, erklärte Blatt.
„Problematisch ist weiterhin, dass sich der Wert bestehender Häuser erheblich verringert hat und die Hausverkaufsrate steigt.” Weiters rechnete Blatt mir einer Veränderung bei Hausbauten: „Die Häuser werden nicht mehr so groß sein, und es ist mit einem zunehmendem Einsatz von Dämmstoffen zu rechnen.” Ob sich grundsätzlich die Qualität der Häuser in Amerika ändern wird, bleibt weiterhin eine Preisfrage.
Sicherung der Liquidität
„Die Bonität eines Unternehmens entscheidet über seine Wettbewerbsfähigkeit”, teilte Mag. Karl Reschreiter, Unicredit Bank Austria AG, in seinem Vortrag über den Kunden Holzwirtschaft aus Bankensicht mit. „Somit ist die Bonitätseinschätzung auch richtungsweisend für die Wettbewerbsfähigkeit und -position von Unternehmen.” Fundamentale Herausforderungen und Risiken für die österreichische Holzindustrie seien in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung der Preisdruck aufgrund der Nachfrageschwäche (Stichwort internationale Wohnbaurezession) und des zunehmenden Verdrängungswettbewerbs.Zahlreiche Neu- und Erweiterungsinvestitionen in Mitteleuropa führten zu deutlichen Überkapazitäten und in Folge zu hohen Lagerständen. Da die Sicherung der Liquidität als oberstes Unternehmensziel gilt, führte die Liquiditätsfreisetzung über Lagerabbau zu verschärftem Preisdruck.
Verbessernde Maßnahmen
„Im Zuge der gegenwärtigen Krisenerscheinungen ist es für jede Bank besonders wichtig, gemeinsam mit Kunden bonitäts- und ratingverbessernde Maßnahmen zu überlegen. Die Gewichtungen von Bilanzrating und qualitativem Rating sind von der Betriebsleistung und -größe abhängig”, sagte Reschreiter. „Banken fungieren weiterhin als die wichtigsten Kapitalgeber. Sie konkurrieren jedoch zunehmend mit Finanziers, die über Fondskonstruktionen rasch und mit weniger regulatorischen Vorgaben Kapital bereitstellen.”Stetig steigender Energieverbrauch
Alexander Weissinger, KWB: Saubere gestufte Vergasung mit hoher elektrischer Effizienz ist eine Weltneuheit. © DI Johanna Schnaubelt
Aus diesen Gründen engagiert sich KWB gemeinsam mit Ebner Industrieofenbau, Leonding, verstärkt bei der Stromproduktion. Die neue Technologie heißt Cleanstgas (Clean Staged Gasification = saubere gestufte Vergasung) und ist nach eigenen Angaben eine Weltneuheit: Die Vergasung ist die Umwandlung des festen Brennstoffes Biomasse in ein brennbares Produktgas, welches mit hoher elektrischer Effizienz in einem Gasmotor genutzt werden kann.
„Der große Vorteil der Cleanstgas-Technologie ist die doppelte bis dreifache Stromausbeute im Vergleich zu einer herkömmlichen Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auf Basis von Verbrennung (Dampfschraubenmotor, ORC-Prozess, Stirling-Motor)”, betonte Weissinger. Zudem ist die neue Technologie feinstaubfrei und weist nur eine geringe Teerbeladung auf.„Das Verfahren hat auch das Potenzial, für die effiziente Nutzung fester Biomasse in einem Leistungsbereich kleiner 500 kWel angewendet zu werden”, erfuhr man aus dem Vortrag. „Dafür spricht die hohe Stromausbeute von bis zu 30 % und ein Jahres-Gesamtenergienutzungsgrad von über 65 %.”
Als wesentliche ökonomische Einflussfaktoren werden die jährlichen Betriebsstunden von über 4000, die Brennstoffkosten und die Einspeistarife bei der Stromerzeugung angegeben. „Für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen müssen die Rahmenbedingungen passen oder geschaffen werden”, erläuterte Weissinger während seines Vortrages.
In den nächsten Jahren errichtet KWB in St. Margarethen/Raab ein zukunftorientiertes Energie- und Rohstoffzentrum.
Ein Baum ist mehr als nur ein Baum
Gerd Wegener, TU München: Wir sind die Branche, die hilft CO2; einzusparen. © DI Johanna Schnaubelt
Frei nach dem Spruch von Frederic Vester „Ein Baum ist mehr als nur ein Baum” muss diese Komplexität vermehrt als Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Baumaterialien wie Stahl und Zement eingesetzt werden. Als innovatives Produkt aus einer zukünftigen Wertschöpfungskette stellte Wegener BSH aus Buche vor.
„Der Querschnitt ist bei gleicher Tragfähigkeit schlanker. Zudem kann der Rotkern der Buche als dekoratives Element genutzt werden.” Ob sich ein typisches Fichtenholz-Produkt wie BSH durch Laubholzarten ersetzen lässt, wird sich zeigen. Entscheidend dafür werden unter anderem die Verfügbarkeit, Qualität und auch Dauerhaftigkeit sein.
„BSH aus Buche ist seit vier Wochen in Deutschland zugelassen, kann aber nicht im Außenbereich eingesetzt werden, da die Buche keine dauerhafte Holzart ist.” Dieses BSH kann somit nur im Innen- und im geschützten Außenbereich Verwendung finden. Ferner arbeitet Wegener an Keramikwerkstoffen mit Holz.
„Man kann aber noch nicht sagen, ob ein solches Produkt marktfähig wäre”, ergänzte Wegener in seinem Vortrag. Handlungsbedarf bei Imagearbeit von HolzWegener sieht auch noch Handlungsbedarf bei der Imagearbeit von Holz: „Alle sind gefragt, das Image zu verbessern. Es muss vermehrt kommuniziert werden, dass man sich auf der richtigen Seite befindet, wenn man ein Produkt aus Holz verwendet.”
Obwohl in diesem Jahr deutlich weniger Teilnehmer als im Vorjahr am Kongress erschienen, zeigt sich Mag. Claudia Spary, RedEd, Wien, zufrieden: „Dank der hochkarätigen Vorträge konnten wir die Vielschichtigkeit beim Einsatz von Holz zeigen. Zudem konnte auch ein spannender Input zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung gegeben werden.” Für die Zukunft wünscht sich Spary eine engere Zusammenarbeit mit Holzverbänden und Kooperationen.
Der Jahreskongress Holz am 18. und 19. November wurde von Dr. Rainer Eder, Konzernleiter AV-Holding, Wien, moderiert und von RedEd organisiert.