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Schnellentladestelle von hinten: Die Lkw befördern über einen "Walking Floor" die Späne und Hackschnitzel auf die Aufgabe © DI Johannes Plackner

Hackgut auf der Achterbahn

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 02.10.2012 - 18:06
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Schnellentladestelle von hinten: Die Lkw befördern über einen "Walking Floor" die Späne und Hackschnitzel auf die Aufgabe © DI Johannes Plackner

Gesiebt, gehackt, getrocknet – was sich wie eine Kochanleitung anhört, sind die ersten Schritte am Weg vom Hackschnitzel zum Pellet. Aus Sägenebenprodukten Pellets der höchsten Qualitätsstufe „DINplus“ zu erzeugen, hat aber nichts mit Kochen zu tun. Vor allem, weil das Endprodukt aus genau einer Zutat besteht: nachhaltigem, deutschem Holz. Nach diesem Verfahren arbeitet auch der Projektentwickler Juwi in Dotternhausen/DE. Der südlichste Standort des Konzerns, der sich auf umweltfreundliche Energie konzentriert hat, setzt für die Späneaufbereitung auf Anlagen von Bruks Klöckner, Hirtscheid-Nistertal/DE. Der deutsch-schwedische Spezialist für Holzaufbereitung lieferte die Anlagenteile bis zur Trocknung sowie der Beschickung der 30 m hohen Spänesilos. Wie das Labyrinth aus Sichtern, Förderern und einer Hammermühle im Detail funktioniert, erklärt Markus Schwarz bei einem Werksbesuch. Der Gebietsverkaufsleiter von Bruks Klöckner hat das Projekt seit Anbeginn begleitet und wird im Zuge der Führung einen ganz besonderen Aussichtspunkt zeigen.

Schnellentladung lässt Lkw rotieren

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Gesichtetes Material wird in einem 5?m hohen Bunker mit Zugbodenentleerung gepuffert - hier ist nichts enthalten, das mehr als 5?cm misst © DI Johannes Plackner

Die Produktionskapazität in Dotternhausen liegt bei 30.000 t Pellets und 15.000 t Briketts jährlich. Gleich hinter den Werkstoren befindet sich die Schnellentladestelle. Angeliefert werden die Sägenebenprodukte per Lkw. „Diese entleeren ihren Inhalt über ,Walking Floors‘. So nennt man Schubböden bei Lkw“, erklärt Schwarz. „Die Entladung eines Lastzuges dauert nur 20 Minuten“, ergänzt Schwarz.
Austragsschnecken bringen das feuchte Ausgangsmaterial zu einem stationären Kratzkettenförderer. Der liefert die noch unveredelte Biomasse in Richtung eines Scheibensiebes. Dort fällt die Ware auf eine Oberfläche mit senkrecht stehenden, rotierenden Scheiben. Der Abstand ist so gewählt, dass Hackschnitzel und Späne durchfallen. Alles, was länger als 50 mm ist, wird aber ausgesondert.

400 kW für Holzzerkleinerung

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Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten (=zu langen) Partikel in die Hammermühle - die Fraktionierung übernimmt dieser Hängesichter © DI Johannes Plackner

Nach der Sichtung geht es über einen weiteren Kratzkettenförderer rauf zum Zwischenbunker. Ein Verteilförderer sorgt dafür, dass die 5 m Füllhöhe voll ausgenutzt werden. Die Entleerung geschieht über einen Zugboden. Dieser garantiert aber, dass das Ausgangsmaterial in einem konstanten Strom der nächsten Schlüsselmaschine entgegengeführt wird: dem Hängesichter. Hier teilt sich die Ware. Oszillierende Lochbleche sortieren das Material in zwei Fraktionen:
• Späne, die keine weitere Aufbereitung brauchen
• Hackgut, das zerkleinert werden muss
Das Hackgut strömt über einen Kratzkettenförderer zur Bruks Klöckner-Hammermühle, die Hackgut zu Spänen verarbeitet. Bevor die Ware in die 400 kW-Maschine kommt, passiert sie eine Magnetwalze und eine Schwergutabscheidung. In der Maschine warten dann Schläger, welche das Material zerkleinern. Einen Ausweg aus der Mühle gibt es für die immer kleiner werdenden Partikel erst, wenn sie durch das unten liegende Lochblech passen. Das war der letzte Arbeitsschritt der Zerkleinerung. Nun wird‘s heiß. Die Späne machen sich auf den Weg in den Bandtrockner. Der ist – ebenso wie die Presse – von anderen Ausstattern montiert worden.

Trennung in Weich- und Hartholz

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Enges Layout: Auf begrenztem Platz brachte Bruks Klöckner die Anlage unter - hier zu sehen: das Scheibensieb und dahinter die Hammermühle © DI Johannes Plackner

Bruks Klöckner hat nach dem Bandtrockner noch eine besondere Fördereinrichtung gebaut. Mit 40 m ist es der längste Kratzkettenförderer der Anlage. Er führt vom Bodenniveau auf 25 m hinauf. In dieser Höhe werden die getrockneten Späne über ein System aus Förderschnecken in einen der beiden Spänesilos gebracht. Hier kann zwischen Hart- und Weichholz getrennt werden.
Schwarz lässt es sich nicht nehmen, auch diesen Anlagenteil bei der Werksführung zu zeigen. Es folgt eine Kletterpartie über senkrechte Leitern. Belohnung ist aber eine fabelhafte Aussicht über den Landkreis. „Schau, da hinten ist die Burg Hohenzollern mit über 300.000 Besuchern pro Jahr“, zeigt Schwarz am Horizont. Gut möglich, dass einer der Burgtouristen im selben Moment mit einem Aussichtsglas auf das Pelletswerk Juwi blickte und sich dachte: „Schau, von da hinten kommen unsere Pellets her.“

Anlage für 30.000 t/J Pellets

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Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten (=zu langen) Partikel in die Hammermühle - die Fraktionierung übernimmt dieser Hängesichter © DI Johannes Plackner

30.000 t/J Pellets erzeugt Juwi in Dotternhausen. An Rohmaterial wird aber ungefähr doppelt so viel angeliefert. Die Späne und Sägenebenprodukte von regionalen Quellen sind zwar frei von Rinde, enthalten aber noch eine Menge Feuchtigkeit. Dieses Schüttgut zu manipulieren, ist etwas heikler, als es auf den ersten Blick aussehen mag. Hier macht sich die große Erfahrung von Bruks Klöckner bezahlt. Deren Anlagen fördern Hackschnitzel und Späne zuverlässig, ohne dass sich Anhaftungen oder Feuchtenester bilden. Tatsächlich werden für den Betrieb der 30.000 t/J-Anlage nur wenige Mitarbeiter benötigt.

Nur ein halbes Jahr

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So sehen die aufbereiteten Späne aus, die in die Speichersilos fallen © DI Johannes Plackner

Bruks Klöckner-Gebietsverkaufsleiter Schwarz ist sichtlich stolz auf das Projekt in Dotternhausen. Wohl zu Recht, immerhin gab es zwei große Herausforderungen. Erstens der enge Zeitplan: Schon ein halbes Jahr nach dem Gewinn der Ausschreibung sollte die Anlage in Betrieb gehen. Da mussten sich die Planungsingenieure ebenso ranhalten wie die Monteure. Der Maschinenbau geschah im rheinland-pfälzischen Hirtscheid. Die Zeitvorgabe wurde eingehalten. Die zweite Herausforderung lag im begrenzten Platz. Die Halle war bereits vorhanden. Darin galt es, eine effiziente Produktion mit allen Schritten für die Aufbereitung zur DINplus-Qualität unterzubringen. Normalerweise werden solche Anlagen durch das offene Dach hineingehoben. In Dotternhausen war das nicht möglich. „Es war wie der Aufbau eines Buddelschiffes“, vergleicht Schwarz.
Abschließend berichtet er von einem interessanten Projekt im Baskenland. Momentan nehmen die Bruks Klöckner-Ingenieure die Anlagen von Ribpellet in Huerta del Rey in Betrieb. Dorthin lieferte Bruks Klöckner eine Hackeranlage samt Hammermühle für die Verarbeitung von ganzen Nadelholzstämmen. Der Entrinder wurde von Bruks Klöckner geliefert. Die Produktionskapazität im spanischen Werk bewegt sich bei 30.000 t/J. Für die nächste Bruks Klöckner-Reportage ist also schon gesorgt.
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Nach der Trocknung geht"s über einen Kratzkettenförderer in lichte Höhen ? © DI Johannes Plackner

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? auf die Speichersilos für trockene Ware, wo Hart- und Weichholz getrennt werden können © DI Johannes Plackner

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Ein tolles Projekt mit großartiger Aussicht zeigt Markus Schwarz von Bruks Klöckner © DI Johannes Plackner

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Darum geht"s: Pellets für den Endverbraucher in DINplus-Qualität © DI Johannes Plackner

Bruks Klöckner – Facts

Gründung: 1897Standort Deutschland: Hirtscheid-NistertalGeschäftsleitung: Kersten BeibMitarbeiter: 260 (gruppenweit)Produkte: Zerkleinerungs-, Sieb- und Förderanlagen

Juwi – Facts

Standort:Wörrstadt/DEGeschäftsfelder:Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen (Wind, Solar, Biomasse, Wasser)Pelletsproduktionen:Langelsheim (Niedersachsen), Morbach (Rheinland-Pfalz), Bad Arolsen (Hessen), Dotternhausen (Baden-Württemberg)Kapazität (Gruppe):136.000 t/J Pellets, 30.000 t/J Briketts