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Synergien nutzen: Lediglich ein Steinwurf trennt das Pelletswerk von VM Holz, seinem wichtigsten Rohstoffversorger © Christoph Zeppetzauer

Produktionskapazität erweitert

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 30.05.2013 - 08:26
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Synergien nutzen: Lediglich ein Steinwurf trennt das Pelletswerk von VM Holz, seinem wichtigsten Rohstoffversorger © Christoph Zeppetzauer

Aus einem reinen Holzindustriestandort entwickelte sich Vöcklamarkt zu einem integrierten Standort, der neben der Vöcklamarkter Holzindustrie das neue Pelletswerk der RZ-Gruppe beherbergt. Bereits im Bau ist ein Biomasse-Heizkraftwerk, das im Herbst 2014 in Betrieb geht und das Areal noch einmal aufwertet. Bei RZ war man zur Absicherung einer flächendeckenden Versorgung des österreichischen Pelletsmarktes auf der Suche nach einer passenden neuen Produktionsstätte und wurde in Vöcklamarkt fündig. Synergien zu nutzen und ein gutes Konzept zu haben, waren damals zwei wichtige Aspekte. „Energie und Holz sind viel diskutierte Themen. Stromerzeugung aus Biomasse ohne ausreichende Wärmeproduktion ist wirtschaftlich nicht möglich“, erklärte RZ-Geschäftsführer DI Otto Zechmeister im vergangenen Jahr anlässlich der Spatenstichfeier in Vöcklamarkt.

System der kurzen Wege

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Die Rematec-Reibplattenmühle RPM 650 ist auf eine energieeffiziente Produktion ausgerichtet © Rematec

Den Großteil des Rohstoffes zur Pelletierung bezieht RZ vom Nachbarn VM Holz, auf dessen Betriebsgelände man das Pelletswerk errichtet hat. Die im Sägewerk (Einschnitt 2012 rund 300.000 fm) anfallenden Sägenebenprodukte werden nur wenige Meter zur Anlieferungsstelle gebracht, wo sie zuerst über ein Sternensieb laufen und anschließend von einer Schnecke weitertransportiert werden. Per Elevator gelangen diese in einen der zwei Nassspänesilos von Wolf Systembau, Scharnstein, wovon einer ebenfalls für die Lagerung und entsprechende Verarbeitung von Hackschnitzeln ausgelegt ist. Die Nassspänesilos verfügen über ein Volumen von 2000 m3, wobei die Kapazität zu etwa 85 % ausgelastet ist. Eine patentierte Hammermühle von Rematec, Dietersburg/DE, stutzt nach energieeffizientem Verfahren die Späne für den Trocknungsvorgang im Bandtrockner zurecht, für den Urbas, Völkermarkt, verantwortlich zeichnet. Dieser verfügt über eine Leistung von bis zu 12 t/h für die Spänetrocknung. Die Wärmeenergie zum Betreiben des Bandtrockners stammt derzeit vom Heizwerk von VM Holz. Dieses soll aber vom KWK-Kraftwerk, das ebenfalls von Urbas errichtet wird, abgelöst werden. Jenes erzeugt künftig eine elektrische Leistung von 7,5 MWel und darüber hinaus 20 MWth in Form von Turbinenabwärme. Mit der thermischen Energie werden die Trockenkammern von VM Holz ebenso wie der Bandtrockner im Pelletswerk beliefert.

Bewährte Lieferanten

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Rund 12?t/h Trocknungsleistung bewältigt der Urbas-Bandtrockner, mit dem die Späne auf pelletierfähige Restfeuchte gebracht werden © Christoph Zeppetzauer

Die technische Umsetzung des Pelletswerkes übernahmen für RZ bewährte Partner, die schon in den bestehenden Werken mitgewirkt haben. Für die Mechanisierung sowie die Hammermühlen zeichnet der bayerische Anlagenbauer Rematec verantwortlich. Das Herz der Anlage, die Pelletspressen, stammen von Salmatec, Salzhausen/DE. Alle vier Salmatec-Pelletspressen der Type Maxima 840k haben eine Produktionsleistung von je 4,8 t/h. Beide Unternehmen haben in dieser Form bereits einige Projekte miteinander verwirklicht – darunter auch das RZ-Pelletierwerk Wiesenau, das seit 2010 erfolgreich produziert, sowie die Standorte Leiben und Ybbs. Nach der Lagerung im Trockenspänesilo mit 21 m Höhe und 12 m Durchmesser, ebenfalls von Wolf Systembau errichtet, gelangen die Späne zunächst in einen Reifebehälter. Vor der Presse passieren die Späne noch einmal eine Hammermühle. Um einen feineren Abrieb sowie verbesserte Bindeeigenschaften zu generieren, wird den Spänen als Presshilfsmittel <1 % Maisstärke, gemessen am Gesamtgewicht, beigemengt. Nach dem Pressvorgang kühlen die Pellets ab und werden im Anschluss im freien Fall zu einem Schwingsieb transportiert, wo zuerst Feinteile, im zweiten Siebvorgang dann Grobteile herausfallen. Danach gelangen die Presslinge in einen von drei Pelletssilos, die rund 20 m hoch sind. Von den Silos aus kommen die Pellets über ein Trommelsieb zu der Lkw-Verladestation. Hier wartet bereits der unternehmenseigene Fuhrpark, um den heiß begehrten Brennstoff unter das Volk zu bringen.

Flächendeckende Versorgung absichern

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© Christoph Zeppetzauer

Bis dato konzentrierte RZ Pellets sein Liefergebiet vor allem auf Ost-, Nord- und Südösterreich. Der neue Standort ermöglicht nun auch eine transportoptimierte Versorgung für Oberösterreich, Salzburg und die angrenzenden Regionen. „Im Gegensatz zu anderen Pelletsproduzenten ist die Philosophie von RZ Pellets, die in der Region vorhandenen Rohstoffpotenziale zu nutzen und das Produkt Pellets lokal nach dem Motto „Ab-Hof-Verkauf“ direkt zu vermarkten“, erklärt Zechmeister. Mit einer Gesamtproduktionskapazität von 300.000 t/J hat RZ einen Marktanteil von etwa 30 % am österreichischen Pelletsmarkt. Das RZ-Produktionskonzept, nämlich die Symbiose „Sägewerk-Heizkraftwerk-Pelletswerk“, war die Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung des österreichischen Pelletsmarktes. „Seit dem Start von RZ im Pelletsgeschäft im Jahr 2006 wurde mit nachhaltiger Produktion und höchster Pelletsqualität sowie mit einer stets vernünftigen Preispolitik das Kundenvertrauen vollständig zurückerobert“, erklärt der Geschäftsführer weiter.

Wärmecontracting mit Rohstoff Pellets

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Das Herz des Pelletswerkes: Vier Pressen von Salmatec, angereiht in je zwei Linien, sorgen für eine Produktionskapazität von 100.000?t/J © Christoph Zeppetzauer

Neben der Pelletsproduktion setzt die RZ-Gruppe als weiteres Standbein auf das Wärmecontracting. Als Planer, Errichter und Betreiber von Heizanlagen verkauft Riegler & Zechmeister nicht nur Pellets, sondern – wenn gewünscht – auch das Endprodukt Wärme an öffentliche und private Abnehmer.

Neue Projekte der RZ-Gruppe

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Vertraute Partner holte sich RZ mit Rematec und Salmatec ins Boot - diese Kombination funktioniert bereits in Wiesenau, Leiben und Ybbs sehr gut © Christoph Zeppetzauer

Als Projektentwickler und Planer ist die RZ-Gruppe derzeit bei einem Heizkraftwerksbau in Suceava/RO tätig. Für die Realisierung ist Urbas als Generalunternehmer zuständig. Das Kraftwerk, welches Ende 2013 in Betrieb geht, ist mit einer Leistung von 31 MWel und 70 MWth dimensioniert. Die RZ-Gruppe fungiert dabei als Teilgesellschafter des Kraftwerks. Die Stadtwerke Klagenfurt müssen 2015 das bestehende, mit Schweröl befeuerte Heizkraftwerk stilllegen. Als Ersatz wird das neue RZ-Biomasse-Heizkraftwerk im Osten von Klagenfurt den Betrieb aufnehmen. Die geplante Leistung von 70 MWth soll 23.000 Anschlüsse mit Fernwärme versorgen und dabei zwischen 250.000 und 300.000 MWh liefern. Derzeit ist die bauliche und gewerbliche Genehmigung im Laufen. Die RZ-Gruppe wurde 1995 von Ing. Dietmar Riegler und DI Otto Zechmeister gegründet. 18 Jahre danach betreibt man vier Pelletswerke in Österreich und darüber hinaus ein Dutzend Heizkraftwerke in Österreich und der Slowakei. Dabei soll es nicht bleiben, erfuhr man auf der Ligna in Hannover. Man plane bereits wieder neue Pelletsprojekte.