Vor Ort fällt sofort auf: Die Produktion platzt aus allen Nähten. „Das Virus konnten wir bisher weitestgehend vor der Tür und aus dem Betriebsgeschehen halten“, erklärt Holding-Geschäftsführer Walter Kohlbach. Aber auch Kohlbach war 2020 von erheblichen Lieferschwierigkeiten seiner Zulieferer betroffen, welche der Kesselhersteller dank seiner großen Lager größtenteils kompensieren konnte. „Da in unserem Geschäft die Projekte so lange Vorlaufzeiten haben, hatte die Pandemie weniger Einfluss auf das Neuanlagengeschäft“, informiert Kurt Schmerlaib, Geschäftsführer und Leiter der Service Division. „Wir haben bereits vor Jahren in unseren Hauptmärkten in den Aufbau eigener Servicestützpunkte investiert, sodass uns die Grenzschließungen nicht so stark getroffen haben“, führt Schmerlaib weiter aus. Bei Kohlbach registriert man wieder eine erhöhte Nachfrage nach Strom und Wärme aus Holz. „An der Biomasse führt mittelfristig doch kein Weg vorbei in die CO2-neutrale Energiezukunft. Mit dem lokalen Sägewerk lässt sich immer noch einfacher Energiepolitik umsetzen als mit dem Wüstenscheich“, meint Vertriebsleiter Michael Schranz.
Technisch komplexe Anlagen
Die Anlagenkonzepte zur kombinierten Stromerzeugung werden technisch immer komplexer. Im Segment der mittleren Anlagengrößen, in dem sich Kohlbach bewegt, kommt eine reine Stromproduktion ohne jedwede Wärmenutzung nur sehr selten vor. Je nach Projekt liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt mehr auf der Stromerzeugung oder Wärmeversorgung. Nach diesen Prioritäten und den verfügbaren Brennstoffsortimenten richten sich schlussendlich die Technologieauswahl und das Anlagenkonzept. Besonders im gewerblichen Umfeld muss mit der Anlage oft eine Wärmeversorgung auf unterschiedlichen Temperaturniveaus und manchmal sogar mit mehreren unterschiedlichen Wärmeträgern, wie Wasser, Dampf, Thermoöl oder Heißluft, umgesetzt werden können. „Jede Anlage ist individuell. Mit Patentrezepten und Standardlösungen kommt man in dem Segment nicht weit“, erörtert Kohlbach und sieht sein Haus für diese Anforderungen gut aufgestellt.
Voll ausgelastete Produktion
Jede Anlage ist einzigartig: Kohlbach setzt auf individuelle Lösungen statt Patentrezepten © Rene Knabl
Der Wolfsberger Anlagenhersteller wurde beauftragt, für das Heizkraftwerk der HHCA in Cuxhaven/DE drei biomassebefeuerte Hochdruckdampfkesselanlagen inklusive der gesamten Maschinenausstattung des Kesselhauses zu errichten. Die Anlage verfügt über eine Gesamtfeuerungswärmeleistung von über 60 MW und eine Stromausbeute von über 15 MW. Die Finanzierung wurde durch das Engagement der Schweizer Fontavis AG bewerkstelligt. Mithilfe der wegweisenden Anlage sind die CO2-neutrale Stromversorgung der Bordnetze der anliegenden Schiffe im Hafenviertel sowie die Versorgung der Umgebung mit Fernwärme und die Prozessdampfversorgung der lokalen Gewerbebetriebe gesichert. Die Wahl fiel auf die Wolfsberger wegen der Robustheit und Vielseitigkeit ihrer K12-Verbrennungstechnologie sowie des ausgeklügelten Kesselkonzepts und einer cleveren Verschaltung der einzelnen Wärmeerzeuger.
Mit seinem Partner, der Schmidmeier Naturenergie, hat Kohlbach in Deutschland ein altholzbefeuertes Heizkraftwerk für Prozessdampfversorgung des Pulverbeschichtungsherstellers Multicolor und das Heizkraftwerk der WEP in Hückelhoven mit einer Dampfkessellösung ausgestattet und steht kurz vor der Inbetriebnahme. 2020 wurde für den langjährigen Kunden Hirschbach Holz der Thermoölkessel des neuen Heizkraftwerkes errichtet und in Betrieb genommen. Das Kraftwerk dient der Wärmeversorgung des Betriebes und erzeugt 1 MW Ökostrom.