Bereits 2007 plante und baute das Kärntner Maschinenbauunternehmen Teccon das komplette Pelletswerk der Hasslacher Hermagor und ebnete so den Einstieg der Norica Pellets, einer Schwestergesellschaft der Hasslacher Hermagor, in den Brennstoffmarkt. Seither liefert die Anlage konstant rund 25.000 Jahrestonnen Pellets. „Viele Teile der Anlage sind bereits auf eine Mehrproduktion ausgelegt. Sobald der Ausbau abgeschlossen ist, wollen wir rund 40.000 t/J Pellets in Hermagor erzeugen“, erklärt Jürgen Winkler, Geschäftsführer bei Hasslacher Hermagor, das Ziel der Investition in die Unternehmenssparte Pellets.
Eigenversorgung wird zum Muss
Rund zwei Drittel der für die Pelletsproduktion benötigten Späne fallen im hauseigenen Sägewerk an. Der Rest musste bis dato zugekauft werden. „Zunächst war das Konzept ja noch lukrativ. Leer- und Rückfahrten der Lkw konnten gut gefüllt werden. Die derzeitige Marktlage bei den Sägenebenprodukten lässt den Handel mit Sägespänen jedoch zu einem Auslaufmodell werden“, ist sich Winkler sicher. Die ungleichen Marktentwicklungen lenken den Trend stetig weiter in Richtung vollständiger Eigenverarbeitung. „Uns gehen die Späne aus. Bei der aktuellen Preislage ist es vollkommen uninteressant, Späne quer durch das Land zu transportieren. Wenn man sich überlegt, wo man in Zukunft den notwendigen Rohstoff herbekommen soll, führt nichts an einer konsequenten Erhöhung der Eigenversorgung vorbei – auch wenn das bedeutet, hochwertiges Hackgut für Pellets zu zerfasern“, gibt Winkler die zukünftige Unternehmensausrichtung vor.
Dem Thema Eigenverarbeitung ordnet Winkler allgemein zunehmende Relevanz zu: „Die Zukunft unserer gesamten Branche liegt darin, alle anfallenden Rohstoffe selbst zu verarbeiten. Daran wird kein Weg vorbeiführen.“
Bei Pellets erleben wir aktuell einen ‚Klopapiereffekt‘.
„Absurde Marktlage“
„Die derzeitige Situation am Pelletsmarkt ist absolut verrückt. Die Nachfrage unserer Kunden ist in den vergangenen Wochen und Monaten explodiert. Es scheint, als würde sich der ‚Klopapiereffekt‘ vom Beginn der Pandemie im heurigen Jahr bei den Pellets wiederholen“, erläutert Winkler. Als Gründe für die leergeräumten Pelletsregale nennt Winkler den verhältnismäßig langen Winter („Wir konnten im März und April nicht, wie üblich, ein Lager aufbauen“) gemeinsam mit einer deutlich gestiegenen Inlandsnachfrage der Endkunden.
Für den Herbst prognostiziert Winkler, dass sich der Markt weiter zuspitzen wird: „Die derzeitige Situation drängt die Sägewerke dazu, ihre Sommerpause zu verlängern und die Sägen stillstehen zu lassen. Das Resultat wird sein, dass im Herbst die Späne beinahe eines ganzen Produktionsmonats fehlen werden.“
Ein Konzept, das überzeugt
„Es musste schnell gehen, kompakt gebaut und vor allem effizient sein und eine hohe Leistung erbringen“, beschreibt Günther Stirling, Vertriebstechnik und Projektleiter bei Teccon in der Sparte Biomasse, die Anforderung an das Projekt. Die gesamte Anlage benötigt lediglich eine Grundfläche von 4 mal 7 m und konnte somit hervorragend in das bestehende Sägewerksgelände integriert werden. Dadurch bleiben auch die innerbetrieblichen Transportwege möglichst gering und sparen wertvolle Zeit und Ressourcen.
Das im Sägewerk anfallende Fichtenhackgut wird dabei über einen Kettenförderer zur Anlage transportiert. Ist der Rohstoff direkt für den Weiterverkauf bestimmt oder sind die der Zerfaserungsanlage vorgeschalteten Pufferbehälter bereits voll, können die Hackschnitzel über drei Ausfallöffnungen ausgeworfen und abtransportiert werden. „Der Pufferspeicher hat platzbedingt lediglich ein Fassungsvermögen von 3 m3. Durch die schnelle Weiterverarbeitung und den konstanten Rohstofffluss ist dies jedoch nicht von Bedeutung“, erklärt Stirling.
Kompakt und energieeffizient
Das Herzstück der Teccon-Anlage ist eine Reibplattenmühle des Typs RPM aus dem Hause Rematec. Das Material wird über drei Stopfschnecken der Mühle zugeführt und verweilt für eine volle Umdrehung in der Zerfaserungsanlage. „Bei einer Motorleistung von 250 kW arbeitet die Maschine äußerst effizient und ist mit einer Lautstärke von maximal 85 dB auch emissionsrechtlich sehr gut handelbar. Zudem lässt sich die kompakte Bauweise hervorragend in das platzsparende Gesamtkonzept eingliedern“, zeigt sich Stirling von der Hackgutmühle überzeugt.
Der Output der Mühle sind feine, homogene Späne, die im Anschluss getrocknet und im Pelletsturm fein vermahlen und zu hochwertigen Pellets verarbeitet werden können. „Obwohl die Mühle so kompakt gebaut ist, kann sie pro Stunde bis zu 65 m3 Hackgut zerfasern. Mit den dabei erzeugten rund 75 Srm Spänen können bis zu 9 t/h Pellets erzeugt werden“, erläutert Stirling die beeindruckenden Zahlen der Maschine. Frisch aus der Mühle kommend, werden die Fichtenspäne über ein Becherwerk in den anschließenden Spänebunker transportiert und stehen zur Weiterverarbeitung im Pelletswerk am anderen Ende des Werksgeländes bereit.
Projekt Gesamtoptimierung
Das Konzept hat auch Winkler vollends überzeugt: „Teccon hat bereits vor 15 Jahren unser Pelletswerk errichtet. Nun beim Bau der Hackgutzerfaserungsanlage erneut mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten, war für uns eine leichte und logische Schlussfolgerung.“ Die neue Anlage stellt jedoch nur den ersten Schritt einer ganzen Serie an Investitionen und Ausbaustufen im Bereich Pellets bei Hasslacher Hermagor dar. Um den künftig höheren Spänebedarf selbst decken zu können, soll bereits Anfang kommenden Jahres eine neue Hammermühle in den Pelletsturm kommen. „Durch die Anpassung der Hammermühle werden wir zukünftig keine Einschränkung beim Rohstoff mehr haben – das wird auch notwendig sein“, erklärt Winkler die nächsten Schritte im Ausbauprojekt.