Trotz des Importstopps der EU und eines Produktionsrückgangs um 27 % bleibt Russland mit 1,8 Mio. t 2022 einer der größten Pelletsproduzenten Europa © Quelle: EPC survey 2023, Hawkins Wright | © Holzkurier 2023
Die Produktionsleistung in Europa lag 2021 bei 25,1 Mio. t, 2022 bei 24,7 Mio. t. Das ist ein Rückgang um 2%. Im Vergleich zu 2021 stieg die Pelletskapazität der EU um 5,6% von 25,6 Mio. t auf 27 Mio. t. Die Anzahl von Pelletswerken erhöhte sich 2022 um 63 auf 816. Der Pelletsausstoß der 27 EU-Staaten fiel im Berichtszeitraum mit einem Plus von 3,2% von 19,8 auf 20,6 Mio. t vergleichsweise moderat aus. Der Unterschied von 6,4 Mio. t zwischen Kapazität und Produktionsleistung lässt sich aus Sicht des europäischen Verbandes Bioenergy Europe, Brüssel, mit den gesteigerten Produktionskosten im 2. Halbjahr 2022 erklären. Viele Länder reduzierten daraufhin ihre Pelletsproduktion. Hintergrund hierfür war der Importstopp für russische und belarussische Pellets in den EU-Binnenmarkt. Damit einher gingen ein Rohstoffmangel und auch ein Anstieg der Energiekosten bei Gas und Strom sowie die in vielen Ländern steigenden Pelletspreise.
Im restlichen Europa stieg die Kapazität um 7,8 %, die Produktion sank aber gleichzeitig um 23% auf 4 Mio. t im Vorjahr. Allein die Lieferungen aus Russland und Belarus sowie der Ukraine reduzierten sich um rund 3 Mio. t 2022, obwohl beispielsweise Dänemark und die Niederlande im 1. Halbjahr 2022 Pellets zur Verstromung aus Russland bezogen haben. Genaue Zahlen gebe aber nur mit Vorbehalt, da es schwierig sei, exakte Daten aus Russland, Belarus, aber auch der Ukraine zu erhalten, betont man seitens Bioenergy Europe.
Frankreich und Polen holen auf
Mit der Ausnahme Italiens ist der Verbrauch in den Top 5-Ländern im privaten Wärmesektor 2022 gestiegen © Quelle: EPC survey 2023, FAO, Argus Media, ENplus, EIA | © Holzkurier 2023
Mit 3,6 Mio. t (61 Pelletswerke) war Deutschland auch vergangenes Jahr der größte Pelletsproduzent Europas, dahinter folgen Frankreich (2,1 Mio. t, 70 Standorte) sowie Polen (2 Mio. t, 130 Standorte). Frankreich und Polen profitieren von ihren nationalen Förderprogrammen, die eine Erhöhung der Kapazität 2022 von jeweils 400.000 t im Vergleich zum Vorjahr zur Folge hatten. Die Zahl der Pelletswerke stieg im Falle Frankreichs von 58 auf 70 und Polens von 90 auf 130. Frankreich plant, seine Produktion bis 2025 auf rund 3 Mio. t/J zu erhöhen.
Lettland, 2021 noch auf Platz 2 hinter Deutschland mit 2,1 Mio. t/J, reduzierte seine Produktionsleistung 2022 auf knapp 1,8 Mio. t. Hintergrund hierfür ist die geopolitische Situation mit den gestiegenen Produktionskosten sowie auch der geringeren Verfügbarkeit von Rohmaterial aufgrund des reduzierten Holzeinschlages. In einer ähnlichen Situation ist Rumänien, das seinen Pelletsausstoß um 100.000 t auf 500.000 t weiter reduziert hat. In Serbien sank trotz dreier Neuinbetriebnahmen der Ausstoß um 11% auf 418.000 t.
Industriepelletsbedarf geht zurück
Mit 630.000 t/J ist Deutschland der größte Pelletsverbraucher Europas im gewerblichen Wärmesektor, gefolgt von Schweden und Großbritannien © Quelle: EPC survey 2023, FAO, Argus Media, ENplus, EIA | © Holzkurier 2023
Mit 33,3 Mio. t lag der Pelletsverbrauch um 2,2 Mio. t unter dem Vorjahr (2021: 35,5 Mio. t). Das Verhältnis von Strom- und Wärmeversorgung hat sich umgedreht. Zur Verstromung wurden 14,6 Mio. t (44%) benötigt und im Wärmesektor 18,7 Mio. t (56%).
Der Pelletsbedarf Europas zur Verstromung ist 2022 um 2,7 Mio. t auf 14,6 Mio. t gesunken. Sowohl Großbritannien (–2,6 Mio. t), als auch die Niederlande (–300.000 t), Dänemark (–550.000 t) sowie Belgien haben den Industriepelletsverbrauch im Jahresabstand deutlich reduziert. So hat die Drax-Gruppe die Produktion an britischen Standorten, die mit sogenannten Differenzverträgen (Englisch: Contracts for Difference; CfD) ausgestattet waren, zurückgefahren. In den anderen drei Ländern wurden Biomassekraftwerke und Blockheizkraftwerke zum Teil stillgelegt.
Deutschland hat Italien beim Verbrauch im Wärmesektor 2022 überholt. Mit 3,2 Mio. t lag der Bedarf Deutschlands um 11% oder 250.000 t über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Verbrauch Italiens sank um rund 10% auf 3 Mio. t, davon entfallen 2,85 Mio. t auf den privaten Wärmesektor. Damit ist Italien das einzige Land in den Top 5, das einen Rückgang im Verbrauch hatte. Dies lässt sich laut Bioenergy Europe aber auch in der unterschiedlichen Datenerfassung und -berechnung im Falle Italiens erklären. Der negative Trend sei aber eindeutig, betont man seitens des Verbandes. Interessant ist auch die Schweiz mit 280.000 beziehungsweise 200.000 t, neben Schweden das einzige Land in Europa, wo der Bedarf im privaten und gewerblichen Sektor ähnlich hoch ist.
Trübe Aussichten im Heizungsmarkt
Der Ukrainekrieg und seine Folgeerscheinungen hattennn auch Auswirkungen auf den europäischen Heizungsmarkt. Im 1. Halbjahr 2022 erfuhr die Branche noch eine positive Dynamik, die sich in der zweiten Jahreshälfte spürbar eintrübte. Bei den Pelletsöfen unterstützen konkurrenzfähige Preise, die zunehmende Dekarbonisierung sowie nationale Förderprogramme den Verkauf. Hohe Zinsen, steigende Pelletspreise sowie eine nachlassende Unterstützung für Biomasse in einigen Ländern wirkten sich bis Jahresende negativ auf die Verkaufszahlen aus.
7% der italienischen Haushalte sind mit Pelletsöfen ausgestattet, gefolgt von Frankreich mit 5%, Spanien mit 2,5% sowie Österreich mit 1,5%. Der Markt für Pelletsöfen reagiert sensibler und kurzfristiger auf den volatilen Energiemarkt, gerade im Hinblick auf erhöhte Gas- und Ölpreise. Der Ausblick auf 2024 ist aus der der Sicht von Bioenergy Europe eher trist, da das Vertrauen der Bevölkerung in die Pelletsbranche spürbar gesunken ist.
Bei den Pelletskesseln scheint die Situation im privaten Wärmesektor besser. Bis zum Sommer erfuhr der Verkauf ein moderates Wachstum, nicht so stark wie in den beiden Vorjahren. Die robuste Absatzentwicklung im 1. Halbjahr hat den Markt in Europa aber stabilisiert und zu einem befriedigenden Jahresresultat gegeführt. Fast 4% der österreichischen Haushalte sind mit Pelletskesseln ausgestattet, dahinter folgen Lettland (1,6%) sowie Schweden mit 1,5%.