CanjaÈre

„Nordische“ Pellets aus Frankreich

Ein Artikel von Philipp Matzku | 29.10.2024 - 14:28
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1600 t/J Pellets will Canjaère mit der Salmatec-Pelletsanlage produzieren © Salmatec

Das auf Holzbehandlung und -bearbeitung spezialisierte Unternehmen Canjaère liegt im Département Charente, direkt an der belgischen Grenze. Geschäftsführer Jérôme Moussu produziert mit seinen 17 Mitarbeitern unter anderem Holzverkleidungen, Holzbau- und Dachelemente für den Außenbereich, Terrassenbeläge, Zäune sowie Holz für Schwimmbäder. Der Betrieb ist auf Ölimprägnierung, Brandschutz sowie Autoklavierung spezialisiert.

Das sägeraue Schnittholz bezieht Moussu zu 80% direkt aus Skandinavien, primär aus Schweden und Finnland. Der Rest, vor allem Douglasie, stammt aus der Umgebung oder aus ganz Frankreich. „Die Qualität des Nadelholzes hier in der Region Nouvelle-Aquitaine ist einfach zu gering“, begründet Moussu seine Entscheidung für die nordische Ware.

Von Einstreu zu Pellets

Die Säge- und Hobelspäne wurden in der Vergangenheit regional zur Produktion von Pferdeeinstreu verkauft. Um die Wertschöpfung im Betrieb zu erhöhen, beschloss Moussu 2022, das Restholz (rund 1000 t/J) selbst zu verarbeiten und zu vermarkten. Die Idee, Pferdepellets zu produzieren, wurde schnell verworfen, da die Holzstaubanteile hierfür nicht mitpelletiert werden dürfen. Da die Pelletierung finanziell interessanter war als die Brikettierung, entschied man sich für die Pelletsproduktion und die lokale Vermarktung.

Zukunftsmarkt Frankreich

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Die Gesamtanlage mit der Pelletierung , dem Pelletssilosowie der Absackanlage (v. li.) © Philipp Matzku

„Ich habe zuerst Friedli Bioenergien, den Vertragspartner von Salmatec in der Schweiz, kontaktiert, die mich an VBI Vincent Bleesz International in Barr verwiesen haben“, erzählt Moussu. „Die Elsässer sind seit 2022 Vertragspartner für Salmatec in Frankreich“, informiert Timo Müller, Business Development Director bei Salmatec, und ergänzt: „Wir projektieren gemeinsam mit VBI schlüsselfertige Anlagen und Werke im Bereich der Holzpelletierung in ganz Frankreich. Parallel zu diesem läuft noch ein größeres gemeinsames Projekt mit zwei Pressen des Typs Maxima 840. Insgesamt haben wir über 20 Pressen in Frankreich in Betrieb.“

Das Kompaktmodul

Salmatec hat als Komplettanbieter eine kompakte, schlüsselfertige Pelletieranlage in Modulbauweise auf den Markt gebracht, die speziell für kleinere und mittlere holzverarbeitende Betriebe oder Sägewerke konzipiert wurde. Dabei sind alle Anlagenteile kleiner dimensioniert als bei großen Anlagen, die von Salmatec weiterhin angeboten werden.

Das Modul umfasst eine Pelletspresse des Typs Salmatec Maxima 450, eine Hammermühle der Modellreihe HM von Rematec, Dietersburg/DE, sowie eine Filteranlage. Dazu kommen Zwischenbehälter, Konditionierer, Kühler sowie die dazugehörige Fördertechnik. Die Maxima 450 hat eine Antriebsleistung von zweimal 45 kW und kann etwa 1 t/h produzieren. Sie ist das zweitkleinste Pressenmodell, welches Salmatec für die Holzpelletierung anbietet.

Die gesamte Pelletierung benötigt sehr wenig Platz. Im Fall von Felbermayer Fenster & Türen aus Niederösterreich ist es beispielsweise nur ein 36 m2 großer Raum (Vollautomatische, mannlose Pelletierung). Dank der Modulbauweise ist die Montagezeit sehr gering. Es gibt jedoch keine Einschränkungen bei den Wartungs- und Servicearbeiten. Alle wichtigen Teile der Anlage sind leicht zugänglich. Sechs Pelletieranlagen dieses Typs hat der deutsche Maschinen- und Anlagenbauer bislang verkauft.

Eine Besonderheit der Anlage ist der 10 t-Pelletssilo, der in die Anlage integriert ist und vor der ebenfalls von VBI gelieferten Absackanlage steht. Bei Canjaère plant man, in Zukunft an zwei bis drei Tagen, vor allem nachts, zu pelletieren. „In der Nacht, besonders im Winter, sind die Stromkosten um die Hälfte günstiger als tagsüber“, informiert Moussu. In den Pelletssilo passt genau die Produktionsmenge einer Nachtschicht. Zudem gibt es Überlegungen, weiteres trockenes Restholz (rund 600 t/J) von anderen Unternehmen aus der Region zu kaufen.

Holz aus Skandinavien und Frankreich

Mit Nadelholz unterschiedlicher Herkunft sowie Fremdmaterial kommen auch verschiedene Feuchtegrade. „Wir mussten die Steuerung an diese Bedingungen und Holzarten, von nordischer Ware bis Douglasie, individuell anpassen“, betont Matthias Schindler, Sales Manager bei Salmatec. Eine weitere Herausforderung aufgrund der unterschiedlichen Feuchtigkeitsgehalte ist die genaue Längenkalibrierung des Presskanals bei der Matrize. Der 200 m3 große Trockenspan- sowie ein 24 t-Hobelspansilo können das Werk etwa eine Woche mit Material versorgen.

Bis Ende 2025 plant Canjaère in die Modernisierung und die Erhöhung der Fertigungstiefe des Unternehmens zu investieren. Neben dem Pelletswerk sollen noch die Zubringung bei der Hobel- und die weitere Automatisierung der Sägelinie umgesetzt werden.

Canjaère

Standort: Tournes/FR
Gegründet: 1953
Geschäftsführung: Jérôme Moussu
Mitarbeiter: 17
Produkte: Holzverkleidungen, Holzbau-, Dachelemente, Terrassendielen, Zäune, Ölimprägnierung, Autoklavierung, Schwimmbäder
Umsatz: 6 Mio. €/J
Einkauf Rohware: 12.000 m3/J (Skandinavien, Frankreich)
Pelletsproduktion: 1600 t/J (Kapazität)
Absatz: Frankreich