Pollmeier

Bau- statt Brennholz

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 10.03.2022 - 10:39

Aufgrund des stetigen Rückgangs des Brotbaums Fichte in den tieferen Lagen ist die Rohstoffverfügbarkeit eines der zentralen Zukunftsthemen der mitteleuropäischen Holzwirtschaft. „Mit dem Einsatz von Laubholz auch im konstruktiven Bereich sind wir hier auf einem sicheren Weg. Es fordert jedoch besonders viel Zeit und vor allem viel Bereitschaft und Innovationsgeist, wenn man mit Laubholz etwas bewegen möchte“, eröffnet Patrik Rodlberger, Geschäftsführer des Furnierschichtholz-Werkes von Pollmeier, das Gespräch.

Eine nasse Angelegenheit

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Rund 60 Stunden verbringen die Buchenstämme in der Kochgrube © Raphael Kerschbaumer

Über das Nasslager gelangt das Buchenrundholz in die Kochgruben. Im Anschluss an den Kochprozess erfolgen das Kappen der Stammenden und das Ablängen auf eine Ziellänge von 8 Fuß (knapp 2,5 m). Fertig formatiert, gelangen die Stämme in das Herzstück jedes Furniererzeugers: die Schälmaschine. Auf der Anlage des finnischen Maschinenherstellers Raute werden die Stämme mithilfe eines Lasers vermessen, um so den optimalen Zylinder im Stamm zu ermitteln und auf der Spindel einzuspannen.

Hier kommt eine absolute Besonderheit bei Pollmeier ins Spiel: Die erzeugten Furniere werden bereits während des Schälvorgangs an den Enden geschäftet. Durch exaktes Übereinanderlegen der abgeflachten Enden zweier Furnierblätter vermeidet man bei Harthölzern problematische Überlappungen. „Wichtig ist, dass dieser Prozessschritt noch im Nassbereich der Fertigung geschieht. Während der Trocknung wellen die einzelnen, rund 3 mm dicken Buchenfurniere oft auf. Eine anschließende Bearbeitung würde sie komplett zerstören“, erklärt Rodlberger die patentierte Fertigungslösung. Im Trocknungsprozess arbeitet Pollmeier aktuell mit einem Rollentrockner von Raute. „Aufgrund der höheren Energieeffizienz trocknen wir die Furniere eigentlich im Bandtrockner. Nach dem Brandschaden im vergangenen Jahr werden wir diesen aber vermutlich erst in rund zwei Monaten wieder in Betrieb nehmen können“, kommentiert Rodlberger die Übergangslösung.

Nadelöhr Furnierlegung

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Vielschichtig: Der auf Phenolharz basierte Zweikomponentenklebstoff erzeugt die für die Baubuche typischen dunklen Fugen © Raphael Kerschbaumer

„Die Furnierlegung gibt aktuell noch unsere maximale Produktionskapazität vor. Die vor- und nachgelagerten Prozesse würden leicht das Doppelte schaffen. Aus diesem Grund werden wir noch in diesem Sommer eine zweite Legestation von Raute installieren“, informiert Rodlberger über ein aktuelles Investitionsvorhaben. Nachdem das Furnierbett gelegt wurde, geht es zum Pressen in die Contiroll. Eine Besäumung der LVL-Platten erfolgt unmittelbar nach der 60 m langen Presse. Nach dem Zuschnitt auf die gewünschten Längen ist nach diesem Prozessschritt die Vorfertigung abgeschlossen.

Für die individuelle Trägerproduktion werden die LVL-Platten zunächst auf einer Vielblattsäge aufgetrennt. Über einen Durchlauferhitzer gelangen die Lamellen nach dem Beleimen in die Presse des deutschen Maschinenbauers H.I.T.. Zu einem Träger verpresst, findet die Buche nun Anwendung in unterschiedlichen konstruktiven Bereichen. „Das größte Potenzial hat die Buche aber mit Sicherheit in der Anwendung als Stütze. Das besonders druckfeste Laubholz erlaubt hier Querschnitte von nur einem Bruchteil im Vergleich zu herkömmlichen Stützen aus Nadelholz. Bei stetig steigenden Quadratmeterpreisen im Hochbau kann durch die Baubuche viel wertvoller, zusätzlicher Platz gewonnen werden“, schildert Rodlberger die Vorzüge von Laubholz im konstruktiven Einsatz.

LVL statt Massivholz

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Hohe Nachfrage: Die Baubuche erlebte im vergangenen Jahr ebenfalls einen rasanten Preisanstieg und befindet sich aktuell bei rund 900 €/m3 – wohlgemerkt, dass hier im Vergleich zu Fichte deutlich weniger Material auf der Baustelle benötigt wird © Raphael Kerschbaumer

Einen der größten Wachstumsmärkte für Pollmeier stellt laut Rodlberger der Möbelmarkt dar. Die Nachfrage nach einzelnen Furnierschichtholz-Elementen, vor allem für Unterkonstruktionen von Möbelstücken, nimmt immens zu. Der Grund liegt in der Homogenisierung der Holzeigenschaften: Ein Holzfehler in einem einzelnen Furnier hat über den gesamten Querschnitt wenig Einfluss, wohingegen bei Massivholz deutlich höhere Reklamationsquoten anfallen.

„Aufgrund der politischen Forderungen und der hohen Nachfrage nach ökologischen Baumaterialien werden unsere Produkte auch in Zukunft viel Verwendung finden. Da hier besonders der Laubholzbereich noch viel ungenutztes Potenzial birgt, bin ich mir sicher, dass wir uns mit der Baubuche auf einem wichtigen und erfolgreichen Weg befinden“, gibt Rodlberger einen zuversichtlichen Ausblick in die Zukunft.