Internationales Holzbau Forum

Die Holzbaubranche kommt in Innsbruck zusammen

Ein Artikel von Birgit Fingerlos (für holzkurier.com bearbeitet) | 19.09.2023 - 14:13
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Am ersten IHF-Veranstaltungstag stehen Praxisberichte aus Holzarchitektur, Holzhausbau und ­Verbindungstechnik auf der Agenda. Das Bild zeigt den ­Luftschiffhangar Mühlheim © Stefan Lamberty, WDL-Gruppe

Mehrere ­Maßnahmen, um den stotternden Bau möglichst bald wieder in einen runden Lauf zu bringen, werden derzeit geplant und ausgehandelt. „Ob die aber reichen?“, fragt sich der Veranstalter des IHF, Forum Holzbau, und erhofft sich auf der Tagung Antworten darauf. 

Dass der viele Jahre verlässlich brummende Baumotor trotz des großen Bedarfs nicht mehr zieht, liegt laut Forum Holzbau an mehreren Faktoren. Man nennt die kumulierende Wirkung pandemiebedingter Lieferkettenstörungen und Veränderungen in der Weltordnung. Zudem gibt es laut Forum Holzbau die Energiekrise, eine schwierige Zinsentwicklung, die Inflation und das Erfordernis zur Klimaanpassung und Transformation der Wirtschaft. „Das alles war zu viel auf einmal und in seiner Wirkung nicht vorhersehbar. Alles zusammen führte zu einem deutlichen Stimmungsabschwung. Im kommenden Jahr wird die Wirtschaft nicht so einfach aus der Inflations- und Zinskrise herauskommen, wie das bei der Bankenkrise der Fall war. Es könnte dicker kommen als erwartet“, meinen die IHF-Veranstalter.

Ein Teil des Krisenabwehrpakets liegt in der Hand der Politik, welche die regulatorischen Rahmenbedingungen verbessern sollte. Die Bauwirtschaft muss aber auch eigene Schritte unternehmen, um dem drohenden Abschwung am Bau etwas entgegenzusetzen. Das ist keine leichte Aufgabe: Die Unternehmen sollen nicht nur Material und Gebäude produzieren, sondern müssen gleichzeitig auch die eigene Transformation von fossil auf klimaneutral vollziehen. Im Prinzip geht es darum, den Bau mit klimaneutralen, gleichzeitig aber auch erschwinglichen Produkten so gut zu versorgen, dass dringende Bauaufgaben, wie die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum, die energetische Sanierung des Gebäudebestands und der Umbau leer stehender Gewerbeflächen, tatsächlich auch in nennenswertem Umfang in Angriff genommen werden. Alle diese Aufgaben sollen nicht weiter mit klimaschädlichen Produkten umgesetzt oder gar auf die lange Bank geschoben werden. Das IHF bietet aufgrund seiner in vielen Jahren gewachsenen Rolle als Treffpunkt eine gute Gelegenheit, um branchenintern, aber auch länderübergreifend gemeinsame Ziele und Maßnahmen zu besprechen, abzustecken und in die Wege zu leiten. 

Das Tagungsprogramm selbst läuft im bewährten Schema ab: Am Mittwoch, dem 29. November, erfolgen der Auftakt und fünf parallele Prologe. Am Donnerstag, dem 30. November, und am Freitag, dem 1. Dezember, ist das IHF-Kernforum geplant. Neben Prologen am Mittwochnachmittag mit Praxisberichten aus Holzarchitektur, Holzhausbau und Verbindungstechnik sei hier auf Prolog 2, der sich dem Thema Fertigbau widmet, hingewiesen. In diesem Prolog werden die europäische Gesetzgebung und ihre Auswirkungen auf nationale Unternehmen und ihre Produkte beleuchtet. Der europapolitische Prolog 5 wird vom österreichischen Land- und Forstwirtschaftsministerium organisiert. Hier geht es unter anderem um die gemeinsamen europäischen Aktivitäten der Holzpolitikplattform Woodpop. Norbert Totschnig, Österreichs Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, wird den Prolog 5 mit einem Grußwort eröffnen. An der abschließenden Podiumsdiskussion nimmt Silvia Melegari, Generalsekretärin von CEI-Bois in Brüssel, teil.

Das Kern-IHF beginnt am Donnerstag im Themenkomplex Holzumfeld mit Vorträgen des Kölner Klimaforschers Frank Böttcher und von Dr. Sebastian Rüter vom Thünen-Institut Hamburg. Anschließend teilt sich das Programm in drei parallel laufende Vortragsstränge auf. Im Strang Holztragwerke werden ausgewählte Bauprojekte, wegweisende Geschossbauten und Flughafengebäude in Holzbauweise vorgestellt. Der zweite Strang widmet sich der Holzbauentwicklung und behandelt Themen aus der Holzforschung. Vorgestellt werden Forschungsprojekte und -ergebnisse. Konkret geht es um die Weiterentwicklung des Eurocode 5, Holzklebstoffe und CO2-optimierte Holzwerkstoffe und Klebetechnik. Der dritte parallele Vortragsstrang nennt sich Master Colloquium. In diesem Strang stellen Absolventen von Masterstudiengängen an der Uni Bern, der Uni Stuttgart, der OTH Regensburg, der TH Rosenheim und der TU München die Ergebnisse von Abschlussarbeiten mit Bezug zum Holzbau vor. Im Anschluss gibt es ein World Café, das Gelegenheit zur Vernetzung von teilnehmenden Wirtschaftsunternehmen und Planern mit den Hochschulabsolventen bietet.

Den IHF-Gastvortrag vor dem gemeinsamen Abendessen hält Prof. Dr. Alexander Pretschner von der TU München zum Thema „Künstliche Intelligenz, ChatGPT“. Forum Holzbau ehrt anschließend den Schweizer Unternehmer Georg Kuratle und den Wiener BOKU-Professor Dr. Alfred Teischinger.

Am Freitagvormittag werden in vier zeitlich parallelen Vortragsreihen Projekte aus den Bereichen Ingenieurholzbau (Block A), Hallenbau (B) und mehrgeschossiger Bau (C) vorgestellt. Im Block D bietet die TU München ein Diskussionsforum an. Im ersten Teil diskutieren Vertreter der Natur- und Artenschutzorganisation WWF und des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR) über die Zukunft der Holznutzung, im zweiten Teil geht es um Nutzungsoptionen für Laubholz. Der IHF-Epilog thematisiert unter anderem den Holzbau in Japan und die Grenzen des Wachstums im Holzbau.

Weitere Infos und Anmeldung: www.forum-holzbau.com