Es muss nicht immer die Autoindustrie sein“, sagt Dr. Herwig Kohla, neuer Miteigentümer der Holzwerke Naila, und spricht damit eine oft herangezogene Benchmark an, wenn es um seriell gefertigte Holzbauelemente gehe. Es gäbe auch einige andere Branchen, wie etwa den Bau von Kreuzfahrtschiffen, bei denen man sich einiges für eine Modulfabrik abschauen könne. Grundsätzlich sei ein Blick von außen und über den Tellerrand aber auf jeden Fall der richtige Weg, um Herausforderungen und echte Innovationen anzugehen, betont Kohla, der genau wie die hinter der BGK Holding stehende österreichische Investorengruppe nicht aus der Holzbranche stammt.
Der modulare Holzbau ist die Industrialisierung des Wohnbaus, der seine Stärken insbesondere dann ausspielen kann, wenn in kurzer Zeit hohe Stückzahlen mit immer gleicher Bauart gefordert sind. Eine zu hohe Individualisierung treibe indes eben den Kosten auch die Fehleranfälligkeit in die Höhe.
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Trotz der aktuell schwächelnden deutschen Baukonjunktur geht Kohla davon aus, dass die momentan errichteten Fertigungen schon in zwei, drei Jahren dringend gebraucht werden: „Mittlerweile fehlen nicht 400.000, sondern 800.000 Wohnungen, die rasch gebaut werden müssen, wenn das Vertrauen in die Wirtschaft wieder da ist.“ Bis dahin beschäftigen sich Kohla und sein Team intensiv mit der Frage, was leistbares Wohnen eigentlich ist. „Die Menschen müssen sich Wohnen auf jeden Fall leisten können, weshalb wir gemeinsam mit Architekten und Bauträgern an erschwinglichen, aber dennoch solide gebauten Lösungen arbeiten“, betont Kohla und fügt hinzu, dass man für den angepeilten Nettopreis von 2000 €/m2 gewisse Abstriche, wie etwa bei der Individualisierung, machen müsse.
Mit rascher Bauzeit punkten
Neben dem sozialen Wohnbau ortet Kohla auch großes Potenzial in zahlreichen weiteren Sparten, wie etwa dem Tourismus, bei Kindergärten, Schulen, Pflegeheimen oder Studentenheimen. „Der modulare Holzbau ist die Industrialisierung des Wohnbaus, der seine Stärken insbesondere dann ausspielen kann, wenn in kurzer Zeit hohe Stückzahlen mit immer gleicher Bauart gefordert sind. Eine zu hohe Individualisierung treibt indes neben den Kosten auch die Fehleranfälligkeit in die Höhe“, analysiert Kohla und ergänzt, dass der Modulbau in vielen Bereichen anderen Bauweisen überlegen, aber sicherlich nicht für alle Projekte – Stichwort Einfamilienhaus – geeignet sei.
Aktuell kommt der Großteil der Anfragen der Holzwerke Naila aus dem Tourismusbereich, wobei neben klassischen Hotels auch Tinyhäuser für Glamping-Ferienanlagen in Österreich und Kroatien stark nachgefragt werden. „Wenn die Produktion und Errichtung in Summe lediglich ein halbes Jahr dauern, dann bringt das dem Touristiker einen großen wirtschaftlichen Vorteil“, weiß Kohla. Als Beispiel nennt er ein Hotelprojekt in Passau, dessen 150 Module in lediglich drei Monaten gebaut und versetzt wurden.
Dasselbe gilt für Kindertagesstätten, wobei hier nicht unbedingt der wirtschaftliche Faktor an erster Stelle steht. „Merkt eine Kommune bei einer Bedarfserhöhung im Frühling, dass zu wenig Kitaplätze zur Verfügung stehen, kann ein bestehender Bau in nur wenigen Monaten modular erweitert werden“, beschreibt Kohla den Idealfall.
Zahlreiche Optionen
Abseits der klassischen Modulbauanwendungen sieht Kohla künftig auch in zahlreichen anderen Sparten Entwicklungsmöglichkeiten, wobei er unter anderem Trafohäuschen im alpinen Gelände als Beispiel nennt.
„Diese können ohne Weiteres auch in Holz und modular gefertigt werden und würden ob ihres geringeren Gewichts den Transport auf Forststraßen deutlich erleichtern“, erläutert Kohla.
Große Pläne in Thüringen
Nach der erfolgreichen Übernahme des Standortes Naila mit einer Kapazität von 500 bis 600 Modulen pro Jahr plant Kohla nun die Errichtung eines weiteren Modulwerks. Der neue Standort soll in Thüringen entstehen und mit 2500 bis 3000 Modulen Jahreskapazität einer der ganz Großen in der Bundesrepublik werden.
„Der Markt ist groß und es gilt nun, den Holzmodulbau weiter zu etablieren“, appelliert Kohla auch an seine Mitbewerber und fügt abschließend hinzu, dass sich die guten Hersteller auf allen Märkten durchsetzen werden. l