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Bene-Vorstandsvorsitzender Frank Wiegmann © DI (FH) Birgit Fingerlos

Impulse für Designer

Ein Artikel von DI (FH) Birgit Fingerlos aus Rosenheim/DE | 23.10.2008 - 16:58
Im Mittelpunkt der Fachvorträge des Kooperationsforums Rosenheim standen Erfahrungsberichte über realisierte Projekte und zukünftige Entwicklungen - von innovativen Materialkombinationen über neuartiges, attraktives Design bis hin zu Automation und Robotik in der Fertigung. Vor allem Anwender aus Handwerk und Industrie sowie Studenten zählten zu den 300 Teilnehmern.

Materialien und Design

Der Referentenblock Innenausbau/Möbel und Innenarchitektur handelte vorwiegend über Materialien und De­sign, wobei die Vortragenden immer wieder die Automobilbranche als Referenz-Designer darstellten. „Innovation be­deutet, den Mut zu haben, neue Ma­terialien in neuen Produkten aufzunehmen und so Bestehendes weiterzubringen”, argumentierte Moderator Dr. Christian Wenzler, Hauptgeschäftsführer Fachverband Schreinerhandwerk Bayern, München/DE.
Als Trend definiert Aart van Bezooyen, Designer, Materialexperte, Dozent, Inhaber Material Stories, Hamburg/DE, das Material als Identitäts-Botschaft. Er meint damit nicht neue Materialien, sondern wie mit bestehenden Werkstoffen eine Marke gebildet wird, so dass diese vom Menschen an­genommen wird. Als Beispiel nannte er Freitag, Zürich/CH. Dort werden ausschließlich Produkte aus original ge­brauchten Materialien hergestellt: weitgereiste Lkw-Planen, ausrangierte Auto­gurten, abgewetzte Fahrradschläuchen und recyclierte Airbags. Ursprünglich war das Unternehmen auf die Taschen-Produktion spezialisiert. In­zwischen kommen ständig neue Produkte, wie etwa Fußbälle, dazu.
Um Materialien handelte auch der Vortrag von Roland Hasenkopf, Inhaber und Geschäftsführer Hasenkopf Holz und Kunststoff, Mehring/DE. Sein Unternehmen verarbeitet Corian. Hasenkopf präsentierte Ideen, die im Unternehmen entstanden sind und jetzt vermarktet werden. Beispiele sind gefrästes oder hinterleuchtetes Corian.
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Prof. (FH) Mag. Dr. Bernhard Rothbucher, Fachbereichsleiter Industrial Design, Studiengang Design und Produktmanagement, FH Salzburg, Kuchl © DI (FH) Birgit Fingerlos

Das Design die Schnittstelle zwischen Unternehmen und Konsumenten ist, betonte Prof. (FH) Mag. Dr. Bernhard Rothbucher, Fachbereichsleiter Industrial Design, Studiengang Design und Produktmanagement, FH Salzburg, Kuchl. Anhand von Fallstudien zeigte er Wege auf, wie Unternehmen durch eine gute Implementierung des Faktors Design am Markt bestehen. Als Misserfolgsgeschichte nannte Rothbucher die Entwicklung des Ford Scorpio, der am Markt nicht eingeschlagen hat. „Hier hat man Kundenbedürfnisse aus dem Auge verloren”, argumentiert er. Dagegen habe es beispielsweise BMW geschafft, mit dem BMW Art Car, sich sogar in Ausstellungen zu präsentieren.

Visionen und neue Ansätze

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Herbert H. Schultes, Industrial Designer und Inhaber Herbert Schultes Design Studio, Fürstenfeldbruck/DE © DI (FH) Birgit Fingerlos

„Der Titel meines Vortrages „Design- und Produktentwicklung mit und für den Kunden - am Beispiel eines Möbelbauunternehmens” steht voller Widersprüche: Wer ist mein Kunde, der Händler oder der Endverbraucher”, erkannte Herbert H. Schultes, Industrial Designer und Inhaber Herbert Schultes Design Studio, Fürstenfeldbruck/DE. Design ist heute oft oberflächliches und kitschiges Styling. „Wenn ich Design entwickle, ist die Hauptfrage: welches Design meine ich überhaupt?”, so Schultes. Mit jedem neuen Entwurf wird das Profil einer Marke geschärft oder unschärfer gemacht. Schultes nannte als Beispiel seinen Kunden Bulthaup, für das sein Büro die b3-Küche entwickelt hat. b3 ist durch Komplexität und garantierte gleichbleibende Qualität aller Teile bestimmt. Die Materialmengen wurden auf das Notwendigste reduziert. Dies zeigt sich beispielsweise bei den dünnen Wandstärken.
In Herbert Schultes Design Studio wurde für b3 auch eine Multifunktionswand entwickelt. Auf dieser können Unterschränke, eine Bank, Regale oder Accessoires montiert werden. Theoretisch könnte man mit der Wand ein ganzes Haus einrichten, schildert Schultes. Durch die Gestaltung der Multifunktionswand wird optische Leichtigkeit unterstrichen.

Vielseitiges Programm

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Lars-Erik Sandström, Präsident Swedwood International AB, Ängelholm/SE © DI (FH) Birgit Fingerlos

Die Hochschule Rosenheim veranstaltete eine eigene Vortragsreihe. Diese stand unter dem Motto „Innovationen in der holzindustriellen Produktion”.
Die Philosophie von Swedwood innerhalb der Ikea-Gruppe erläuterte Lars-Erik Sandström, Präsident Swedwood International AB, Ängelholm/SE. Das Unternehmen punktet mit vertikaler Integration. Sandström präsentierte einige Swedwood-Neuinstalationen wie die Werke Danville, Wielbark und Hultsfred.
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Bene-Vorstandsvorsitzender Frank Wiegmann © DI (FH) Birgit Fingerlos

Über die Unternehmens-Strategie von Bene, Waidhofen, informierte Bene-Vorstandsvorsitzender Frank Wiegmann: „Wir gestalten Räume, in denen Menschen gut arbeiten können und gerne arbeiten wollen”. Wiegmann ist davon überzeugt, dass „nur eine klare Strategie auf Dauer hohe Erträge sichert”. Wichtig sei es das Gesamtsystem zu optimieren, nicht nur das Design.
Darüber hinaus wurden Vorträge zu den Themen Organisation und Management sowie Automatik und Robotik gehalten. Eine Fachausstellung rundete das Programm ab.
Die Bayern Innovativ hat das Kooperationsforum Rosenheim gemeinsam mit dem Fachverband Schreinerhandwerk Bayern, der Hochschule Rosenheim, dem Cluster Forst und Holz sowie mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie organisiert.