Kaindl-Geschäftsführer Buchmesser und Dr. Schitter (v. li.) vor neuen Produkt-Entwicklungen © DI (FH) Birgit Fingerlos
Auf das laufende Geschäftsjahr gesehen, verzeichnet Kaindl einen Umsatzrückgang von 15%. Im I. Quartal waren es noch knapp 20%. Inzwischen geht die Nachfrage tendenziell nach oben. Man ist sich bei Kaindl jedoch nicht sicher, ob der Markt anzieht oder ob das nur Lagerbewegungen sind. „Für uns sind die nächsten Monate nicht abschätzbar. Jede längerfristige Vorhersage wäre unseriös. Aufgrund unserer Auftragsbücher können wir etwa die nächsten vier bis sechs Wochen beurteilen”, sagt Kaindl-Geschäftsführer Dr. Leonhard Schitter.
Starker Preisverfall
Die Produktionsmenge bei Kaindl sank im vergangenen Geschäftsjahr um 8%. „Wir müssen billiger verkaufen, um die Absatzmengen halten zu können”, bedauert Buchmesser. Europaweit haben die Holzwerkstoff-Hersteller in den vergangenen Jahren Kapazitäten ausgebaut. „Es musste so kommen, dass wir uns jetzt mit einem extremen Preisverfall herumzuschlagen haben”, argumentiert Buchmesser.Aufträge sind da, weshalb das Unternehmen in normaler Kapazität produziert. Personalabbau und Kurzarbeit sind für Kaindl kein Thema. 800 Mitarbeiter werden beschäftigt. „Dort, wo wir Schichten herausnehmen mussten, haben wir uns zunächst von Fremdarbeitskräften getrennt, Überstunden und Urlaube abgebaut, unser Stammpersonal aber nicht wesentlich angetastet. Das war und ist uns ganz wichtig”, informiert Schitter. Nur zu Weihnachten, wo Kaindl üblicherweise drei bis vier Tage nicht produziert, hat man diese Stillstände 2008 auf zwei Wochen verlängert. Laut Schitter war das notwendig, da die Lager zu voll waren. Seither musste man die Produktion nicht mehr abstellen.
„Der Zustand mit den Kreditversicherungen hat für uns alle einen negativen Beigeschmack”, bedauert Schitter. „Wenn die Kreditversicherungen die Limits, die sie für die Kunden gezeichnet und vereinbart haben, auch längerfristig aufrecht halten und nicht oftmals unverhofft kürzen oder gar zur Gänze aufheben würden, könnte man mehr Aufträge ausliefern”, ist er überzeugt. „Selbst bei langjährigen und sehr guten Kunden gibt es keine Sicherheit mehr, dass die Kreditversicherung nicht die Limits plötzlich kürzt und so die Zusammenarbeit gefährdet”, erklärt der Geschäftsführer. „Andere Branchen und unsere Lieferanten haben damit ebenfalls zu kämpfen, dadurch wird die Gesamtsituation wesentlich verschlechtert”, sagt Buchmesser.
Produktneuheiten kommen gut an
Das Bestreben, immer einen Schritt voraus zu sein, zeichnet Kaindl aus. „Unsere Kunden sind jetzt noch interessierter an Innovationen”, freut sich Buchmesser. Vergangenen Sommer war der richtige Zeitpunkt, um eine neue Fußbodenproduktionslinie zu starten. Kaindl ist in der Lage, Echtholzböden und ink-jet-bedruckte Holzfußböden herzustellen. Das Unternehmen vermarktet diese Produktlinie unter dem Namen Kaindl Two (Echtholzböden, bedruckte Holzfußböden) beziehungsweise Kaindl Three (bedrucktes MDF). Derzeit arbeitet man an der Entwicklung von neuen Oberflächen im Fliesendesign. „Seitens unserer Kunden ist das Interesse an der neuen Technologie sehr groß”, beobachtet die Geschäftsführerin.In Nordamerika, Deutschland und Holland hat man mit Kaindl Two und Kaindl Three Platzierungen in Baumärkten erreicht. „Das ist gar nicht so leicht, weil es oft lange Vertragsperioden gibt”, sagt Buchmesser.
Kommendes Jahr wird man zum zweiten Mal im Kaindl Floor House eine Hausmesse abhalten. Diese wird zu Jahresbeginn 2010 stattfinden. „Wir schätzen diese Art der Kundenkommunikation”, erklärt Schitter und weist darauf hin, dass dieses Konzept erfolgreicher als ein Messeauftritt ist. „Wir planen eine virtuelle Präsentation”, sagt Buchmesser. Kaindl Floor House-Besucher können sich zur Hausmesse in einer virtuellen Wohnwelt von den Produktneuheiten überzeugen.
Schneller beim Kunden
Heuer investiert Kaindl 1,5 Mio. € in eine eigene Musterabteilung. „Wir werden ab Herbst innerhalb von 24 Stunden Standardmuster und innerhalb 40 Stunden Muster im Küchentürenformat versenden. Dadurch werden wir unseren Service entscheidend verbessern”, argumentiert Buchmesser. In der Kaindl Floor Factory wird die Muster-Produktion eingerichtet.Die Geschäftsführerin beobachtet eine starke Nachfrage von Kaindl-Schmaldielen. „Darum haben wir uns entschlossen, in unserem Werk in Lungötz eine zusätzliche Schmaldielen-Produktionsanlage zu installieren”, sagt Buchmesser. Hierfür werden 3 Mio. € investiert. Ende Juli hat man dazu den Auftrag erteilt, informiert man.
Kaindl Two und Kaindl Three werden in Salzburg produziert. Diese beiden Produktlinien werden in einem Vollkarton verpackt. Den Kunden ist es Wert, für eine hochwertige Verpackung zu bezahlen, beobachtet man. Weshalb Kaindl sich entschlossen hat, auch im Werk Lungötz eine neue Verpackungslinie zu installieren.
Kunden, die hochwertige Produkte kaufen, verlangen nach Trittschalldämmung, beobachtet man bei Kaindl. Darum wird man bei Kaindl auch für die Kaindl Two- und Three-Kollektion eine Trittschallanlage installieren.
„Wir investieren auch ständig in die Instandhaltung. Unsere Werke sind modern ausgestattet”, argumentiert Schitter.
Gut organisierte Transportwege
Ökologisch wirtschaften ist für das Unternehmen wichtig. So wird beispielsweise zu 75% Biomasse anstelle von fossilen Brennstoffen eingesetzt. Bei Kaindl ist man bemüht, möglichst viele Transportwege auf die Schiene zu bringen.„Was Kundenbeziehungen betrifft, wird die Logistik immer mehr zum entscheidenden Faktor”, argumentiert Schitter und erklärt: „Wichtig ist, die Kosten für die Kunden zu reduzieren und dem Kunden besten Lieferservice zu bieten.”
Mit Kompetenz im Containerverkehr tritt das Kaindl-Tochterunternehmen CTS auf, das am Standort in Salzburg einen neutralen Containerterminal betreibt. Dabei werden 8 % des CTS-Umsatzes mit Kaindl erwirtschaftet. Vor allem Unternehmen aus der regionalen Wirtschaft im Einzugsgebiet von 150 km zählen zum CTS-Kundenkreis. Auch bei CTS verspürt man einen Rückgang: Das Warenaufkommen ist um 14% gesunken (2008: 180.000 Container). „Das ist ein Geschäftsbereich, den man nicht so leicht beeinflussen kann, da man von externen Warentransporten abhängig ist. Aber auch hier gehen die Zeiger wieder nach oben”, macht Schitter im Gespräch deutlich.