Praktisch und ressourcenschonend ging es auf der Blickfang-Messe in Hamburg zu. 150 Jungdesigner und alte Gestaltungshasen aus ganz Europa zeigten allerhand Schönes und Nützliches. Viele Produkte bestanden ganz oder teilweise aus Holz. Das Recycling spielte eine große Rolle, ohne Optik, Haptik und Funktionalität der Produkte zu beeinträchtigen. 11.200 Besucher lockte die Ausstellung mit Bummelopportunität in die Deichtorhallen. Die meisten kamen allerdings nicht zum Late-Night-Shopping am Freitag, sondern nahmen sich am Sonntag Zeit für Stil und Inspiration. Ohne Berührungsängste setzten sie sich mit den Kreativen auseinander, die sich über Zuspruch und neue Anregungen des wertschätzenden Publikums freuten. Es lag eine fast familiäre Atmosphäre in der Luft.
Aus der Not heraus
Die Möbel und Wohnaccessoires von Woodthings, Hamburg, entstammen einer Notlage. Ein neuer Couchtisch musste her. Aus Mangel an bezahlbaren und hübsch anzusehenden Exemplaren im Handel entschloss sich Designer Jan O. Jentsch für „Marke: Eigenbau“. So verwandelte sich die erste Europalette in einen Wohnzimmer-Hingucker. Jentsch verhilft durch das sogenannte Upcycling nun auch alten Baugerüsten und anderem Altholz zu einem zweiten Frühling.
Wie der Name schon verrät, hat Hafenholz, Hamburg, eine andere Rohstoffquelle angezapft. Ausgangspunkt des Unternehmens war der Wunsch nach der Nutzbarmachung von Holzreststücken, die bei der Aufbereitung von importierten Hölzern im Hamburger Hafen anfallen. Mittlerweile verarbeiten Lasse Bagdahn und Per Völkel auch alte Dalben, die dem Festmachen von Schiffen dienten, und andere Hölzer zu Möbeln, Bilderrahmen und Ladenbau-Elementen.
Aus dem Holz aufgegebener Berghütten fertigen Harald Hofer und Felix Fehr ihre Almleuchten in Innsbruck. Als Block, durch dessen Spalten das Licht entweicht, oder als filigrane Holzlaterne mit hauchdünnen Holzwänden bringen die Lampen die Urigkeit ihrer Herkunft mit.
Vermutlich fast so alt, wie die ausgedienten Holzbalken, derer Almleuchten sich bedient, ist der die Frage: „Wohin mit dem teuren Rennrad, wenn man es nicht fährt?“ Viele findige Heimwerker werden dafür sicherlich schon eine Lösung für die eigenen vier Wände gefunden haben. Dazu zählen auch die Designer Kraft & Ulrich, Hamburg. Ihr „Harper – Hängesystem für Alles“ ist flexibel gestaltbar und hält auch ein Fahrrad an der Wand. Die dicke Sperrholzplatte mit zwei Ösen, die sich über die Halterung an der Wand stülpen lassen, ist übersät mit Ausfräsungen, durch die passende Holzstifte von hinten formschlüssig hineingedrückt werden. Kleine Regale oder auch einfach Bügel finden an diesen Halt.
Eine Halterung zum Mitnehmen präsentierte Lolopo Design, Köln, mit dem treuen Fritz. Der Vielseitigkeitshaken hat keine unpraktische Seite. Jedes Detail seiner Gestaltung dient dem Zweck, Dinge, wie Taschen und Jacken, spontan an Ort und Stelle aufhängen zu können.
Flexibler Stauraum
Ekomia, Berlin, steht für Möbel aus deutscher Feder und polnischer Produktion zu vertretbaren Preisen und aus zertifiziertem Holz. Die Regalsysteme, Betten und Kindermöbel sind außerdem mit ökologisch einwandfreien Farben behandelt. DIY-Projekte befinden sich ebenfalls im Portfolio. Schraubzwingen zur Verbindung von Kisten zu individuellen Regalen oder ein Kleiderstangen-Bastelset, zu dem man sich erst noch den passenden Ast im Wald suchen muss, lassen der Kreativität freien Lauf.Als Blickfang nutzte Performa, Heilbronn/DE, ein Sperrholz-Tablett mit Antirutschbeschichtung. Die Designer widmen sich sonst aber eher der Möbelgestaltung. Klare Linien stehen dabei im Vordergrund. Das Material der Wahl ist häufig Holz, welches gern kombiniert wird. Das Regal 03 aus Birke mit bunten Glasschiebetüren stabilisiert sich durch sein Eigengewicht und ein Stahlseil.
Regallust bereiten die Schöpfungen von Markus Bühler aus Ahlen/DE. Auf der Blickfang testete er, wie sein neuer, modularer Regalprototyp ankommt. Schlichte, offene Einheiten werden per Schraubendrehung durch bunte, schließbare Würfel verbunden. Letztere geben freie Bahn bei der Farbwahl.
Viel Spielraum lässt auch ein Regal von Arbor Factory. Die bunten Einheiten lassen sich innerhalb einer integrierten Laufschiene gegeneinander verschieben. Das Unternehmen ist auf die Erfüllung von Einrichtungswünschen fern von Einheitsmaßen spezialisiert.
Mit einem patentierten Steckmechanismus entstehen die Regale von Vilego, Aachen/DE, ganz ohne Werkzeug. Sie lassen sich nach Belieben in alle Richtungen erweitern. Über den Steckregalen hängte Sirja Stiina Albrecht auf der Blickfang ihre Hängeleuchten aus Holz, Lehm und Kork unter dem Label Maailma, Aachen. Ihre Kreationen sollen ein sehr warmes Licht verbreiten.
Bastian Greim beschäftigte sich für seine Lampe ebenfalls mit den Bedingungen der Behaglichkeit. Er wollte in einer klaren Form möglichst gleichmäßig gestreutes Licht erzeugen, ohne an Leuchtstoffröhren zu erinnern. Laut vieler Besucher ist ihm das gelungen.