Zur Komplementierung der eigenen Verpackungslösung aus Schwerwellpappe benötigt die Tricor AG über 1,3 Millionen Sonderpaletten jährlich – Tendenz steigend. Bisher kaufte man diese bei verschiedenen Herstellern zu. Vor drei Jahren beschloss der Vorstand, darunter auch der Vorstandsvorsitzende und Sohn des Firmengründers, Martin Müller, in eine eigene Palettenfertigung zu investieren. Ziel ist die weitere Komplementierung der Wertschöpfungskette. Im Januar 2015 startete Maik Christmann mit dem Projekt. 30 Monate später, im Juni 2017, produzierte Tricor die erste Sonderpalette.
„Mit der eigenen Palettenproduktion sind wir deutlich flexibler. Die Kunden bestellen immer kurzfristiger. Wenn wir die Paletten selber erzeugen, können wir rascher reagieren. Zudem haben wir selbst ein Auge auf die Qualität und können so den sehr hohen, selbst auferlegten Qualitätsanforderungen gerecht werden“, erklärt Maik Christmann. Er leitet das Projekt bei Tricor. Für die positive Projektentscheidung kam folgende Ausgangssituation hinzu: Am Hauptsitz in Bad Wörishofen/DE benötigt man für die Wellpappe-Erzeugung einen hohen Anteil thermischer Energie. Dabei bleiben über 1,7 MW Prozesswärme theoretisch ungenutzt. Im Zuge der Investition in die Palettenfertigung schaffte Tricor auch Trockenkammern an. Somit nutzt man die Abwärme für die Schnittholztrocknung. Aber zurück nach Eppishausen.
Lösung überzeugte
Christmann führte bei der Konzeptionierung eine genaue Analyse hinsichtlich des Ablaufs und Ausrüsters durch. Die Wahl fiel auf Dimter, Illertissen/DE. „Uns hat die Lösung von Dimter am besten gefallen. Außerdem realisierte Dimter bereits ein ähnliches Projekt und hatte schon Erfahrung in der Anbindung an eine Corali-Palettenanlage“, erklärt der Projektleiter. „Dimter lieferte die komplette Mechanisierung von der Aufgabe der Schnittholzpakete samt den drei Hochleistungs-Kappanlagen OptiCut 260 über den Abtransport der Reststücke und der Keilzinkenlängen bis zur Anbindung an die Palettenanlage“, erklärt Manfred Ness von Dimter. Die Investitionssumme für dieses Projekt – inklusive Trockenkammern in Bad Wörishofen und aller baulichen Maßnahmen – beziffert Christmann mit 7,8 Mio. €.
Kein Leistungsverlust
Im Vergleich zu „herkömmlichen“ Palettenproduktionen gibt es wesentliche Unterschiede bei Tricor: Man verarbeitet getrocknetes Schnittholz und bringt die genau auf Länge gekappten Werkstücke online – ohne weiteres Zwischenlager – in die Palettenanlage. Zudem gibt es eine Weinig Grecon-Keilzinkenanlage für Reststücke ab 150 mm. Die keilgezinkten Lamellen fließen dann wieder in die Palettenfertigung ein. „Durch die Onlinebeschickung sind in diesem Bereich der Produktion nur drei statt sechs bis acht Mitarbeiter notwendig“, sagt Christmann.
Der Staplerfahrer stellt die getrockneten Schnittholzpakete je nach geforderter Dimension auf einem der drei Rollengänge bereit. Aufgrund der kontinuierlichen Materialversorgung gibt es keinen Leistungsverlust in der kompletten Produktionszeit. Die Eingangslängen betragen zwischen 2,5 und 5,5 m Länge. Die Arbeitsvorbereitung füttert die Anlage mit den Produktionsdaten. Damit wissen die Mitarbeiter immer genau, welcher Auftrag gerade läuft. Zudem weiß die OptiCom-Steuerung, wie viele Stück noch benötigt werden. Im Prinzip ist jeder der nachfolgenden drei Dimter-OptiCut 260 einer Aufgabestation zugeordnet. Tatsächlich lassen sich die Kappanlagen aber flexibel beschicken.
Ein Vakuumhebegerät bringt das Schnittholz lagenweise auf die Zuführung. Eine Bürste kehrt die Stapellatten von den Werkstücken. Diese gelangen gesammelt über ein Förderband in eine Box. Die Lage passiert eine Brookhuis-Feuchtemessung. Fällt das Brett hinsichtlich der Holzfeuchte aus den Vorgaben, wird es aus der Produktion entfernt. Die Steuerung teilt die Schnittholzlagen jetzt über drei Querförderebenen einer OptiCut 260 zu. Von der Palettenanlage kommt die Freigabe. Steht die Lampe auf „o. k.“, taktet die Einzugsvorrichtung die Hölzer ein. Hier ist zudem eine Messstation montiert, welche die Länge vermisst. Zwei der OptiCut 260 verarbeiten Holzstärken von 15 bis 30 mm sowie Breiten von 78 bis 145 mm. Die dritte kappt neben den Unterzügen auch die Kanthölzer für 2-Wege-Paletten und ist damit mit einem größeren Sägehub ausgestattet. „Zudem verfügen die Kappanlagen über das patentierte Varioband für die optimale Brettzufuhr sowie einen gesteuerten Abfallschacht zur sicheren Abfallentsorgung“, führt Ness aus. Die auf die geforderte Länge gekappten Hölzer werden automatisch der Corali-Palettenanlage zugeführt. Kurzlängen gelangen zu einer Ultra-TT-Keilzinkenanlage von Grecon. Christmann rechnet durch den Einsatz der Keilzinkenanlage mit deutlich weniger Restholz (unter 3 % im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen mit 5 bis 7 %). Eine eigens entwickelte und voll integrierte ERP-Software unterstützt den kompletten Ablauf. Sie steuert den gesamten Datenstrom vom Wareneingang über die Arbeitsvorbereitung und die Schnittstelle zur Anlage bis hin zur eigentlichen Fertigung und den Warenausgang.
Durch diese neue Palettenanlage will Tricor mit einer noch flexibleren und schnelleren Produktion bei seinen Kunden punkten.
Anlässlich der Verpackertage am 8. und 9. November organisiert Dimter exklusive Besichtigungen bei Tricor.
Tricor Packaging & Logistics AG
Gegründet: 1931
Standorte: Bad Wörishofen/DE, Eppishausen/DE, Burg/DE, Offenbach/DE, Mengkofen/DE, Klasterec/CZ
Vorstandsvorsitzender: Martin Müller
Mitarbeiter: 700 (inklusive Spedition)
Produkte: Herstellung und Verpackungslösungen mit Schwerwellpappe (200 Mio. m2/J); Sonderpaletten (1,3 Millionen Stück jährlich ab 2018)
Absatz: europaweit