ANREI

Auftrennen, hobeln, kappen und pressen aus einer Hand

Ein Artikel von Martina Nöstler | 20.06.2017 - 14:33
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Günther Klopf von Weinig (li.) mit Manfred Kamleitner © Martina Nöstler

Anrei aus dem oberösterreichischen Pabneukirchen ist bekannt für seine Massivholzmöbel für Wohnen, Speisen und Schlafen. Kurt Reisinger führt den 1894 gegründeten Familienbetrieb mittlerweile in der vierten Generation. Anreis Anspruch lautet, das Massivholz mit handwerklicher Perfektion zu Möbelstücken zu verarbeiten. „Unsere Stärke ist es, innovative Produkte mit hohem handwerklichem Design und individuell auf Kundenwunsch zu fertigen“, verdeutlicht Anrei-Produktionsleiter Manfred Kamleitner.

Der Möbelhersteller setzt dabei ausschließlich auf Massivholz beziehungsweise einschichtige Massivholzplatten – vom Brett weg zum fertigen Möbelstück. Rund 3500 m3 Schnittholz verarbeitet man jährlich zu Möbeln. Um dieser Philosophie gerecht zu werden, sind neben einer engagierten und motivierten Mannschaft aber auch hochwertige Maschinen gefordert.

Rundum-Erneuerung

Der Maschinenpark der Massivholzfertigung war in Pabneukirchen bereits etwas in die Jahre gekommen. Der Geschäftsführer und sein Team standen 2014 vor der Entscheidung, Massivholzprodukte zukünftig zuzukaufen oder in eine neue Anlage zu investieren. Kamleitner begründet die Investition wie folgt: „Mit einer eigenen Produktion – von der Bohle weg – sind wir flexibler und können auf unsere hohen Qualitätsansprüche besser achten. Außerdem lässt sich so schneller auf Markttrends reagieren.“ Beim Maschinenausstatter fiel die Wahl auf Anlagen aus der Weinig-Gruppe, Tauberbischofsheim/DE. Ab 2015 tauschte man die Anlage sukzessive in den Betriebsurlauben aus.

Den Beginn machte der Massivholzzuschnitt: Dieser erfolgt nun kommissionsweise in einer separaten Halle mit einer Vielblattkreissäge KR 310 M von Raimann, Freiburg/DE. Dieser ist eine Dimter-Untertischkappsäge OptiCut C700 vorgeschaltet. Mit der Maschine lässt sich die Schnittware bis 700 mm Breite rasch und unkompliziert kappen. Die nachfolgende Raimann-Vielblattkreissäge trennt die Hölzer der Länge nach entsprechend der Vorgabe auf. Die Anlage verfügt über eine Zweifach-Blattverstellung sowie eine Rückholeinrichtung. Damit sind für den Rohzuschnitt bei Anrei nur zwei Mitarbeiter im Einsatz: Einer beschickt die Kreissäge, sein Kollege sortiert die aufgetrennten Lamellen und stapelt diese auf.

Neue Kapp- und Hobelanlage

Im Sommer 2015 folgte der nächste Investitionsschritt bei Anrei: Die Weinig-Gruppe installierte eine neue Hobelmaschine samt nachfolgender, verketteter Kappanlage. Hier fiel die Wahl auf einen Weinig-Powermat 1200 beziehungsweise eine Dimter-OptiCut 200 Elite. Ein Mitarbeiter füttert den Powermat 1200 mit den zuvor mit der Vielblattkreissäge aufgetrennten Lamellen. „Der Hobelautomat verfügt über sechs Spindeln sowie CNC-Achsen und ist mit der Powerlock-Werkzeugaufnahme sowie der Powercom-Steuerung ausgestattet“, verweist Weinig-Repräsentant Günter Klopf beim Betriebsrundgang. „Wir setzen den Powermat 1200 zum Vorhobeln vor der Kappung ein. Mit einer sauberen Oberfläche kann über die Qualität beziehungsweise die nicht gewünschten Fehlstellen besser entschieden werden“, weiß Kamleitner. Rund 20 Profile sind standardmäßig in der Steuerung des Hobelautomaten hinterlegt, die der Mitarbeiter je nach Anforderung anwählen kann.

Tadellose Lamellenqualität

Die nachfolgende Mechanisierung bringt die egalisierten Lamellen zur Beurteilungsstation. Dort begutachten ein bis zwei Mitarbeiter mit Argusaugen das von der Hobelmaschine kommende Holz und markieren unerwünschte Fehlstellen mit fluoreszierender Kreide. Über ein Transportband kommen die Lamellen zur Hochleistungskappanlage OptiCut 200 Elite. Mit einer Vorschubgeschwindigkeit von bis zu 250 m/min kappt die Anlage die Fehlstellen entsprechend der Kreidemarkierung aus und optimiert gleichzeitig das Holz anhand der im System hinterlegten Längen. An der 15 m langen Sortierstrecke werden die Werkstücke mit einem der zehn Auswerfer entsprechend der Dimension und der Qualität sortiert. 2015 folgte dann noch der zweite Hobelautomat von Weinig: Anrei entschied sich für einen Cube. „Dieser kommt hauptsächlich bei kleinen Losgrößen zum Einsatz oder wenn es schnell gehen muss“, führt der Produktionsleiter aus. Mit dem Vierseiten-Hobelautomat kommt man aufgrund der einfachen Bediendung rasch auf ein schönes Hobelergebnis. Dazu installierte Weinig noch eine Auslaufmechanisierung: Diese senkt sich immer entsprechend der Holzstärke ab und stapelt die Werkstücke. Damit lässt sich der Cube von einem Mitarbeiter bedienen.

Anfang 2016 fand die nächste Weinig-Anlage Einzug bei Anrei: die Hochfrequenzpresse ProfiPress L2500 HF von Dimter. Diese verfügt über ein Pressbett von 1,3 mal 2,5 m. Als Besonderheit nennt man bei Dimter die geteilten Lineale: „Damit lässt sich Stückzahl 1 fertigen. Außerdem können zwei verschiedene Plattengrößen in einem Pressvorgang nebeneinander erzeugt werden. Die Beleimung der Lamellen erfolgt automatisch mit Weißleim (Polyvinylacetat – PVAC).

Perfekte Abwicklung

Nach etwa einem Jahr waren sämtliche Umbaumaßnahmen seitens der Weinig-Gruppe in der Massivholzfertigung bei Anrei abgeschlossen. Mit der Abwicklung ist der Möbelhersteller vollstens zufrieden. „Es hat alles sehr gut funktioniert“, urteilt Kamleitner. Dies sei auch der guten Vorbereitung – vor allem hinsichtlich der Zeitplanung – geschuldet. „Wir waren immer innerhalb kürzester Zeit in Vollbetrieb.“

„Wir haben uns damals für Anlagen der Weinig-Gruppe entschieden, weil es uns wichtig war und ist, nur einen Ansprechpartner zu haben“, erinnert sich Kamleitner zurück. „Außerdem haben uns Qualität und Service von Weinig schon bei früheren gemeinsamen Projekten überzeugt. Wir brauchen einen starken Partner an unserer Seite“, bringt es der Produktionsleiter auf den Punkt.

Anrei

Standort: Pabneukirchen
Gegründet: 1894
Geschäftsführer: Kurt Reisinger
Mitarbeiter: 200
Produktionsfläche: 20.000 m2
Produkte: Massivholzmöbel für Wohnen, Speisen und Schlafen
Holzarten: Eiche, Nuss, Kernesche, Kernbuche, Ahorn
Absatz: hauptsächlich Österreich, Deutschland, die Schweiz; auch Südkorea und China

Weinig-Gruppe

Standort: Tauberbischofsheim/DE
Gegründet: 1894
Vorstandsvorsitzender: Wolfgang Pöschl
Mitarbeiter: 2000 weltweit, davon 900 in Tauberbischofsheim
Umsatz: 350 Mio. €/J
Geschäftsbereiche: Profilieren, Zuschnitt und Verleimen, Fenster und CNC-Technologie, Endenbearbeitung, Projektierungen, Holzwerkstoffe