Holzbau.Immobilien

„Wir stehen am Anfang einer industriellen Revolution“

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 21.04.2021 - 09:33
Modulbau.jpg

Der Holzmodulbau bringt viele Vorteile, wie niedrige Baukosten und schnelle Realisierung © Holzbau.Immobilien

„Egal, wo Sie auf der Welt auf eine Baustelle kommen, es herrscht überall Chaos. Sie stapfen durch Dreck, Bauschutt, Staub und sehen Bauarbeiter, die nicht immer den Eindruck erwecken, fachkundige Arbeit zu leisten. Das Ergebnis: kaum eine Baustelle ohne Mängel. Etwa 80% der Baumängel sind übrigens Mauerrisse“, meint Oberacher.

Derzeit passiere eine industrielle Revolution. Massive Holzmodule werden just-in-time angeliefert, zusammengeschraubt, angeschlossen, fertig. Auf der Baustelle ist es ebenso sauber wie in der Montagehalle, in der die Module gefertigt und ausgestattet werden.

„Die Zukunft liegt im massiven Holzmodulbau“, ist sich auch Peter Brockhaus sicher. Er ist einer der beiden Partner der Marketingplattform Holzbau.Immobilien. Brockhaus ist seit 30 Jahren als Projektentwickler und Bauträger unterwegs und kennt die Branche. Aus Hunderten Projekten weiß er auch um die Bedürfnisse und Bedenken der Immobilienentwickler, von denen nur wenige Pioniere bisher bei großen Projekten auf Holzbau setzen. „Aber das wird sich jetzt schnell ändern“, meint Brockhaus.

Oberacher und Brockhaus haben sich entschieden, das Thema von der Vermarktungsseite aus anzupacken. Oberacher betrieb 17 Jahre lange eine erfolgreiche Marketingagentur in Deutschland, bevor er in die Holz verarbeitende Industrie wechselte und von der Schweiz aus bei Gorlink AG als Interim Manager, Unternehmensberater und Sanierer tätig war. Brockhaus war vor seiner Zeit als Immobilienentwickler und Bauträger mit seinen Unternehmen Mistral und F2 ebenfalls sehr erfolgreich.

Heute sind die beiden unterwegs und beraten Immobilienentwickler und Bauträger in Sachen Holzmodulbau und vermarkten dabei die Kapazitäten ihrer Holzmodulbau-Betriebe in der DACH-Region.

„Idealerweise sitzen wir bereits in einem sehr frühen Stadium mit am Tisch, denn wenn ein Architekt klassisch in mineralischer Bauweise plant, ist eine umfangreiche Neuplanung für den Holzmodulbau nötig. Das kann man sich sparen, wenn man von Anfang an in Modulen denkt und mit uns redet“, informiert Oberacher.

Die Erfolgsformel im Holzmodulbau heißt: Reduktion der Varianten, Multiplikation der Einheiten!


Stephan Oberacher

Auch im Modulbau kann man kreativ sein und innovative Gebäudeformen entwickeln, das zeigen insbesondere internationale Projekte von vorwiegend skandinavischen Architekturbüros. Die Kreativen von Snøhetta, Voll Arkitekter oder BIG sind weltweit Benchmarks. Aber auch Störmer, Murphy & Partners in Hamburg sind sehr innovativ im Holzbau und haben aktuell das höchste Holzbauprojekt in der Hamburger Hafencity geplant. Entscheidend sind für den Bauträger folgende Aspekte, die sich alle mit massiver Holzmodulbauweise realisieren lassen:

  • innovative Architektur
  • ökologische Materialien
  • niedrige Baukosten
  • effiziente und schnelle Realisierung

„Es gibt Kunden, die mit einer fertigen Planung zu uns kommen. Das ist gut und wir können aktuell noch Realisierungen in 2021 anbieten, weil wir Kapazitäten für unsere Kunden geblockt haben“, berichtet Oberacher und führt weiter aus: „Andere Kunden fragen bei uns auch mit der Entwurfsplanung an und wollen ein Ein-Stop-Shopping. Das ist ebenfalls möglich. In Kooperation mit unseren Partnern können wir die Phasen 1 bis 9 anbieten – von der Entwurfsplanung über den Brandschutz und die Statik bis zur TGA-Planung. Alles ist aufeinander abgestimmt und auf den Holzmodulbau zugeschnitten. Das ergibt am Ende Baukosten, die 30 bis 40 % unter den üblichen Konditionen der mineralischen Bauweise liegen können. Und die Kunden können mit der halben Bauzeit rechnen.“

Die Immobilienentwickler bekommen täglich neue Anfragen, die häufig Seniorenheime, aber auch Studentenwohnheime oder Hotelprojekte betreffen. In den Projekten finden sich ebenso Mitarbeiterwohnungen oder Boardinghouse-Projekte. „Wir gehen davon aus, dass man 2030 ein Gebäude mit repetitivem Charakter gar nicht mehr anders baut als im Holzmodulbau. Daraus wird das Potenzial ersichtlich, das diese Branche hat. Der Ausbau der Brettsperrholz-Produktionen durch die großen Hersteller, wie Binderholz und Stora Enso, bestätigen diese Prognose“, meint Oberacher. „Und die Tatsache, dass Saint Gobain Isover gerade den Holzbaubetrieb Brüggemann in Norddeutschland übernommen hat, spricht dafür, dass man auch in der klassischen Baustoffindustrie den Trend der Zeit erkannt hat.“