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Archivbild © Martina Nöstler

Laubholz

Herausforderung Eiche

Ein Artikel von Martina Nöstler | 18.03.2022 - 11:25

Rund 20 Mio. m² Eichendecklamellen exportiert die Ukraine pro Jahr. Abnehmer sind unter anderem Parketthersteller in Österreich und Deutschland. Aufgrund des Krieges trifft es diese in wirtschaftlicher Hinsicht hart, zumal die Auftragsbücher für die nächsten Monate voll sind.

Versorgung fraglich

Die Gesprächspartner sind sich unisono einig, dass hinter der Versorgung ein großes Fragezeichen stehe. „Derzeit produzieren noch einige Decklamellenhersteller in der Ukraine, spezielle jene, die im Westen angesiedelt sind, auf einem verringerten Niveau“, hieß es noch Ende der Kalenderwoche 10.

Diese Situation könne sich aber von Tag zu Tag ändern. Ein Problem seien aber die Transporte in Richtung Mitteleuropa: Die ukrainischen Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürften das Land nicht verlassen und ausländische Speditionen, welche die Lieferungen übernehmen, seien nicht zu finden. Außerdem sei die Einreise in die Ukraine kaum möglich.

Ein großer Parkettproduzent aus Südösterreich berichtet, dass für die nächsten vier bis sechs Wochen die Versorgung gesichert sei. „Wir bekommen derzeit noch geringe Mengen Eichendecklamellen aus der Ukraine – aber eben deutlich weniger, als wir dauerhaft benötigen würden“, meint ein Hersteller und führt weiter aus: „Wir beurteilen die Lage von Woche und Woche und sind natürlich auf der Suche nach Alternativen.“ Das Worst-Case-Szenario wäre, dass man in einigen Wochen die Produktion um 50 % drosseln muss. Hinsichtlich der Alternativen sind hier andere Rohstoffquellen und Formate gemeint.

Andererseits könnte die Minderversorgung mit Eichendecklamellen andere Holzarten wieder in den Vordergrund rücken lassen. Beispielhaft nannte ein Parketthersteller Buche oder Esche. Es bestehe die Hoffnung, dass aufgrund der Versorgungsproblematik wieder auf andere (Laub-)Holzarten umgeschwenkt wird.

Nichtsdestotrotz haben die Hersteller bereits vor einiger Zeit begonnen, sich in anderen Regionen umzusehen und den Einkauf auszuweiten. Die Parkettproduzenten stellen sich darauf ein, dass die Ukraine für längere Zeit als Lieferant ausfallen wird. „Die derzeitigen Engpässe sind nicht nur ein kurzfristiges Problem. Für die Branche ist das ein Super-GAU“, formulierte es einer. Hinzu kommt, dass die Unternehmen ebenso große Mengen an Sperrholz – vorwiegend aus Russland – importiert haben. Aufgrund der Sanktionen kommt auch diese Quelle zum Erliegen.

Weitere Preissteigerungen notwendig

Die Verknappung am Rohstoffmarkt dreht die Preisspirale bei der Eiche noch mehr nach oben, was die Hersteller als kritisch beurteilen. „Die Lieferanten wollen für Eichendecklagen im Landhausdielenformat ab sofort beziehungsweise ab Anfang April um 8 bis 10 % mehr“, heißt es.

Zudem sind die Fichtenpreise in die Höhe geschossen: „Haben wir in den vergangenen Jahren durchschnittlich für die Seitenware, die in der Mittellage zum Einsatz kommt, 160 bis 170 €/m³ bezahlt, sind wir jetzt bei 450 €/m³.“ Ein weiteres Thema sind die steigenden Energiepreise, welche (natürlich nicht nur) den Parkettherstellern zu schaffen machen.

In den vergangenen Monaten gab es bei den Parkettherstellern – notgedrungen – bereits mehrere Preiserhöhungen am Fertigprodukt – und die nächste ist bereits angedacht. „Trotz der äußerst schwierigen Situation versuchen wir, mit unseren Kunden partnerschaftliche Lösungen zu finden“, heißt es.