MHM

Massiv-Holz-Mauer den Vorzug gegeben

Ein Artikel von Martina Nöstler | 04.11.2022 - 07:37

Die Wild Projektentwicklung als Teil der Max Wild-Gruppe hat sich auf die Baulandentwicklung, Nachverdichtung, Konzeptionierung von innovativen Quartierskonzepten sowie Energieversorgung und Netzinfrastruktur spezialisiert. „Wir kaufen Baugebiete, kümmern uns um die Erschließung und entwickeln ein komplett fertiges Baugebiet inklusive der Gebäude und Infrastruktur sowie die Vermarktung – und das alles aus einer Hand“, erklärt Stefan Geiger, Leiter Wild Projektentwicklung. „Wir schenken brachliegenden Gebäuden und Flächen eine neue Zukunft. Unser Ziel ist es, wirtschaftlich, effektiv und sinnvoll mit den Gegebenheiten umgehen.“

Das betrifft einerseits Industriegebiete, andererseits ist die Wild Projektentwicklung aber auch im Wohnbau tätig. Und genau hier kommt die Massiv-Holz-Mauer ins Spiel. „Über ein Projekt mit Mehrfamilienhäusern kamen wir mit dem MHM-Hersteller Mayr & Sonntag in Kontakt“, führt Geiger aus.

„Wir schauen uns bei der Projektentwicklung natürlich an, wie sich der Markt entwickeln wird und wir ressourcenschonend bauen können. Holz ist ökologisch – und mit der Massiv-Holz-Mauer treffen wir den Zahn der Zeit.“

Baustoff der Zukunft

„Das ökologische Bewusstsein der Kunden steigt. Hier wollen wir die richtigen Lösungen bieten“, erläutert Vanessa Veit, Assistentin bei der Wild Projektentwicklung. Da die Massiv-Holz-Mauer von Mayr & Sonntag aus Legau/DE mit Holz aus einem Umkreis von etwa 70 km gefertigt wird, schlägt man hier genau in die richtige Kerbe.

Aus Geigers Sicht ergeben sich mit MHM viele Vorteile. Die Holzelemente werden ohne jeglichen Einsatz von Klebstoff oder chemischen Zusätzen gefertigt. Die Verbindung der einzelnen Brettlagen erfolgt mittels rostfreier Aluminiumstifte (s. Kasten unten). „Die Massiv-Holz-Mauer weist im Vergleich zu anderen Baustoffen eine überragende Ökobilanz auf – auch bei einem späteren Rückbau“, bekräftigt Geiger. Durch das Holz ergibt sich außerdem ein hervorragendes Raumklima. Zudem ermöglicht die Massiv-Holz-Mauer einen Schutz vor hochfrequenter Strahlung und der berechenbare Brandschutz spielt natürlich ebenfalls eine wichtige Rolle.

Preis ist untergeordnet

„Das Bauen mit MHM ist im Vergleich zu Beton oder Ziegeln auf den ersten Blick etwas teurer. Da der Wandaufbau aber – gegenüber der konventionellen Bauweise und bei gleichen Dämmwerten – um rund 6 cm dünner ist, erreichen wir einen größere Wohnfläche“, erläutert Geiger. Zudem ist er überzeugt, durch den hohen Vorfertigungsgrad, die raschere Bauweise und weitere Prozessabstimmungen die Kosten zu optimieren. „Die Innovation hinter MHM zählt. Und die Kunden sich auch bereit, für dieses System etwas mehr zu bezahlen“, weiß Veit.

In den vergangenen zwei Jahren hat die Wild Projektentwicklung bereits vier Projekte mit insgesamt 28 Wohneinheiten mit MHM realisiert. „Wir haben in diesen Gebäuden rund 1700 m³ Holz verbaut und damit bereits 1700 t CO2 gespeichert“, ist Geiger sichtlich stolz. „In den MHM-Elementen verarbeiten wir die im Sägewerk anfallende Brettware sinnvoll und können damit über viele Jahre CO2 binden“, bekräftigt auch MHM-Geschäftsführer Rainer König. Geiger ist mit der Zusammenarbeit mit MHM sowie Mayr & Sonntag sehr zufrieden. „Aufgrund des durchdachten Systems und der geschulten Mitarbeiter erreichen wir bei unseren Projekten hohe Qualitätsstandards“, berichtet Geiger. Künftig will er auch mehrgeschossige Wohnbauten mit MHM errichten.

Das System Massiv-Holz-Mauer (MHM)

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Die Massiv-Holz-Mauer-Wandelemente bestehen aus kreuz- und lagenweisen Nadelholzbrettern, welche mithilfe einer speziellen Vernagelung dauerhaft miteinander verbunden werden © Holzkurier-Archiv

Die Massiv-Holz-Mauer-Wandelemente bestehen aus kreuz- und lagenweisen Nadelholzbrettern, welche mithilfe einer speziellen Vernagelung dauerhaft miteinander verbunden werden. MHM ermöglicht es Unternehmen, selbstständig Massivholzwände und damit ganze Häuser aus getrockneten Brettern herzustellen. Eine Linie besteht aus drei Arbeitsbereichen. Im ersten Schritt werden sägeraue Bretter einseitig genutet und egalisiert. „In den Wänden entstehen dadurch stehende Luftschichten, welche den Dämmwert gegenüber normalem Vollholz um rund 20 % erhöhen“, erklärt Rainer König, Geschäftsführer der MHM-Entwicklungsgesellschaft. Der Wandmaster produziert aus den genuteten Brettern Rohwandelemente bis zu 3,25 mal 6 m in Dicken von 10,8 bis 34 cm. Die Bretter werden kreuzweise verpresst und mit Aluminiumrillenstiften Schicht für Schicht verbunden. Den Abbund erledigt ein PBA-Portalabbundzentrum von
Hundegger. Die MHM-Elemente können auch in Sichtqualität gefertigt werden.

MHM besteht durch und durch aus unbehandeltem Holz. Diffusionsdichte Folien im Gebäudeinneren, die unnötigen Müll verursachen, sind nicht erforderlich. „Aus der massiven Holzkonstruktion und speziellen Vernagelung resultieren enorme Vorteile. Im Brandfall halten sich die Brettlagen durch die Vernagelung sehr lange auf dem Element – dies bringt viel Sicherheit. Zudem ist die Vernagelung nachgiebig, was sich positiv auf den Schallschutz und dessen Weiterleitung auswirkt“, sagt König.

Die MHM-Entwicklungsgesellschaft beschäftigt sich laufend mit Weiterentwicklungen, zum Beispiel hinsichtlich des Brand- und Schallschutzes. So gibt es eine Statiksoftware für den Brandschutz, welche die ein- oder beidseitige Brandbeanspruchung der MHM-Wand über den reduzierten Wandquerschnitt und die einwirkenden Lasten berechnet. „Zudem haben wir unlängst die Einbruchsprüfung bestanden. Die Massiv-Holz-Mauer weist jetzt die Widerstandsklasse RC 3 auf“, berichtet König.