Statement von Sepp Hofer von der Tischlerei Hofer Sepp in Oberndorf in Tirol:
Die Coronapandemie führte zu vielen Veränderungen mit spürbaren Auswirkungen. Nun gibt es vermehrt Homeoffice, die Einstellung zur Arbeit hat sich verändert, auch in der Förderungspolitik hat sich einiges getan. Das hat bei den Unternehmen, Mitarbeitern und auch in den Lieferketten Spuren hinterlassen. Es gibt unnötige Zeitaufwände, die kalkulatorisch nicht verrechenbar sind. Diese Herausforderungen schlagen sich in allen zukünftigen Kalkulationen nieder. In Verbindung mit den gestiegenen Energie-, Heiz-, Wohn- und Lebenserhaltungskosten wird die Stundensatz-Kalkulation für viele eine Herausforderung. Man kann sogar sagen, dass Handwerksleistungen bei Einzel- und Sonderfertigungen für viele Konsumenten ein Luxus und somit nicht mehr bezahlbar werden. In unserer Tischlerei haben wir in der zweiten Jahreshälfte weniger oder besser gesagt gar keine Anfragen von Kunden im unteren und mittleren Einkommensbereich bekommen. Wir haben eine volle Auftragslage, aber diese Aufträge stammen ausschließlich von Kunden aus dem oberen Einkommensbereich. Ich bin mir sicher, dass diese Entwicklung zu einem Problem für die Handwerker wird.
Eine weitere Herausforderung wird das Thema Mitarbeiter. Diese Problematik wurde und wird immer noch versäumt. Von der Politik sowie unseren Vertretungen und der Kammer wird nicht bedacht, dass bereits im Elternhaus die Grundlage für weitere Berufsentscheidungen der Kinder, unsere zukünftigen Lehrlinge, getroffen werden. Es wird immer schwieriger, Lehrlinge auszubilden und den Mitarbeitern ein sicheres und attraktives Arbeitsumfeld zu bieten.
All diese Herausforderungen haben wir zu bewältigen. Wir wollen aber trotzdem mit dem nötigen Optimismus in die Zukunft gehen.
Statement von Gerhard Scheschy von der Tischlerei Scheschy in Neufelden:
Der Geschäftsverlauf 2022 ist für uns bis dato überdurchschnittlich gut. Es herrscht sowohl im Privatkundenbereich als auch in der Objekteinrichtung Vollauslastung. Die Auftragslage ist in diesen Bereichen aus aktueller Sicht bis Sommer 2023 stabil.
Die größten Probleme in unserer Branche sind der Fachkräftemangel sowie die gewaltigen Steigerungen von bis zu 500 % bei den Kosten für Energie oder sämtlicher Rohprodukte. Für November wurden bereits weitere Preissteigerungen von circa 8 % angekündigt. Bei Fixpreisen und einem Objektvorlauf von teilweise bis zu zwei Jahren stellt dies für unsere Kalkulation eine große Herausforderung dar. Bei öffentlichen Fixpreisaufträgen ist ein positives Wirtschaften daher unmöglich. In der Beschaffung kämpfen wir nach wie vor mit den Verfügbarkeiten beziehungsweise langen Lieferzeiten, etwa bei Sperrhölzern und Parkettböden, aber aufgrund des Chipmangels auch bei Elektrogeräten.
Der Vorteil unserer Branche ist jedoch deren Kleinheit und hohe Flexibilität. Wir können rasch reagieren, uns anpassen und kooperieren. Eine wichtige Devise ist das ökologische und nachhaltige Wirtschaften. Durch Photovoltaik und den Einsatz von Elektrofahrzeugen oder Hackschnitzelheizungen mit integrierter, automatisierter Resteverwertung kann Energie selbst erzeugt und eingesetzt werden. Diese Maßnahmen haben wir in unserem Unternehmen glücklicherweise vorausschauend umgesetzt.
Hinsichtlich Fachkräftemangel überlegen wir völlig neue Wege zu gehen. Dabei denken wir an Schulkooperationen oder ein Wohnhotel mit toller Atmosphäre. Wir wollen auch Mitarbeiter aus anderen Ländern haben. Und wir machen Imagekampagnen. Unseren Mitarbeitern ermöglichen wir flexible Arbeitszeiten, bieten ihnen eine hohe Eigenständigkeit, haben Lernmodelle, gute Arbeitsplätze und sogar eine Kantine mit eigener Küche.
Es herrscht natürlich auch viel Unsicherheit. Jedoch wollen wir mit Besonnenheit und Mut auch diese Krisen meistern.
Statement von August Kranz von der Tischlerei Kranz in Schwanenstadt:
Trotz Personalmangels war es uns in diesem Jahr möglich, vier Lehrlinge zu rekrutieren. Wenn man eine dynamische, junge Tischlerei, mit gutem Arbeitsklima, nach außen projiziert, gelingt es auch, neue, junge Mitarbeiter zu gewinnen.
Darüber hinaus sind wir eine innovative Tischlerei, die mit der Zeit geht. Die Digitalisierung hat bei uns schon seit längerem Einzug genommen. Wenn man seine Mitarbeiter miteinbezieht, sehen diese, dass diese Weiterentwicklung eine Erleichterung darstellt, die eine Zukunftsperspektive zulässt und dabei nicht die Rationalisierung im Vordergrund steht.
Statement von Andreas Distel von der Tischlerei Kout in Wien:
Wie geht es den Tischlern? Gut oder nicht? Das Tischlerhandwerk ist eines der ältesten Handwerke, mit Traditionen, weitergegebenem Wissen und in stetiger Veränderung, den Vorlieben der Gesellschaft folgend, die technischen Errungenschaften nutzend und einsetzend.
Schon bei den Ägyptern gab es Handwerker, die Möbel, Särge (Sarkophage), Schiffe, Türen, Kutschen, Streitwagen und vieles mehr herstellten. Daraus wurden im Laufe der Zeit die Tischler. Das Berufsbild der Tischler hat sich immer wieder verändert und wird sich auch weiterhin verändern. Konnte früher ein Betrieb so ziemlich alle Arbeiten aus Holz nach Kundenwunsch produzieren und montieren, haben sich die mehrheitlichen Unternehmen, der immer komplexer werdenden Vorgaben und der Materialvielfalt angepasst und meist auf bestimmte Arbeitsausführungen spezialisiert.
Innovation ist folglich erforderlich, eigentlich ein Muss, um in der heutigen Wirtschaftswelt weiterhin zu bestehen – aber mit Bedacht. Man darf keine überstürzten Umstellungen tätigen, man soll überlegt handeln. Dies betrifft zum Beispiel die Umstellung des Fuhrparks ausschließlich auf E-Antrieb, ohne in Betracht zu ziehen, dass dieser eventuell mal gar nicht zur Verfügung steht, und dann?
CO2-Reduktion ist natürlich für uns ebenso ein Thema. Holz bindet CO2, trotzdem fallen auch Reststoffe in der Produktion an, die wir sinnvoll nutzen sollten, auch wenn es sich in diesem Fall um eine thermische Verwertung handelt. Beispielsweise durch eine Wartung von Fenstern und Türen und somit einhergehende weitere nachhaltige Nutzung können wir unterstützend die CO2-Belastung durch weniger Produktionsleistung und Abbruch mit anschließender Verwertung minimieren.
Es gilt, in Zukunft Ressourcen zu erkennen und zu nutzen. Materialien, seien es Restmaterialien aus der Produktion oder Reststoffe aus Abbrüchen, können von uns entweder direkt einer Weiterverwendung oder vorzugsweise bei speziellen Betrieben einem Recycling zugeführt werden. Auf den heimischen und internationalen Märkten gibt es immer mehr Unternehmen, die mit alten Materialien handeln.
Früher war alles besser. Eine Aussage, mit der wir immer öfter konfrontiert werden. Ich denke nicht, dass das stimmt. Jede Zeit hat ihre Herausforderungen und auch ihre guten Seiten. Wichtig ist es, aus den vergangenen Zeiten zu lernen, das Wissen und die Erfahrungen zu teilen und bekannte Fehler nicht erneut zu begehen. Natürlich aber auch nicht aus Angst vor Fehlern keine Versuche und Risiken mehr eingehen, denn dies wäre wohl der falsche Ansatz. Denn bekanntlich lernt man aus Fehlern. Der Mut zur Selbstständigkeit inkludiert mehr als den Schritt zur Risikobereitschaft.
Wie wir sehen, ist und war der Tischler schon immer gefordert. Mal mehr, mal weniger. Daher ist der Zusammenhalt ist der Branche sehr wichtig und dies nicht nur über die Landes-, sondern auch über die Staatsgrenzen hinweg. Dies betrifft natürlich auch die Ausbildung – scheidende Mitarbeiter sollten ihr Wissen noch früh genug weitergeben, um weiterhin geeignete Facharbeiter zur Verfügung zu haben. Hier sind alle Kollegen gefordert – Wissen weitergeben, Ausbildungen ermöglichen inklusive zusätzlicher Fremdausbildungen und auch im Verbund bei anderen Kollegen.
Folglich beurteile ich die Marktsituation des Tischlers als positiv. Ja, wirklich positiv. Wir werden auch die folgenden Herausforderungen innovativ meistern. Nicht umsonst sind wir eines der ältesten Handwerke mit Meistertradition.