Rund 90 Teilnehmer lauschten den Fachvorträgen am zweiten Holzoberflächentag, den die Holzforschung Austria veranstaltete © HFA
Seminarleiter Dr. Gerhard Grüll von der HFA eröffnete die Veranstaltung und gab einen Rückblick auf die Projekte der vergangenen Jahre. Da er mit Beginn 2024 die Geschicke der Holzforschung Austria als Geschäftsführer und Institutsleiter lenken wird, holte er drei seiner zentralen fachlichen HFA-Experten vor den Vorhang, die zukünftig Ansprechpartner für die verschiedenen Themenbereiche sind: für den Holzschutz Notburga Pfabigan, Dr. Martin Weigl-Kuska für Kreislaufwirtschaft und Dr. Boris Forsthuber für Oberflächen. Sie gaben jeweils einen Überblick über die laufenden Aktivitäten aus ihrem Fachgebiet.
Prof. Dr. Miriam M. Unterlass, Universität Konstanz, sprach über Potenziale und Herausforderungen der grünen und organischen Chemie bei der Schaffung einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Zukunft. Danach referierte Jorge Prieto, 3P International Coatings Consulting, über nachhaltige Konzepte für die Beschichtung von Holz in der globalen Lackindustrie. Sein Fazit, das er am Beispiel der UV-LED-Beschichtungen für die Holzveredelung aufzeigte: Jeder Lackhersteller steht vor der Herausforderung, die Unternehmensrichtlinien und die Nachhaltigkeitsstrategie in Einklang zu bringen. Den Holzschutz mit sogenannten Nützlingen, die Schadorganismen vermindern können, erläuterte Pfabigan. Sie zeigte vielversprechende Ergebnisse am Beispiel von Versuchen mit antagonistischen Pilzen, die im Holzschutz gegen Holz zerstörende und/oder verfärbende Pilze eingesetzt werden können.
Dr. Klaus Schaubmayr, FCIO, und Dr. Gerald Höglinger, Pigmentsolution, boten einen Überblick über die Funktionalitäten und das regulative Umfeld von Titandioxid. Brigitte Pudor, Velux, zeigte die komplexen rechtlichen Anforderungen und Hindernisse bei Schutzkonzepten für Holzfenster. Die Gewährleistung der Haltbarkeit von Holzfenstern kann auf globaler Ebene nur durch eine intensive und verständnisvolle Zusammenarbeit zwischen Fenster- und Lackherstellern, Baubehörden, Forschungseinrichtungen sowie Instituten gelingen. Georg Jeitler, Hasslacher Holding, zeigte innovative Systemlösungen für tragende Holzbauteile. Er gab einen detaillierten Einblick in die automatische Beschichtungsanlage für großformatige Brettsperrholz-Platten und die damit verbundenen Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten. Jeitler kündigte zudem ein neues Merkblatt zu oberflächenbehandelten Holzbauteilen, wie BSH und BSP, an, das in Kürze vom Österreichischen Ingenieurholzbauverband (IHBV) veröffentlicht wird.
Michael Truskaller, HFA, berichtete über feuchteregulierende Beschichtungen und Bläuebefall. Sandro Obojkovits und Dr. Patrick Domnanich, beide von F. List, entführten die Teilnehmer in die Welt der Megajachten, Business- und Privatjets. Sie zeigten die Entwicklung dieser Branche zur Nachhaltigkeit und ihre darauf ausgerichteten Lösungen für exklusive Inneneinrichtungen und neue Oberflächenmaterialien.
Forsthuber stellte die Projekte Mindwood und Hypelignum vor. Auf Holzoberflächen wird der Druck von leitfähigen Schichten mittels Inkjet-Druckverfahrens oder Siebdrucks entwickelt. Das Verfahren kann auch für andere Gebiete und elektronische Anwendungen verwendet werden, bei dem Holz die gängigen Leiterplatten aus Epoxidharz ersetzen kann. Über biobasierte Holzbeschichtungen und mögliche Oberflächen der Zukunft sprachen Dr. Benjamin Arminger und Dr. Claudia Gusenbauer von der Universität für Bodenkultur Wien. Sie zeigten Highlights aus der Grundlagenforschung bei Beschichtungen für Massivholz, die hohen Ansprüchen an umweltfreundliche, biobasierte Materialien sowie Beständigkeit entgegenkommen.
Der zweite Holzoberflächentag war ein voller Erfolg. Die nächste Veranstaltung findet im September 2025 in Wien statt.