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Für das neue BSP-Werk von Mayr-Melnhof Holz lieferte Hundegger drei PBA-Plattenbearbeitungszentren und eine davorgeschaltete UFA © Günther Jauk

Österreich

Das Abbund-Komplettpaket

Ein Artikel von Günther Jauk | 14.12.2023 - 08:32

Mit wachsender Fertigungstiefe und steigender Produktionsleistung entwickelt sich der Abbund bei Leimholzlinien oft zum Flaschenhals. „Um das von vornherein zu vermeiden, haben wir unsere Abbundhalle entsprechend großzügig bestückt“, erläutert Markus Thier, Mayr-Melnhof-Betriebsleiter in Gaishorn und des neuen BSP-Werks. Die Gruppe realisiert am Stammsitz in Leoben gerade das umfangreichste Investitionsprojekt der Unternehmensgeschichte: ein Brettsperrholz-Werk mit 140.000 m3 Jahreskapazität.

Den Abbund erledigen drei Hundegger-Anlagen des Typs PBA-Industry denen eine UFA-Industry vorgeschaltet ist. „Eine allseitige, möglichst flexible Plattenbearbeitung war für uns unabdingbar. Alternativ zur UFA stand auch eine weitere Abbundanlage in Kombination mit einem Plattenwender im Raum. Am Ende überzeugte uns aber das Hundegger-Konzept“, erläutert Thier.

Bearbeiten ohne Wenden

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Hundegger-Vertreter Arno Gaggl gemeinsam mit Betriebsleiter Markus Thier und Gesamtprojektleiter Manuel Staber von Mayr-Melnhof Holz (v. li.) in der neu errichteten Abbundhalle in Leoben

Hundegger entwickelte die Plattenbearbeitungsmaschine UFA im Zuge eines Kundenprojektes und reagierte damit auf die massiv gestiegenen Anforderungen der Branche an den Brettsperrholz-Abbund. Einer oder mehreren PBA-Plattenbearbeitungszentren vorgeschaltet, übernimmt die UFA die Formatierung der Platte mithilfe einer 43 kW-Spindel und fräst zudem von unten, oben oder den Seiten Falze, Nuten oder Öffnungen in die Platte.

Zudem kann die UFA mit Tieflochbohr-Aggregaten ausgestattet werden. „1,5 m tiefe Bohrungen von beiden Seiten – insbesondere bei beidseitiger Wohnsichtqualität – sind für uns ausgesprochen wichtig“, berichtet Thier und ergänzt, dass man derartige Bearbeitungsschritte früher per Hand erledigte. Als weiteren zentralen Vorteil der UFA nennt der Betriebsleiter die hohe Falzgenauigkeit, resultierend aus dem nur einmaligen Einmessen der Platte.

Die Beschickung der UFA erfolgt direkt aus der BSP-Produktion mittels einer von Ledinek umgesetzten Mechanisierung, wobei davor noch zwei Kosmetikstationen sowie eine Schleifanlage realisiert wurden. In der Maschine bewegt ein Kettenförderer die Platten über die unten und seitlich angeordneten Aggregate. Anschließend gelangen die Platten in ein voll automatisiertes Lager. „Mit diesem Zwischenschritt ist es uns gelungen, den Abbund vom Rest der Produktion abzukoppeln, was uns deutlich flexibler macht“, erläutert Thier den Zwischenschritt.

Leistungsstarke Industriemaschinen

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Die UFA formatiert die Platten und übernimmt zudem weitere Bearbeitungsschritte von unten und von den Seiten © Günther Jauk

Vom Lager gelangen die Platten in eine der drei baugleichen PBA-Industry-Anlagen. Diese Hochleistungsmaschinen entwickelte Hundegger speziell für die Anforderungen der Brettsperrholz-Industrie, wo Leistung an erster Stelle steht. Alleine der Rahmen wiegt 40 t. Dank dieser massiven Bauweise ist die PBA-Industry ausgesprochen vibrationsarm. Moderne Portalbautechnik sowie ein Mehrpunkte-Linearsystem sorgen zudem für extreme Torsionssteifigkeit und hohe Laufruhe. Die Hauptbearbeitung erledigt eine luftgekühlte 62 kW-Hochleistungsspindel, die für Fräs- und Sägearbeiten gleichermaßen gut geeignet ist.

Fixiert werden die Platten auf einem Vakuumtisch. „Verglichen mit einem automatischen Klemmsystem, ermöglicht diese alternative Befestigung die Fixierung kleiner, leichter Bauteile, ohne dass dabei die Bearbeitungsgeschwindigkeit reduziert werden muss. Durch das Ausheben der Platte um 40 cm können zudem auch die Randbereiche der Plattenunterseite bearbeitet werden“, erläutert Hundegger-Vertreter Arno Gaggl und ergänzt, dass die separat steuerbaren Vakuumzylinder das Absenken einzelner Plattenabschnitte und somit die Stirnseitenbearbeitung innerhalb eines Nestings erlauben.

Während Gaggl bei den PBA von einer Vollausstattung spricht, relativiert Thier diese Aussage: „Da wir großen Wert auf eine möglichst hohe Fertigungstiefe legen, haben wir unsere Anlagen großzügig mit allen nötigen Spindeln und Werkzeugen ausgestattet. Technisch wäre noch mehr möglich gewesen, hätte uns aber nichts mehr gebracht.“ Um möglichen Bearbeitungsengpässen vorzugreifen, stattete Mayr-Melnhof Holz alle drei Anlagen mit demselben Setting aus.

Leitstand und keine Schnittstelle

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Ein von Hundegger entwickelter Vakuumtisch fixiert die Elemente während der Bearbeitung © Günther Jauk

Als weiteres zentrales Entscheidungskriteri um zugunsten von Hundegger nennt Thier die Kombination aus Maschinen und der dazugehörigen Software: „Das erspart uns eine zentrale Schnittstelle sowie einen Ansprechpartner und damit eine potenzielle Fehlerquelle.“ Das Einlesen der Maschinendaten erfolgt automatisch über eine BVX-Schnittstelle. Dabei werden alle benötigten Informationen in die Hundegger-Software Cambium übertragen – ein Bediener im Leitstand kann diese noch überprüfen, gegebenenfalls anpassen und die Bearbeitung per Mausklick starten. Dabei übernimmt das Cambium auch das Nesting und bereitet die Daten für alle Maschinen auf. „Die Leitstandlösung mit nur einem Bediener war ein weiterer wichtiger Entscheidungsfaktor. Hundegger hatte auch hier ein passendes Konzept, damit wir unsere qualifizierten Mitarbeiter gezielt einsetzen können“, berichtet Thier.

Rekordauftrag

Auskunft über die konkrete Abbundkapazität der UFA-PBA-Kombination wollen, beziehungsweise können, die Projektbeteiligten nicht geben. „Das hängt sehr stark von der ständig wachsenden Komplexität der Aufträge ab – noch vor wenigen Jahren war der geforderte Abbund nur halb so aufwendig und dementsprechend rascher zu bewerkstelligen. Für die Herausforderungen der kommenden Jahre sind wir mit unseren Anlagen allerdings sehr gut gerüstet“, zeigt sich Thier zufrieden. Während der Projektierungsphase in Leoben beschloss Mayr-Melnhof Holz, die Fertigungstiefe auch an den BSH-Standorten Gaishorn, Olsberg/DE und Reuthe zu erhöhen. Hier investierte man in insgesamt vier Stababbund-Anlagen der Hawangener Maschinenbauspezialisten. „Rechnet man die acht Anlagen zusammen, ist es der größte Auftrag unserer Unternehmensgeschichte“, berichtet Gaggl und Thier ergänzt: „Wenn Hundegger diesen Weg weitergeht, sich immer weiterentwickelt, dann werden dessen Lösungen sicherlich auch in Zukunft interessant für uns sein.“