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Dr. Georg Emprechtinger, Vorsitzender der österreichischen Möbelindustrie im Fachverband der Holzindustrie Österreich © Team7

Interview mit Dr. Georg Emprechtinger

Optimismus für 2025

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 21.01.2025 - 14:35

In Österreich wurden 2024 Möbel im Gesamtwert von 1,3 Mrd. € produziert, 2023 waren es 1,4 Mrd. €. „Das Produktionsvolumen ist im 1. Halbjahr um 7 % gesunken, der Export um 8 %. Der Import hat um 6% nachgelassen – allerdings ist der Import aus China um 16 % gestiegen“, erklärt Dr. Georg Emprechtinger, Vorsitzender der österreichischen Möbelindustrie im Fachverband der Holzindustrie Österreich.

Vor dem Hintergrund niedrigerer Zinsen, eines großen Sparvolumens und aufgeschobener Möbelkäufe sind die Betriebe aber laut Emprechtinger vorsichtig optimistisch, dass die Konjunktur in diesem Jahr wieder anziehen werde. „Für 2025 gibt es schon einzelne Punkte, die uns vorsichtig optimistisch ins neue Jahr schauen lassen. Eine leichte Belebung der Konsumentennachfrage ist durchaus zu erwarten. Die Maßnahmen zur Belebung der Baukonjunktur werden sich auch positiv auswirken. Allerdings natürlich für das Einrichten mit entsprechender Verzögerung“, erklärt er. Man könne davon ausgehen, dass der Möbelhandel, vor allem im Mittelstand, trotz der Herausforderungen gute Chancen hat, sich zu profilieren und die Rezession zu meistern. „Der Wert des Wohnens ist für die Menschen nach wie vor von zentraler Bedeutung. Allerdings verunsichern hohe Lebenshaltungskosten, der Ukrainekrieg und weltweite Krisen die Verbraucher. In unsicheren Zeiten wie diesen wird Geld nicht unbedacht ausgegeben: Trotz höherer Realeinkommen liegt die Sparquote bei 10 %“, weiß Emprechtinger.

Positiv ist zunächst einmal: Die Menschen kaufen bewusster ein und achten verstärkt auf Langlebigkeit und Wertigkeit der Produkte. Dafür sind sie bereit, mehr Geld zu investieren.


Dr. Georg Emprechtinger

Stärken der Möbelindustrie

Die österreichischen Möbelhersteller zeichnen sich in vielen Bereichen aus. So würden deren Möbel für hochwertige Qualität, langlebige Produkte und traditionelle Werte stehen. „Mit der jahrzehntelang gewachsenen Handwerks- und Holzkompetenz sowie modernen Produktionstechnologien ist die österreichische Möbelindustrie für die Anforderungen der Zukunft gut aufgestellt“, ist der Vorsitzende der österreichischen Möbelindustrie überzeugt. Die österreichischen Betriebe punkten laut Emprechtinger mit niedrigen Reklamationsquoten, zuverlässigen, termingerechten Lieferungen und der Möglichkeit, individuelle Kundenwünsche flexibel umzusetzen. „Nachhaltige Möbel sowie eine sozialverträgliche Fertigung sind gefragt und bieten ein hohes Differenzierungspotenzial sowohl bei öffentlichen Aufträgen als auch beim Privatkunden“, betont Emprechtinger.

Herausforderungen für Hersteller

Die Möbelhersteller sehen sich allerdings mit erheblichen Steigerungen bei den Produktionskosten konfrontiert, ebenso bei den Lohnnebenkosten sowie den Preisen für Rohstoffe, Energie und Transporte. Zudem gibt es Niedrigpreisstrategien im Markt. Aber auch die Billigimporte aus China nehmen zu. Die Folge sind sinkende Gewinnmargen und ein immenser Kostendruck für die mittelständischen Möbelhersteller. Weiters sorge die schwache Baukonjunktur für Herausforderungen. Der Vorsitzende der österreichischen Möbelindustrie erklärt: „Jeder neue Wohnraum zieht etwa zwei bis drei Einrichtungen nach sich. Doch der Wohnbau in Österreich kommt nicht aus dem konjunkturellen Tief heraus.“ Im 2. Quartal 2024 gab es laut Statistik Austria nur 10.672 Baubewilligungen beziehungsweise baubewilligte Wohneinheiten. Das waren um 18 % weniger als im Vergleichsquartal 2023. Für das Gesamtjahr 2024 wird mit einem weiteren Rückgang gerechnet.

Als weitere Herausforderungen nennt Emprechtinger die regulatorischen Anforderungen, wie Umweltauflagen und eine komplexe Bürokratie. Diese erfordern einen hohen zeitlichen Aufwand in den Unternehmen und lenken vom Kerngeschäft ab. Zudem ist in Österreich der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, gerade im handwerklichen und technischen Bereich, außerordentlich hoch.

Der Rohstoffmarkt

Für die Möbelindustrie ist rohstoffseitig insbesondere die Verfügbarkeit von Laubholz von entscheidender Bedeutung. „Wie kürzlich auf der 10. Internationalen Laubholzkonferenz in Wien besprochen, beeinträchtigen aber die zunehmenden globalen Spannungen auch die Stabilität der ­Rohstoffversorgung. Der Anteil der Laubwälder in Europa nimmt zu, Europas Bedeutung in der Laubholzproduktion und die Verfügbarkeit von Laubholz werden steigen. Durch den Klimawandel wachsen Laubbäume schneller, allerdings bedrohen Waldschädlinge die Vitalität der Bestände und die Gesundheit der Wälder ist entscheidend für eine stabile Rohstoffversorgung. Eine Anpassung des Waldmanagements an diese veränderten Bedingungen ist ebenso wichtig wie die Förderung der stofflichen Nutzung von Holz. Was wir brauchen, ist eine kaskadische Nutzung der Hölzer: Die kaskadische Holznutzung ist für die Möbelindustrie ein entscheidender Schritt zur Ressourceneffizienz und Erhöhung der Wertschöpfung als kreislauffähiger Werkstoff sowie zum Klimaschutz“, erklärt Emprechtinger.