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Karl Stampfer: "Es gibt fast 100.000 Einzeltransaktionen pro Jahr im Rahmen der Schlägerung - ein großes Optimierungspotenzial" © Sprenger

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Ein Artikel von Dipl.-Ing. Anton Sprenger | 30.08.2004 - 00:00
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Karl Stampfer: "Es gibt fast 100.000 Einzeltransaktionen pro Jahr im Rahmen der Schlägerung – ein großes Optimierungspotenzial" © Sprenger



Wir haben jetzt neue, durch Faktenwissen belegte Vorstellungen vom Netzwerk Holz“, fasste Boku-Rektor Univ.-Prof. Dipl.-Fw. Dr. Hubert Dürrstein, Universität für Bodenkultur (Boku) die Ergebnisse des 31. Internationalen Forst- und Holzsymposiums anlässlich der Holzmesse in Klagenfurt im Vergleich mit den Erkenntnissen des vergangenen Symposiums 2000 zusammen. Im Rahmen von Doppelreferaten wurden wichtige Einzelbausteine für neue Forst-Trends, aber auch Standardisierungen ganzer Logistik-Systeme, aufgezeigt:
Argumente, warum Netzwerke und nicht Einzelbetriebe die Zukunft gestalten werden, fanden Univ.-Prof. Dr. Hans-Rudolf Heinimann, ETH-Zürich, und Univ.-Prof. DI Dr. Karl Stampfer, Boku. Es gilt, die Transaktionskosten in den Griff zu bekommen und Geschäftsbeziehungen zu standardisieren. Karl Stampfer brachte konkrete Studienergebnisse zu Transaktionskosten etwa Verweilzeiten bei der Rundholzübernahme. 10% Verkürzung der durchschnittlichen Werte müsse möglich sein, so Stampfer. Ähnliches gilt für die Holzerntekosten. Seiltechnik-Trends und Entscheidungshilfen. Aktuelle Boku-Studien haben Prognosemodelle sowie ein EntscheidungsHilfemodell für die Forsttechnik- und Waldbauplanung hervorgebracht. Fvw. Ing. Johannes Loschek, Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Frohnleiten, und DI Barbara Limbeck-Lilienau, Boku, zeigten die Trends bei der Seilrückung, ausgehend von der negativen Entwicklung der Holzerntekosten. Innovationen wie der Raupenharvester Snake (Einsatz bis 60% Hangneigung - moderates Seilgelände) oder Seil-Forwarder geben ebenso Perspektiven wie der Highlander von Konrad Forsttechnik, Preitenegg. Probleme bereitet jedoch immer mehr die geringe Wirtschaftlichkeit bei Erstdurchforstungen. Die Planung der Holzernte mit Seilrückung ist aufwändiger als jene mittels Harvester/Forwarder. Prognosemodelle helfen, etwa schwer zu beurteilende Schadholz zu erfassen.
Das Entscheidungshilfemodell CONES (Auftraggeber ÖBf) beleuchteten DI Erwin Stampfer, sowie ao. Univ.-Prof. Dr. Manfred J. Lexer, für die Entwicklergruppe an der Boku. Der Prototyp CONES soll die Nutzungsplanung und waldbauliche Prognose bis 30 Jahre in die Zukunft in den komplexen Bergwaldbeständen der ÖBf erleichtern. Ausgehend von Bestand und gewählten Holzernteverfahren sowie der waldbaulichen Ziele errechnet der Computer binnen 2 Sekunden umfangreiche Simulationen bis hin zur Verjüngungsentwicklung. CONES erlaubt auch Soll- und Benchmark-Vergleiche. Wertverluste minimieren. Ein FPP-Projekt gibt erstmals konkrete Daten zu den Durchlaufzeiten von Fichten-Rundholz vom Wald ins Werk und den daraus resultierenden Wertverlusten infolge Lagerschäden. FM DI Dominik Bancalari, FV Wittgenstein, und DI Klaus Friedl, Boku, dokumentierten, wie rasch die Verblauungsgeschwindigkeit mit Lagerdauer, Tagesmitteltemperatur und Jahreszeit fortschreitet. Um die wirtschaftlichen Verluste in den Griff zu bekommen seien vor allem das Forstpersonal aber auch die Abnehmer gefordert. „Neue Holzübernahme-Systeme müssen endlich umgesetzt werden“, forderte Bancalari. Rundholz-Transport standardisiert. Ansätze zur Standardisierung des Rundholz-Transportes mittels neuem Falt-Container „Log Rac“ zeigte ein steirisches FPP-Projekt. Damit könnten die auch heuer wieder teilweise extrem langen Verweil- und Übernahmezeiten von Rundholz zur Säge- und Papierindustrie bei billigeren Transportkosten (infolge verringerter Leerfahrten) verkürzt werden. Ing. Manfred Knittelfelder, HBG-Holzbeschaffungs- und Logistik GmbH, Leoben, und DI Peter Daxner, Boku, rechneten die Vorteile des neuen Standards vor - jetzt sei etwa nur noch jede 4. Fahrt eine Leerfahrt. Das laufende Projekt lässt aber noch viele Fragen offen, wie etwa die kritische Masse der erforderlichen Log Racs, um die Vorteile ausspielen zu können. Offen ist auch, wer wo die neuen nötigen Holz-Umschlagplätze (Vorlager) logistisch verwaltet - das sollte der Forst sein, waren sich die Referenten einig. Knittelfelder kündigt für den Herbst einen adaptierten Container für Hackgut an. Servicequalität durch integrierte Logistikketten. Der Log Rac sei nur ein Mittel für die zeitliche und räumliche Koordination beim Holztransport, berichteten Univ.-Prof. Dr. Manfred Gronalt, Boku und Mag. Willibald Schicho, Rail Cargo Austria. „Rail Cargo Austria bewältigt pro Jahr bis zu 12 Mio. t Holz im Inland und 2 Mio. t im Ausland und ist damit der viert größte Bahn-Frächter Europas“, so Schicho. Der Fokus richtet sich auf die Optimierung der Güterverkehrsdrehscheiben - es gäbe aber auch optimierte Transportsysteme wie den Mobiler, den WoodRailer oder den vor kurzem vorgestellten Rnooss-uz-Wagon mit 64 t Lastgrenze.
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Manfred Knittelfelder: "Log Rac senkt die Transaktionskosten: Eine Stunde Rundholz Lkw-Wartezeit kostet 1,67 €/fm – das entspricht einer Woche auf dem Container" © Sprenger