Das Projekt „Netzwerk Holz“ des Kooperationsabkommens Forst Platte Papier (FPP) und des Fachverbandes der Holzindustrie Österreichs erforderte von allen Beteiligten den Willen zur Partnerschaft“, eröffnete Projektleiter DI Christian Benger, Forstgut Wallersberg, am 16. November bei der Abschlusspräsentation an der FAST Pichl, Mitterdorf im Mürztal. „Österreich hat die höchsten Stockpreise und die in vielen Bereichen herrschende Technologie-Führerschaft wandelt sich – Optimierungsansätze entlang der Wertschöpfungskette Holz sind dringend gefragt. „Bei der Umsetzung der jetzt wissenschaftlich abgesicherten Lösungsansätze gilt es, ohne Opportunismus transparente Unternehmensnetzwerke und Vertrauen aufzubauen“, ergänzte Univ.-Prof. DI Dr. Karl Stampfer, Universität für Bodenkultur Wien (Boku), Institut für Forsttechnik. Geschäftsprozesse standardisieren. „Wir müssen unsere Geschäftsprozesse standardisieren, bevor wir Logistiktools anwenden“, mahnte Univ.-Prof. DI Dr. Hans Rudolf Heinimann, ETH-Zürich. „Wir Mitteleuropäer haben dabei gegenüber aufstrebenden Forstnationen wie Chile ein Ausbildungsproblem bei der betriebswirtschaftlichen Kompetenz.“
Heinimann brachte Beispiele erfolgreicher Netzwerkbildung. In der Schweiz optimierte das im zweiten Jahr tätige Unternehmen Lenca AG, Luzern, die Erlöse auch durch Bündelung des Angebotes durch Stockkäufe. Im schwedischen Projekt Södra Fibre Flow hat man jetzt die Kosten und Lagerhaltung (Wertverlust) auch mittels WoodX-Standard – einem Logistiktool – im Griff. Bei Skogforsk, Uppsala/SE, entwickelt man ein visionäres Harvestertool, das etwa auch Bestandesdaten für 2005 enthält. Die Logistik-Tools von Forestal Arauco, Santiago/CL, haben weltweite Verbreitung. Wertverlust durch Verblauung. Forst und Industrie haben Versäumnisse beim rechtzeitigen Abtransport des Holzes aus dem Wald und der raschen Weiterverarbeitung im Werk – Verblauung bringt enorme Wertverluste, hat DI Klaus Friedl, Boku, für die Fichte nachgewiesen. Die Lagerfähigkeit beeinflussen Standort und der Tagesmitteltemperatur. Wie rasch der Bläuebefall im Splint fortschreitet, wird allerdings noch untersucht. „Informationen über Weißfäule wären ebenfalls wichtig für den Chemikalieneinsatz in der Zellstoffindustrie“, so DI Wilfried Kann, Smurfit, Nettingsdorf. Transportunternehmer unter Druck. „Im Netzwerk Holz gehen die Frächter mit ihren Arbeitsbedingungen oft unter“, schilderte Gottfried Golob, Golob-Schmid, Spielberg. Optimierungsbedarf bestehe an allen Schnittstellen. „Wir leben Logistik seit jeher und haben dies bei der Sturmholz-Katastrophe vor zwei Jahren bewiesen. Werksüber-greifende Frachtaufträge über fixe Mengen und Gebiete wären Lösungen für diesen Bereich.“ Potenziale beim Holztransport kaum umsetzbar. Eindrucksvoll belegte DI Christian Kanzian, Boku, dass die errechneten Gesamt-Einsparungspotenziale beim Holztransport von Minus 0,75 bis 0,6 €/fm kaum umsetzbar sind. Teilweise unverständlich groß sind die Lkw-Verweilzeiten bei der Papierindustrie. „Wir haben keine Kultur für Rückfrachten“, merkte Herbert Hengstberger, Großgöttfritz, mit 55 Rundholz-Lkw bedeutendster heimischer Holzfrächter, an. Regionaler Transport. Mit zunehmendem Holzbedarf, geringeren Importmengen aus dem Osten und steigenden Transportkosten gibt es keinen Weg vorbei an der Rundholzversorgung in der Region, fasste Ing. Joachim Reitbauer Erkenntnisse des Holzcluster Steiermark zusammen. Ein „Intermediär“ wurde noch nicht gefunden, da die Kulturunterschiede zwischen Forst und Säge noch zu groß sind. „Wir brauchen großflächige GIS-Lösungen, um das Holzangebot bündeln zu können. Mit dem Projekt „SoWatt – Kleinstwaldbewirtschaftung im Süden Österreichs“ will man Holzreserven mobilisieren. Dankesbriefe der Sägeindustrie. „Das Holzflussmanagement der ÖBf AG kann bereits zwei Jahre Praxis-Erfahrung mit über 200.000 Efm Holzumsatz im Forstbetrieb Waldviertel-Voralpen vorweisen“, sind FM DI Dr. Wolfgang Chaloupek und Förster Ing. Martin Schönsgibl stolz. Allein die Frächter der nötigen 21 Holz-Lkw pro Tag hätten Vorteile durch bessere Disponierbarkeit. „Wir haben auch Dankesbriefe der Sägeindustrie erhalten“, so Chaloupek. Mit diesen wurden statt der früheren 100 Kaufverträge 15 bis 20 Jahresrahmen-Kaufverträge mit monatlichen Korrekturmöglichkeiten und Lieferprofilen eingeführt.
„Im Vergleich dazu zehntausende Kleinwaldeigentümer parzellenscharf abzurechnen wäre eine ungleich größere Herausforderung“, so OFM DI Ernst Tschida, Burgenländische Landwirtschaftskammer, Eisenstadt. Strategische Neuausrichtung. Die Rundholzbeschaffung der Papierholz Austria, St. Gertraud, steht kurz vor einer strategischen Neuausrichtung samt Trennung von Einkauf und Logistik – „Wir wollen berechenbarer werden“, so Geschäftsführer DI Manfred Schachenmann. Ab 2006 wird der Holzfluss durchgehend gesteuert, wobei man sich auf die Kerngeschäfte konzentrieren will. In die Transport-Disposition sollen auch die zu bestimmenden 20 bis 30 A-Frächter eingebunden werden. „Die Entwicklung beim Bahntransport (Preis-Steigerungen, Liberalisierung) werden wir kritisch verfolgen.“ Kaum Nutzen für Säge. „Für die Sägeindustrie hat die Mit-Finanzierung des Netzwerk Holz-Projektes kaum Vorteile gebracht – teilweise erfolgt die Anlieferung mit Rundholz noch immer sehr unregelmäßig, die Spitzen bei der Entladung kann man nicht planen“, polterte EOS-Präsident Komm.-Rat. DI Hans-Michael Offner, Johann Offner Holzindustrie. „In Salzburg glänzten die Säger bei der Projekt-Mitarbeit aber durch Abwesenheit“, merkte FM DI Dominik Bancalari an. In der Steiermark war die Zeit für gemeinsame Umsetzungen noch nicht reif – in der Säge entstand die Einkaufsgemeinschaft Holzbeschaffungs- und Logistik HBG, Leoben, im Forst die Forstservice und die Reorganisation des Waldverbandes.