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DI Dr. Gerhard Weiß © DI Martin Heidelbauer

Alternativ-Geschäfte

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 09.05.2005 - 00:00
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DI Dr. Gerhard Weiß © DI Martin Heidelbauer


Neue Einkommensmöglichkeiten für Forstbetriebe, deren Umsetzung sowie Erfolgsaussichten wurden während eines Seminars an der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl am 4. Mai in Mitterdorf/Mürztal beleuchtet. Zusätzliche Einnahmen könnten beispielsweise aus Tourismus, Schotterabbau, Bioenergie, Fischzucht oder Wassernutzung erwirtschaftet werden. Enthusiasmus ist zu wenig für Innovation. „Gesellschaftliche Veränderungen bringen neue Herausforderungen (Risken) für die Forstwirtschaft, aber auch neue Nachfragen (Chancen)“, so DI Dr. Gerhard Weiß, EFI Projektzentrum Innoforce, Universität für Bodenkultur, Wien. Es gibt ein gestiegenes Interesse an erneuerbaren Energien und den Dienstleistungen des Waldes wie Erholung, Klima- und Naturschutz. „Bei der Entwicklung neuer Nicht-Holz-Produkte garantiert der Enthusiasmus allein noch keine erfolgreiche Innovation“, erklärt Weiß. Diese Erfahrung musste anfänglich auch der ÖBfForstbetrieb Hopfgarten mit seinem Hüttenerlebnis-Projekt „Almliesl“ machen. Man vermietete zwölf nicht mehr genutzte Forst- undJagdhütten an Touristen. Probleme entstanden durch eine unkontrollierte Kostenentwicklung, unklare behördliche Genehmigungen und innerbetriebliche Spannungen. Konzept und Konsultation notwendig. Um erfolgreich zu sein, sind ein übersichtliches Konzept mit Finanzkalkulation, eine rechtzeitige Verständigung der Behörden und Nachbarn sowie eine Experten-Konsultation ratsam. Zudem sind die Mitarbeiter in das Projekt einzubinden. „Um neue Ideen zu entwickeln, sollte Kooperationen über forstliche Sektorgrenzen hinaus angedacht werden“, so Weiß.
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OFR DI Andreas Holzinger © DI Martin Heidelbauer

Positive Nationalpark-Tendenzen. Über positive Tendenzen im Nationalpark (NP) Gesäuse berichtete OFR DI Andreas Holzinger, Steiermärkische Landesforste. Seit Jänner 2003 ist der NP, der 11.000 ha der Landesforste-Flächen umfasst, in Form des Vertragsnaturschutzes auf vorläufig zehn Jahre verpachtet. Es erfolgt eine pauschale Entschädigung. Die strengen IUCN-Schutzkriterien (Kategorie II) garantieren die Finanzierung durch Bund (50%) und Land (50%). „Günstig wirkt sich auch die Bestellung des Forstwirtes DI Werner Franek zum NP-Direktor aus, da er Forst- und Jagdkompetenz besitzt“, so Holzinger. Die Gesamtfläche der Landesforste beträgt 28.500 ha, wovon 16.300 ha auf Wald entfallen. Das strenge Naturschutzgebiet liegt vor allem auf schwierigen Schutzwald-Standorten mit geringem Deckungsbeitrag. Eisvogel und Gams beobachten. Im „Kielwasser“ des NP werden touristische Angebote verstärkt. So wurden ein Besucherpavillon, ein Campingplatz, eine Mountainbike-Strecke und ein „Weidendom“ nahe der Enns zur Erkundung des Lebensraums Wasser errichtet. Während man am Fluss Eisvögel sieht, lässt sich am Berg Gamswild beobachten. Sehr gefragt sind die Erlebnisführungen auf Raufußhühner oder Schalenwild, die von drei Berufsjägern geleitet werden. Die vier Auerwildbalzplätze sind bis 2007 ausgebucht. In einer großen Beobachtungshütte können Schulklassen Rotwildfütterungen hautnah erleben. Zudem werden auch behördlich genehmigt Abschüsse getätigt. Als Volltreffer hat sich auch der Verkauf von Wildfrischfleisch erwiesen. Durch den NP-Einsatz der Landesforste stieg die Akzeptanz innerhalb der teilweise kritischen Bevölkerung. Die Erstellung von Hinweistafeln, Schaukästen und Informationsständern sind willkommene Überbrückungsarbeiten im Winter und dienen der Arbeitsplatzsicherung. Karpfenzucht mit Hecht und Zander lohnend. „Langjährige Karpfenzucht-Erfahrungen besitzt man beim Kinsky’schen Forstamt Heidenreichstein im Waldviertel“, so FM DI Willibald Hafellner. Die Butter aufs Brot sind die Nebenfische (Hecht, Zander), die auch unter Sportfischern gefragt sind. Für den Teichbau gibt es eine 30%-ige Investitionsförderung aus ÖPUL-Mitteln und europäischen Fischereiprogrammen (bis 2006). Förderanspruch besteht nur, wenn kein eiweißhältiges Industriefutter ausgebracht wird. Mit der Fischzucht können Deckungsbeträge von 100 bis 800 €/ha erwirtschaftet werden, so Hafellner. Glänzender Marmor. Die Bedeutung des Marmor- und Schotterabbaus in der Mayr-Melnhof-Forstverwaltung Salzburg, erläuterte FD DI Dr. Gerald Jäger. Das Unterberger-Marmor-Vorkommen wurde 1990 verpachtet. Jährlich werden rund 1000 m³abgebaut. Neben einer Mindestpacht ist man mit 5% am Umsatz beteiligt, so Jäger. Hochwertige Blöcke haben einen Marktpreis von 1000 bis 1150 €/m³.
Ein ehemaliges Schottervorkommen musste im Auwaldgebiet aufgelassen werden, da es in einem Natura 2000-Gebiet liegt. Im Laufe von vier Jahrzehnten waren dort 10 Mio. m³ Sand und Kies gewonnen worden. Bis 1995 hat man auch Quarzsand abgebaut mit einem Abbauzins von 3 €/m³. Aktiv statt passiv. Durch aktives Einbringen ließ sich in einem ehemaligen Problemrevier das Einkommen aus Tourismus und Naturschutz auf 17,6% erhöhen, erklärte FM DI Christian Berner, Erzbischöfliches Forstamt Kirchberg. Langläufer und Tourengeher sorgten in einem sensiblen Birkhuhn-Einstand für Unruhe. Deshalb verbündete man sich mit den Tourismusverband und errichtete gemeinsam die „Semmering-Wechsel-Panorama-Loipe, die gegen Entgelt befahrbar ist. Das Birkwild-Vorkommen liegt nun in einem wissenschaftlichen Sperrgebiet. Weiters wird in einen Auerwildbiotop ein Vertragsnaturschutz mit entsprechenden Maßnahmen (Belassen von Wipfelstücken, Ameisenschutz, Freiflächen für Heidelbeeren) durchgeführt. Wassersynergien nutzen. Eine gewinnbringende Wassernutzung ist meist nur durch Synergien möglich, wobei sich die Investition mindestens dreimal rechtfertigen muss, meint Mag. (FH) Friedrich J. Bleier, FJ Bleier PME & Realisation.
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FD DI Franz Himmelstoß © DI Martin Heidelbauer

Neues Biomassewerk in Stainach. Über die in Bau befindliche Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage Stainach, berichtete FD DI Franz Himmelstoß, Forstverwaltung Dreher. 197 Waldbesitzer werden 28.000 fm Industrieholz oder 80.000 srm liefern. Es sollen jährlich 47.000 MWh Wärmeenergie und 4000 MWh Ökostrom erzeugt werden. Wichtig ist die Lieferung von trockenem Holz, so Himmelstoß. Bei einem Wassergehalt von 35% (W35) zahlt man 17,44 €/srm, bei W30 schon 19,01 €/srm, bei waldfrischen Holz W50 nur 11,16 €/srm. Das Biomassewerk soll im Dezember starten.