Rund 650 Interessenten aus Jägerschaft und der nichtjagenden Bevölkerung füllten die Puttererseehalle bis auf den letzten Platz. Die gewohnt perfekte Organisation unter Federführung von Univ.-Doz. Dr. Karl Buchgraber sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Tagung.Dem Untertitel entsprechend referierten und diskutierten Jäger, Wissenschaftler und Repräsentanten von Naturschutz-Verbänden wie World Wildlife Fund for Nature (WWF) und Birdlife Österreich.
Dieser Umstand ließ im Vorfeld eine konfliktträchtige und emotionsgeladene Grundstimmung und Diskussion erwarten. Im Laufe der Tagung sollte sich allerdings eine Eigendynamik entwickeln, die von Dialog- und Kompromissbereitschaft geprägt war und für ein verbessertes Verständnis der Interessen der jeweils anderen Gruppierungen sorgte.
Mangelnde Kommunikation.Das Prinzip der nachhaltigen Jagd - eine traditionelle und eigentlich nicht wegzudenkende Grundfeste der Jagd - wurde von Dr. Gerhard Loupal, Präsident von Birdlife Österreich, als besonders erfreulicher, für ihn neuer Grundsatz bezeichnet. Dieses Beispiel macht die augenscheinliche Diskrepanz zwischen der jagdlichen Realität und ihrer Wahrnehmung durch andere Gesellschaftsgruppen deutlich. Generell konnten die Teilnehmer den Eindruck gewinnen, dass ein wesentlicher Anteil des Konfliktpotenzials zwischen Jagd und Naturschutz durch mangelnde Kommunikation und fehlendes Wissen begründet ist. Genau durch diesen gegenseitigen Informations- und Erfahrungsaustausch konnte sich die 13. Österreichische Jägertagung zu einer Plattform für den Schulterschluss zwischen den vermeintlichen Konfliktparteien entwickeln.
Um der Tagung auch konkrete Taten folgen zu lassen, wurde die Weitergabe der Erkenntnisse an die jeweilige Basis eingemahnt. Nur so könnten weite Bevölkerungsteile erreicht und die Entscheidungen von einer Mehrheit aus den unterschiedlichen Interessengruppen mitgetragen werden.
Wiederholt wurden wechselseitig Angebote für Kooperationen und gemeinsame Tätigkeiten gemacht. Diese könnten in Form von Runden Tischen zu aktuellen Themen, einer weiteren Intensivierung der Mitarbeit der Jägerschaft in Forschungsprojekten oder einer verbesserten Offenlegung von Datenmaterial umgesetzt werden. Gerade diese Ablöse des Gegeneinanders durch ein zukünftiges Miteinander lässt auf eine konstruktive Arbeit zum Wohle aller Wildtiere hoffen.
Greifvögel und Großräuber.Neben breitem Konsens gab es erwartungsgemäß auch Reibungspunkte. So stieß etwa die Forderung der Jägerschaft nach der Bejagung von Greifvögeln, allen voran der Arten Habicht, Rohrweihe und Mäusebussard, auf strikte Ablehnung der Naturschutz-Verbände. Und das, obwohl durch die Greifvogelbejagung nicht nur das jagdbare Niederwild sondern auch Arten wie etwa Brachvogel oder Bekassine gefördert würden. Auch bei den Großräubern - Bär, Luchs und Wolf - zeigte sich eine unterschiedliche Einschätzung der Lage und der Lebensraumpotenziale.
Vergebene Liebesmüh.Die Aussage, „das sämtliche Maßnahmen, wie etwa die Raubwildreglementierung, nur dann zu einer Verbesserung der Situation der Beutetiere führen könnten, wenn zugleich auch die erforderlichen Lebensräume geschaffen und erhalten würden”, zog sich wie ein roter Faden durch die Referate und Diskussionen. „Würden Füchse Trophäen tragen, bräuchten wir die heutige Veranstaltung gar nicht”, kommentierte Rudolf Dutter, stellvertretender Hegeringleiter im Bezirk St. Pölten und passionierter Raubwildjäger, den abnehmenden Stellenwert der Raubwildbejagung und hielt der Jägerschaft mit dieser Aussage den Spiegel vor.
Durchwegs kritisch und pointiert äußerte sich Dr. Fredy Frey-Roos vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku). Selbst Jäger, machte er deutlich, dass die gängigen Argumente der Jagd für die Raubwildreglementierung dem Naturschutz gegenüber kaum Bestand haben können. So seien diese zu überdenken und durch neue - etwa dem, der zweckgebundenen Nutzung - zu ersetzen.
Chancen und Gefahren.Im Zusammenhang mit der Lebensraumgestaltung wurden auch die Entwicklungen in der Landwirtschaft thematisiert. Besonders der Trend zu Energieflächen würde nach Einschätzung von Dr. Buchgraber in den kommenden 15 Jahren zu einer Intensivierung auf hochproduktiven Flächen führen. Diese Tatsache stelle eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für Wildtierlebensräume dar. Da Energieflächen auf Böden schlechter Bonität unrentabel wären, ergäben sich in solchen Bereichen Gestaltungsspielräume. Generell erging ein Appell an die Jägerschaft, die Habitatgestaltung in Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern zu forcieren. Auch die Tatsache, dass die Jagd die einzige der vertretenen Interessengruppe darstellt, welche für ihre Form der Landnutzung bezahlt, wurde im Laufe der Diskussion betont und hervorgehoben. Dieser Umstand sollte der Jagd gewisse Vorrechte einräumen, solange diese tier- und artgerecht seien.
Prof. Dr. Friedrich Reimoser wies auf die internationale Anerkennung und Verankerung der Nutzung - und somit der Jagd - als aktiven Naturschutz hin.
Bezüglich der Finanzierung von Schutzmaßnahmen wurde eine stärkere Einbindung der Naturschutz-Stellen, vor allem aber des Bundes und der Länder, gefordert.
Jäger und Naturschutz - ein Fazit.Erfreulich bleibt der Schulterschluss zwischen Jägerschaft und Naturschutz. Dieser wird sich allerdings erst im Alltag beweisen müssen und es bleibt abzuwarten, ob sich die positive Grundstimmung der Veranstaltung auch auf die Basis ausweiten lässt. Festgehalten wurde auch: Die Untrennbarkeit der Zusammenhänge zwischen jagdlich-hegerischen Maßnahmen und Lebensraumgestaltung und -schutz. Abzuwarten bleibt die Entwicklungen in der Landwirtschaft und deren Folgen für alle Wildtiere.
Tagungsband erhältlich:
Für 8 € bei der HBLFA Raumberg-Gumpenstein,
Tel. +43 (0) 3682/22 45-206, Fax - 210, www.raumberg-gumpenstein.at
Dieser Umstand ließ im Vorfeld eine konfliktträchtige und emotionsgeladene Grundstimmung und Diskussion erwarten. Im Laufe der Tagung sollte sich allerdings eine Eigendynamik entwickeln, die von Dialog- und Kompromissbereitschaft geprägt war und für ein verbessertes Verständnis der Interessen der jeweils anderen Gruppierungen sorgte.
Mangelnde Kommunikation.Das Prinzip der nachhaltigen Jagd - eine traditionelle und eigentlich nicht wegzudenkende Grundfeste der Jagd - wurde von Dr. Gerhard Loupal, Präsident von Birdlife Österreich, als besonders erfreulicher, für ihn neuer Grundsatz bezeichnet. Dieses Beispiel macht die augenscheinliche Diskrepanz zwischen der jagdlichen Realität und ihrer Wahrnehmung durch andere Gesellschaftsgruppen deutlich. Generell konnten die Teilnehmer den Eindruck gewinnen, dass ein wesentlicher Anteil des Konfliktpotenzials zwischen Jagd und Naturschutz durch mangelnde Kommunikation und fehlendes Wissen begründet ist. Genau durch diesen gegenseitigen Informations- und Erfahrungsaustausch konnte sich die 13. Österreichische Jägertagung zu einer Plattform für den Schulterschluss zwischen den vermeintlichen Konfliktparteien entwickeln.
Um der Tagung auch konkrete Taten folgen zu lassen, wurde die Weitergabe der Erkenntnisse an die jeweilige Basis eingemahnt. Nur so könnten weite Bevölkerungsteile erreicht und die Entscheidungen von einer Mehrheit aus den unterschiedlichen Interessengruppen mitgetragen werden.
Wiederholt wurden wechselseitig Angebote für Kooperationen und gemeinsame Tätigkeiten gemacht. Diese könnten in Form von Runden Tischen zu aktuellen Themen, einer weiteren Intensivierung der Mitarbeit der Jägerschaft in Forschungsprojekten oder einer verbesserten Offenlegung von Datenmaterial umgesetzt werden. Gerade diese Ablöse des Gegeneinanders durch ein zukünftiges Miteinander lässt auf eine konstruktive Arbeit zum Wohle aller Wildtiere hoffen.
Greifvögel und Großräuber.Neben breitem Konsens gab es erwartungsgemäß auch Reibungspunkte. So stieß etwa die Forderung der Jägerschaft nach der Bejagung von Greifvögeln, allen voran der Arten Habicht, Rohrweihe und Mäusebussard, auf strikte Ablehnung der Naturschutz-Verbände. Und das, obwohl durch die Greifvogelbejagung nicht nur das jagdbare Niederwild sondern auch Arten wie etwa Brachvogel oder Bekassine gefördert würden. Auch bei den Großräubern - Bär, Luchs und Wolf - zeigte sich eine unterschiedliche Einschätzung der Lage und der Lebensraumpotenziale.
Vergebene Liebesmüh.Die Aussage, „das sämtliche Maßnahmen, wie etwa die Raubwildreglementierung, nur dann zu einer Verbesserung der Situation der Beutetiere führen könnten, wenn zugleich auch die erforderlichen Lebensräume geschaffen und erhalten würden”, zog sich wie ein roter Faden durch die Referate und Diskussionen. „Würden Füchse Trophäen tragen, bräuchten wir die heutige Veranstaltung gar nicht”, kommentierte Rudolf Dutter, stellvertretender Hegeringleiter im Bezirk St. Pölten und passionierter Raubwildjäger, den abnehmenden Stellenwert der Raubwildbejagung und hielt der Jägerschaft mit dieser Aussage den Spiegel vor.
Durchwegs kritisch und pointiert äußerte sich Dr. Fredy Frey-Roos vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku). Selbst Jäger, machte er deutlich, dass die gängigen Argumente der Jagd für die Raubwildreglementierung dem Naturschutz gegenüber kaum Bestand haben können. So seien diese zu überdenken und durch neue - etwa dem, der zweckgebundenen Nutzung - zu ersetzen.
Chancen und Gefahren.Im Zusammenhang mit der Lebensraumgestaltung wurden auch die Entwicklungen in der Landwirtschaft thematisiert. Besonders der Trend zu Energieflächen würde nach Einschätzung von Dr. Buchgraber in den kommenden 15 Jahren zu einer Intensivierung auf hochproduktiven Flächen führen. Diese Tatsache stelle eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für Wildtierlebensräume dar. Da Energieflächen auf Böden schlechter Bonität unrentabel wären, ergäben sich in solchen Bereichen Gestaltungsspielräume. Generell erging ein Appell an die Jägerschaft, die Habitatgestaltung in Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern zu forcieren. Auch die Tatsache, dass die Jagd die einzige der vertretenen Interessengruppe darstellt, welche für ihre Form der Landnutzung bezahlt, wurde im Laufe der Diskussion betont und hervorgehoben. Dieser Umstand sollte der Jagd gewisse Vorrechte einräumen, solange diese tier- und artgerecht seien.
Prof. Dr. Friedrich Reimoser wies auf die internationale Anerkennung und Verankerung der Nutzung - und somit der Jagd - als aktiven Naturschutz hin.
Bezüglich der Finanzierung von Schutzmaßnahmen wurde eine stärkere Einbindung der Naturschutz-Stellen, vor allem aber des Bundes und der Länder, gefordert.
Jäger und Naturschutz - ein Fazit.Erfreulich bleibt der Schulterschluss zwischen Jägerschaft und Naturschutz. Dieser wird sich allerdings erst im Alltag beweisen müssen und es bleibt abzuwarten, ob sich die positive Grundstimmung der Veranstaltung auch auf die Basis ausweiten lässt. Festgehalten wurde auch: Die Untrennbarkeit der Zusammenhänge zwischen jagdlich-hegerischen Maßnahmen und Lebensraumgestaltung und -schutz. Abzuwarten bleibt die Entwicklungen in der Landwirtschaft und deren Folgen für alle Wildtiere.
Tagungsband erhältlich:
Für 8 € bei der HBLFA Raumberg-Gumpenstein,
Tel. +43 (0) 3682/22 45-206, Fax - 210, www.raumberg-gumpenstein.at