Am stählernen Faden

Nach dem Willen von Präsident Dr. Klaus Merker sollen künftig 70 % des gesamten Holzeinschlages der Niedersächsischen Landesforsten (2 Mio. fm/J) hochmechanisiert erfolgen. Bereits im März erwarb das Unternehmen einen (FPA-geprüften) Hangharvester HSM 405H 8WD – das dritte in Europa ausgeliefert Exemplar – sowie im August einen Hangforwarder Ponsse Alpine Buffalo. Dieses Erntesystem stellten die Landesforsten gemeinsam mit der Deutschen Messe, Hannover/DE, am 7. Oktober im Vorfeld der Ligna 2009 vor.

Exklusives Zubehör

Analog zum Forcar FC 200 stattete Klaus Herzog, Zumholz/CH, beide Maschinen für jeweils zwischen 50.000 und 60.000 € mit einer Traktionshilfswinde am Heck aus. Deren Zugkraft lässt sich mit dem Fahrantrieb synchronisieren – die Forstmaschine mutiert zum konstanten Seilzug.
„Diese Technik ermöglicht das Befahren von Rückelinien mit einer Neigung von über 35 %“, erläutert Henning Geske, Leiter des Niedersächsischen Forstamtes Lauterberg. Bestände mit diesen Eigenschaften finden sich in deutschen Mittelgebirgen auf rund einem Drittel der Fläche. Geske und sein Team beobachteten deutlich besser manövrierbare Maschinen und nur geringe Boden- und Befahrungsschäden auf den in Fall-linie verlaufenden, zusätzlich mit Reisigmatten belegten Rückegassen. Erosionsschäden wurden nicht festgestellt. Damit eröffnen sich zusätzliche Aufarbeitungspotenziale für die hochmechanisierte Holzernte in Lagen, bei denen eine talseitige Ausfahrt bisher nicht möglich war.

Eine Schnittstelle weniger

„Bei extrem steilen Hängen mit mehr als 45 % durchschnittlicher Hangneigung sollten Waldbesitzer allerdings keine zu hohen Erwartungen an dieses System stellen“, sagte Geske vor rund 30 Fachjournalisten – hier behaupte sich nach seiner Einschätzung weiter die Seilkrantechnik.
Ebenfalls in der Erprobungsphase befindlich ist die direkte Verladung auf Euroflats: Im Wald per Hangforwarder beladen und per Hakenlift-Lkw zum Werk transportiert, lässt sich der Euroflat nach Entladung zum geschlossenen Container umrüsten und nutzen. Das von Bruno Reimann, Bad Harzburg/DE, und dem Unternehmen Kraemer, Bad Berleburg/DE, bereits seit 2002 entwickelte System vermeidet Transportbrüche und Leerfrachten.

Ambitionierte Ziele

Im Rahmen der Ligna-Pressekonferenz in Münchehof/DE betonte Andreas Züge, Abteilungsleiter Internationale Fachmessen bei der Deutschen Messe, Hannover/DE, das Ziel, die Zahlen der Ligna 2007 erneut erreichen zu wollen – trotz des konjunkturellen Umfeldes. So habe der „sehr frühe Vertrieb“ bereits Ende August zu einem Buchungsstand von 90 % der Fläche geführt. Unter dem Motto „Making more out of wood“ erkor Züge die Ressourceneffizienz zum Leitthema für 2009: „Forstwirtschaft – Rohstoffe und Technik effizient und nachhaltig nutzen“.
Wie das konkret aussehen könnte, beschrieb PD Dr. Ute Seeling, geschäftsführende Direktorin des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF), Groß-Umstadt/DE. Sie plant für 2009 neben einer zentralen Informationsstelle am Freigelände erstmals auch einen Neuheitenpavillon, thematisch gefüllt etwa mit neuen Spülvorrichtungen zwecks Abgasreinigung, dem Hybridharvester, neuer, sehr sicherer Arbeitskleidung sowie Holzlogistik per RFID (radio frequency identification). Das Thema Holzmobilisierung will Seeling gerade auch „über die aktuell schwierige Phase hinaus“ weiter verfolgen.

Niedersächsische Landesforsten

Waldfläche: 340.000 ha
Einschlag: 2 Mio. fm/J
Forstämter: 26 sowie 4 technische Stützpunkt-Forstämter
Holzernte: 12 Holzerntesysteme (jeweils ein Harvester und ein Forwarder), fast vollständig mit GeoMail ausgerüstet, ernten jährlich bis zu 400.000 fm
Bediener: 55 ausgebildete Maschinenführer