Waldverbands-Obmann Paul Lang lobte die Waldbauern für ihr solidarisches Verhalten nach den Windwürfen © DI Martin Heidelbauer
„Damit die Situation nicht eskalierte, wurde die Operation Paula initiiert. Besondere Probleme erfordern ebensolche Lösungen”, berichtete Lang. „Man errichtete einen Forstpool, der allen Geschädigten gleiche Holzpreise und faire Marktbedingungen garantierte, egal ob sie früher oder später das Holz aufgearbeitet hätten”, erläuterte der Waldverbands-Geschäftsführer DI Stefan Zwettler. Dadurch wurde den Waldbesitzern der Druck weggenommen, möglichst rasch das Schadholz aus dem Bestand zu holen. „Mit dieser Maßnahme konnten Preisabstürze verhindert und Kontinuität in den Markt gebracht werden”, ist Zwettler überzeugt. Je nachdem welche Holzmenge nachgefragt wurde, hat man verkauft. Der Durchschnittspreis pendelte sich zwischen 60 und 65 €/fm ein. Rund 3000 Waldbesitzer nützten die Poollösung. Vier fixe Nasslager
Die Stürme warfen 4 Mio. fm, wovon 90 % bereits aufgearbeitet wurden. „Es sind nur mehr Einzelwürfe vorhanden, die so schnell als möglich entfernt werden sollen, um Käferkalamitäten zu vermeiden”, meinte Zwettler. Eine negative Bilanz gab es mit 13 Todesopfern bei den Windwurf-Aufarbeitungen. „Problematisch war auch, dass einige Nasslager zu spät genehmigt wurden”, informierte Lang. Derzeit besitzt der Waldverband vier fix genehmigte Lager. Diese befinden sich beispielsweise beim Furnierwerk Merkscha, Gratwein, bei der Leobner Realgemeinschaft oder einigen Sägewerken.
Der Waldbauer Johann Reiter (2. v. li.) aus Pöllau wurde aufgrund seiner optimalen Feinerschließung und pfleglichen Holzernte mit dem Steirischen Waldwirtschaftspreis ausgezeichnet. © DI Martin Heidelbauer
Für seine vorbildliche Feinerschließung und die naturverjüngungsfreundliche Verteilung der Forststraßen erhielt der Landwirt Johann Reiter aus Pöllau den Steirischen Waldwirtschaftspreis. Er erstellte einen Waldwirtschaftsplan mit einem Jahreshiebsatz von 180 fm für 22,7 ha. Überdies engagiert er sich als Obmann der Wegegenossenschaft Rabenwald und besitzt eine Beteiligung am Ökoheizkraftwerk Pöllau.Wald-Oskar für kompetente Hilfe und sensible Berichterstattung
Für die kompetente Einsatzkoordination von Feuerwehr, Bundesheer und Behörden sowie die sensible und sachliche Berichterstattung nach den Sturmschäden erhielten HR Kurt Kalcher, Leiter der Katastrophenschutz-Abteilung, und die Medienvertreter Robert Preis, Kleine Zeitung, Günter Bauer, ORF-Steiermark, und Christa Blümel, Kronen-Zeitung, den Wald-Oskar überreicht. Auf Klimakrise nicht vergessen
„Die Sturmschadens-Beseitigung war wie eine Meisterprüfung für die Katastrophenschutz-Behörde und den Waldverband, die beide erfolgreich gearbeitet haben”, betonte LR Johann Seitinger. Weiters lobte er das feine Marktverständnis des Waldverbandes, der nicht nur Krisenmanagement betrieb, sondern bestrebt war, den gesamten Markt zu organisieren. „Neben den Fördermitteln aus der Ländlichen Entwicklung stellte man noch 7 Mio. € für forstliche Sondermaßnahmen und 8 Mio. € für die Umstellung auf erneuerbare Energien zur Verfügung”, verwies Seitinger. Außerdem warnte er, dass angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht auf die Klimaerwärmung und deren Gefahren vergessen werde. So rechnet man mit einer Schadenssumme von 2.200 Mrd. US-$ für globale Naturkatastrophen. „Die Forstwirtschaft dürfe sich Zukunftschance der erneuerbaren Energien nicht aus der Hand nehmen lassen”, mahnte Seitinger. Er möchte auch den vorjährigen Anteil der Wohnbauten aus Holz von 20 auf 25 % in den nächsten beiden Jahren erhöhen. Für den Systembau ortete Seitinger noch verstärkten Handlungsbedarf.
Univ.-Prof. Leopold Neuhold forderte die Wirtschaftstreibenden auf, nicht nur Preisrelationen zu sehen, sondern auch zukunfts-, umwelt- und gesellschaftsgerechte Werte zu berücksichtigen © DI Martin Heidelbauer
Über die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftsethik und Waldwirtschaft referierte Univ.-Prof. Mag. Dr. Leopold Neuhold, Institut für Ethik und Gesellschaftslehre, Theologische Universität Graz. „Der Mensch ist klein. Wir können sehr vieles machen, aber nicht alles. Man müsse vor Überheblichkeit warnen”, erklärte der Ethik-Experte. Der Wald sei auch ein Zeichen wie klein der Mensch ist. Bäume werden mehrere hundert Jahre alt. Zudem kritisierte Neuhold die Börsen, die sich von der Wirklichkeit abgekoppelt hätten und nun nach dem Staat riefen. Bedenklich sieht er auch das Verantwortungs-Verständnis welches lautet: „Wir können alles, aber nichts dafür”. Zu den ethischen Aufgaben gehört es zu relativieren und Beziehungen zu schaffen. „Der Sinn des Wirtschaftens ist mehr als nur Preisrelationen zu sehen. Menschen wissen vom Preis alles, aber vom Wert nichts”, bemängelte Neuhold. Neben den ökonomischen Zielen sollte die Wirtschaftstreibenden auch zukunfts-, umwelt- und gesellschaftsgerechte Vorgaben verfolgen.Ethik als Richtwert
„Die Waldwirtschaft ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Es wird nicht in einer, sondern in mehreren Generationen gedacht. Wald dient nicht nur der Holzproduktion, sondern ist außerdem Erholungsraum, bietet Schutz (Schutzwald) sowie Schönheit und verlangt soziale Verantwortung von den Eigentümern”, erläuterte Neuhold. „In schwierigen Zeiten wie diesen benötigt der Mensch Fassung. Vielleicht könnte Ethik eine Fassung sein”, kommentierte der Vortragende.