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Der HEM 820 Z setzt als Pendant zum HEM 820 DQ die Zapfwellenleistung von starken 544-PS-Traktoren in Hackleistung um © Jenz

Zwei neue Hacker-Giganten

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 30.11.2009 - 15:03
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Der HEM 820 Z setzt als Pendant zum HEM 820 DQ die Zapfwellenleistung von starken 544-PS-Traktoren in Hackleistung um © Jenz

Auf der Agritechnica zeigen Schlepper-Hersteller eine neue Generation leistungsstarker Traktoren mit einer Leistung von mehr als 500 PS. Diese ‚Supertraktoren‘ eröffnen land- und forstwirtschaftlichen Lohnunternehmen auch hinsichtlich der damit möglichen Maschinenkombinationen neue Möglichkeiten”, erzählte Dipl. Oec. Uwe Hempen-Hermeier, Geschäftsführender Gesellschafter, bei einer Pressekonferenz am 12. November. Entsprechend der damit künftig verfügbaren Antriebsleistung hat Jenz den neuen Mobilhacker HEM 820 Z entwickelt. Dieser nutzt die Zapfwellenleistung der neuen Supertraktoren und setzt sie optimal in Hackleistung um. Bei einer Einzugsöffnung von 120 mal 80 cm zerkleinert die Maschine Stammholz bis 70 cm Durchmesser. Der neue Helix-Rotor mit zwei Reihen spiralförmig versetzt angeordneter Wechselklingen sorgt bei rund 2,6 t Eigengewicht und einem Durchmesser von 104 cm für einen vibrationsfreien Hackvorgang. Zur Vereinfachung der Beschickung wurde der klappbare Einzugstisch gegenüber der Baureihe HEM 500 auf 2,1 m verlängert.

Hacker mit Doppelmotortechnik

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„Nur für richtige Männer“: Den auf dem Lkw aufgebauten Mobilhacker HEM 820 DQ präsentierte Jenz als Weltpremiere am Agritechnica-Freigelände © Forstassessor Peter Liptay

Das auf einem Vierachs-Lkw-Fahrgestell aufgebaute „Brudermodell” des HEM 820 Z, der HEM 820 DQ, war auf dem Freigelände der Agritechnica zu bestaunen. Bei dieser Version des Riesenhackers setzt Jenz eine Doppelmotortechnik ein. Ein zusätzlicher Aufbau-Motor OM 502 steht mit 652 PS dem HEM 820 DQ voll zur Verfügung. Der Ladekran und das Antriebskraft fordernde Austragsgebläse werden über den Lkw-Motor angetrieben. Deren Kraftbedarf beträgt lastabhängig bis zu 204 PS, sodass für den Antrieb bis zu 856 PS zur Verfügung stehen. Damit dies in Hackleistung umgesetzt werden kann, wurde der bisherige Aufbauhacker für den Chippertruck, der HEM 700, zum neuen HEM 820 weiterentwickelt. Für ein Höchstmaß an Kompaktheit wurde die Bauform „Q” als Quereinzug gewählt.

Mit identischen Maßen wie der HM 820 Z bei Hacktrommel und Einlassöffnung zerkleinert der 820 DQ ebenfalls schweres Stammholz bis 70 cm. „Unter anderem setzen auch Spanplattenwerke auf unsere Großhackertechnik”, erläuterte Hempen-Hermeier. Der HEM 820 wird serienmäßig mit dem neuen Helix-Rotor ausgerüstet. Bei diesem sind die Wechselklingen in Form von zwei Spiralen gleichmäßig über den Rotorzylinder verteilt. Das sorgt für einen ruhigen, vibrationsarmen Maschinenlauf. Gleichzeitig wird Energie gespart, weil die Schneidkraft auf einen kleinen Bereich konzentriert wird. Damit die Hackleistung umgesetzt werden kann, wurde die Siebfläche angepasst Sie erreicht gut 2 m2.

Als Zusatzoption ist beim HEM 820 DQ der Twin-Gear-Antrieb lieferbar. Damit kann die Hacktrommel-Drehzahl abhängig von der Aufgabenstellung variiert werden, sodass die Schnitzel in gewünschter Größe in guter Qualität erzeugt werden können. Die beiden neuen Varianten des HEM 820 werden ab Frühjahr 2010 für die Kunden lieferbar sein. Eine DL-Version mit Längseinzug und Antrieb durch Aufbaumotor wird folgen.

30% größere Siebfläche

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Die Maschinensteuerung easygreen stellte Konstruktionsleiter DI Jens Wiehe vor © Forstassessor Peter Liptay

Als weitere Innovation hat Jenz zur Agritechnica sein Erfolgsmodell HEM 581 durch die Version 582 ersetzt. Der HEM 582 bietet dem Anwender gegenüber dem Vorgängermodell eine Vergrößerung der Siebfläche um über 30 %. Dies hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Leistung, weil die Hackschnitzel die Hacktrommel durch eine wesentlich größere Öffnung verlassen. Realisiert wurde dies durch eine Veränderung der Rotorhaube, wodurch ein zweiter Siebkorb eingesetzt werden kann. „Mit 1,74 m2-Siebfläche setzt der HEM 582 einen neuen Spitzenwert in seiner Klasse”, betonte Hempen-Hermeier.

Die Maschine erreicht bei gleichem Energieeinsatz einen bis zu 20 % höheren Durchsatz. Gleichzeitig wird durch die größere Siebfläche weniger Feinanteil produziert. Eine weitere Verbesserung bringt die neue easygreen-Steuerung mit sich. Sie liefert dem Fahrer Zusatzinformationen über seine Maschine wie den Ist-Drehmoment und bietet die Möglichkeit, den Ladekran wunschgemäß anzupassen. Der Unternehmer kann betriebswirtschaftliche Daten direkt mit einem USB-Stick aus der Maschinensteuerung herausziehen. „Damit stoßen wir ein großes Tor im Hinblick auf die Auftragsverwaltung auf”, erläuterte Konstruktionsleiter DI Jens Wiehe.

Bedarf an neuer Erntetechnik

Jenz stellte ebenfalls neue Erntetechniken für Energieholzplantagen im kurzen und mittleren Umtrieb vor. „Die Verknappung der forstlichen Biomasse führt zu zunehmender Anlage von Plantagen aus Weichhölzern”, schilderte Hempen-Hermeier, der mit bis zu 1 Mio. ha Energieholzwäldern in Deutschland bis 2020 rechnet. Damit einher geht ein Bedarf an neuer Erntetechnik. Jenz hat selber 30 ha Weiden und Pappeln in der Nähe seines Standortes angepflanzt, von denen im Jänner 2010 10 ha zur Ernte anstehen. „Unklar ist, ob die Bäume künftig wirklich alle im Kurzumtrieb nach drei Jahren oder im mittleren Umtrieb nach fünf bis sieben Jahren geerntet werden. Die zweite Option lässt Spielraum für andere Verwendungen offen”, erläuterte Hempen-Hermeier. Maishäcksler sind auf Stammdurchmesser von 8 cm und damit auf den KUP begrenzt.

Künftig bietet Jenz für den Mobilhacker HEM 360 ZA ein KUP-Schneidwerk an. Dieses besteht aus einem verstellbaren Vorspanner und zwei horizontal laufenden Kreissägen und wird anstelle des Einzugstrichters vor den Walzeneinzug des HEM 360 ZA montiert. Der Antrieb der Kreissägen erfolgt über die Hydraulik des Zugtraktors. Damit ist der für die Durchforstung konzipierte Hacker auch für die KUP-Ernte geeignet, die in der gängigen Doppelreihe gepflanzt sind.

Für die schlagkräftige Ernte von schnell wachsenden Hölzern im mittleren Umtrieb stellte Jenz den neuen Fällkopf Woodcracker C 350 vor. Mit 750 kg Eigengewicht ist er für den Betrieb an Baggern bis 15 t ausgelegt. Mit einer Schneidenöffnung von 75 cm werden Stämme bis 35 cm mühelos „gepflückt” und zu Hackschnitzeln zerkleinert. Ein Kollektor, mit dem schwächeres Holz nach dem Abschneiden gesammelt werden kann, wird ab Frühjahr 2010 zur Verfügung stehen.

50 Jahre Hackertechnologie

Beim 1921 gegründeten Unternehmen feiert man heuer das 50-jährige Jubiläum des Einstiegs in die Hacker-Technologie. „Trotz rückläufiger Auftragslage werden wir den Umsatz in diesem Jahr um 5 bis 10 % gegenüber dem Vorjahr (42 Mio. €) steigern können”, gab Hempen-Hermeier Einblick in das Geschäftsjahr. Mit der Einstellung von 15 neuen Mitarbeitern wurde die Beschäftigtenzahl in diesem Jahr auf 170 aufgestockt - darunter befinden sich auch 15 Auszubildende. „Mit dem neuen Personalstand sind wir in der Lage, über 150 große Maschinen pro Jahr zu bauen”, kündigte der Geschäftsführer an.

Rückläufige Verkäufe in Gesamteuropa konnten durch das Geschäft im deutschsprachigen Raum ausgeglichen werden. „Hier profitieren wir vom guten Servicenetz”, war Jenz überzeugt und kündigte an, dieses in Österreich und Süddeutschland weiter auszubauen. Bereits jetzt wird dort jeder Hacker vom eigenen Service in drei Stunden erreicht. Hoffnung macht der Markt Japan, wo man sich stärker mit der CO2-Problematik beschäftigt.
Die Zukunft sieht Hempen-Hermeier nach wie vor in der Nutzung von Hackschnitzeln zur Wärmegewinnung. „Der Vorteil der Hackschnitzel ist, dass sie im Gegensatz zu anderen Energieträgern ohne Subventionen wettbewerbsfähig sind”, ging Hempen-Hermeier von einer konstanten Nachfrage aus. „Es entstehen weitere kleinere Hackschnitzelheizungen, die von Lohnunternehmen beliefert werden. Damit bleibt auch eine Nachfrage nach unseren Maschinen gegeben. Wir sind gut aufgestellt und blicken mit Optimismus in die Zukunft”, lautete das Fazit des Geschäftsführers.