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Auf 2 ha Fläche werden über 50.000 fm Fichtenrundholz an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden lang bewässert © Rumplmayr

Donausäge Rumplmayr

Schnelle Hilfe wirkt doppelt

Ein Artikel von Ulrike Knaus | 05.09.2019 - 13:17

Wie beurteilen Sie aktuell den Rundholzmarkt?

Nach Katastrophenjahren, die von Rundholzknappheit und vom Branchenkonsens geprägt waren, dass wohl Überkapazitäten vom Markt verschwinden müssten, haben spätestens seit 2017 Trockenheit, Käfer, Windwürfe und Schneedruck den Rundholzmarkt in Mitteleuropa schwer belastet. Statt des üblichen Jahreseinschlags in Deutschland, Österreich und Tschechien von insgesamt etwa 80 Mio. fm gelangen heuer kalamitätsbedingt vermutlich 115 Mio. fm – also um 30 bis 40 Mio. fm mehr – auf den Markt. Dazu kommen noch Vaia-Mengen aus Norditalien und Slowenien. Nicht nur die Fichte – alle Baumarten haben Probleme.

Verstehen Sie den Unmut in der Forstwirtschaft?

Dass die Forstwirtschaft darunter massiv zu leiden hat, ist uneingeschränkt anzuerkennen. Die Unzufriedenheit der Forstwirtschaft mit der Holzpreisentwicklung ist ebenfalls verständlich. Leider schlägt diese außerhalb Österreichs noch gravierender aus. Noch mehr als die Holzpreise sind die effektiven Holzerlöse wegen einhergehender Qualitätseinbußen unter Druck.

Teilen Sie die Einschätzung von Experten, wonach vorerst kein Ende dieser Krise in Sicht sei?

Wie auch die Jahre 2009 bis 2015 am Beispiel der Sägeindustrie gezeigt haben, bleiben Krisen in der Wertschöpfungskette niemals auf Dauer an einem Kettenglied allein hängen – wohl auch nicht die aktuelle Krise dauerhaft an der Forstwirtschaft.

Wie kann die Branche dieser Krise Ihrer Meinung nach begegnen?

Mit konstruktiven Kraftanstrengungen aller Beteiligten. Schuldzuweisungen helfen nicht weiter. In der jüngeren Branchendiskussion entsteht der Eindruck, die Holzabnehmer seien ein Teil des Problems und nicht der Problembewältigung. Es soll bei aller Misere nicht übersehen werden, was die Holzindustrie und ihre Mitarbeiter im Sinne der Forstwirtschaft leisten und welcher Einsatz bei derartigem Mengendruck mit Planung, Übernahme, Pufferung, Vermarktung, Verarbeitung und weltweitem Vertrieb verbunden ist. Die Sägewerke sind dabei nicht die Gegner ihrer Lieferanten, sondern Partner, so gut das möglich ist.

Was macht die Donausäge Rumplmayr konkret?

Wir konzentrieren uns im Besonderen auf bewährte Stammlieferanten und setzen die maximale Rundholzübernahmekapazität sowie unser volles Lagervolumen ein – das sind 90.000 fm sortierter Vorrat im Nasslager in Rinde. Zudem haben wir die Lagerkapazität 2018 noch um ein temporäres Nasslager erweitert.

Wie groß ist dieses temporäre Nasslager und was bringt es?

Mit 50.000 fm ist es derzeit wohl mit einigem Abstand das größte in Österreich. Dadurch war es möglich, große Mengeneinheiten vom Wald abzufahren und bis zur Übernahme im Winter zu konservieren. Gleichzeitig wurde so auch die Übernahmekapazität der Sortieranlage zugunsten kleinerer Mengeneinheiten entlastet. Das Konzept war in diesem Jahr, wie schon im vorigen, in den forstschutzkritischen Monaten über die Sortierkapazität hinaus aufnahmefähig zu sein und den gepufferten Vorrat dann zu übernehmen, wenn in den Wintermonaten die Sortierkapazitäten weniger stark angespannt sind.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Das Marktrisiko ist erheblich – eigentlich kann nur bei sinkenden Holzpreisen eingelagert werden. Wäre der Holzmarkt mengenmäßig nicht unter Druck, wäre das Preisrisiko vermindert, aber kein Lieferant würde dann in ein externes Nasslager liefern. So sind im vergangenen Jahr die Holzpreise zwischen der Einlagerung im 3. Quartal 2018 und der Auslagerung im 1. Quartal 2019 um 6 €/fm gefallen. Heuer sind Preisrückgänge zwischen der Einlagerung im 2. Quartal und der Auslagerung Anfang 2020 ebenfalls nicht ganz ausgeschlossen. Zu diesen Marktrisikokosten kommen noch die Aufwendungen für das Nasslager selbst von über 10 €/fm für Pacht, bauliche Maßnahmen, Installation, Personal, gebrochenen Transport und Rekultivierung.

Warum werden trotzdem Nasslager empfohlen?

Diesen Kosten stehen der sonst drohende Qualitätsverlust von 20 bis 30 €/fm, sowie allfällige Kosten eines Insektizideinsatzes gegenüber, weil das Forstschutzrisiko bereitgestellter Partien schon durch den raschen Abtransport aus dem Wald neutralisiert wird. Warum allerdings Nasslager auf Abnehmerseite von Fördermöglichkeiten ausgeschlossen sind, erschließt sich uns nicht. Die positiven Wirkungen auf Marktstabilisierung, Qualitätskonservierung und Forstschutz, aber auch die Kosten und das Marktrisiko bestehen gleichermaßen – unabhängig davon, wer das Nasslager betreibt.