Deutschland

Der Wald hat sich kaum regeneriert

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 11.06.2025 - 15:45

Trotz der relativ günstigen Witterung 2024 und 2023 hat sich der deutsche Wald von den Folgen der extrem trocken-heißen Sommer der Vorjahre nicht erholt, geht aus dem Waldzustandsbericht 2024 hervor.

Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands (11,5 Mio. ha) ist mit Wald bedeckt. Die häufigsten Baumarten in den zumeist gemischten Wäldern sind Fichte (20,9%) und Kiefer (21,8%), gefolgt von Buche (16,6%) und Eiche (11,5%), informiert das Deutsche Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) auf Grundlage der Bundeswaldinventur BWI 2022.

Der belaubte Kronenzustand der Waldbäume gilt als wichtiger Indikator für ihre Vitalität. Der Kronenzustand der Waldbäume hat sich 2024 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Nach wie vor ist eine hohe Kronenverlichtung bei allen Arten zu verzeichnen: Die Anteile der Schadstufe „deutliche Kronenverlichtung“ (36%) und der „Warnstufe“ (43%) sind weiterhin auf hohem Niveau. Überdurchschnittlich betroffen sind ältere Bäume über 60 Jahre. Der Anteil der Bäume mit deutlicher Kronenverlichtung liegt hier bei 43%, bei denen unter 60 Jahren dagegen nur bei 16%.

Fichte und Kiefer kaum verbessert, Eiche deutlich verschlechtert

In die Erhebung 2024 sind 9816 Probebäume an 409 Probepunkten eingeflossen. Bei der Erhebung werden 38 Baumarten erfasst. Hiervon entfallen rund 80% auf die vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche (Stiel- und Trauben-Eiche werden gemeinsam ausgewertet). Alle übrigen Baumarten werden für die statistische Auswertung zu den Gruppen „andere Nadelbäume“ und „andere Laubbäume“ zusammengefasst. Rund 73% der aufgenommenen Bäume sind älter als 60 Jahre.

Beurteilungsmaßstab für die Waldzustandserhebung ist die Verlichtung der Baumkronen im Vergleich zu einer voll belaubten oder benadelten Krone. 0% Verlichtung bedeutet eine voll belaubte Krone, 40% Verlichtung bedeutet: Gegenüber einer voll belaubten Krone fehlen 40% der Blattmasse beziehungsweise es sind nur 60 % der normalerweise zu erwartenden Blattmasse vorhanden.

Bei der Fichte ist eine leichte Verbesserung der mittleren Kronenverlichtung festzustellen (von 28,6 auf 27,2%). Dies kann allerdings ein Effekt des flächendeckenden Absterbens der Fichten sein, da abgestorbene Bäume in der Stichprobe durch neue Bäume am Aufnahmepunkt ersetzt werden. Die mittlere Kronenverlichtung bleibt bei Kiefer bei 22,5% gegenüber dem Vorjahr auf etwa gleichem Niveau. Die Kiefer weist unter den betrachteten Artengruppen den besten durchschnittlichen Kronenzustand auf, auch wenn seit 2019 insgesamt eine deutliche Verschlechterung zu erkennen ist.

Bei der Buche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung mit 46% auf dem Vorjahresniveau geblieben. Der Anteil ohne Verlichtungen hat sich mit 18% (2023: 15%) leicht verbessert. Die mittlere Kronenverlichtung ist mit 28,5% unverändert. Eine zunehmende Verschlechterung ist bei der Eiche festzustellen, von 27,6% im vergangenen Jahr auf 29,3% 2024. Im Vergleich ist die Eiche die Baumart mit der höchsten mittleren Kronenverlichtung 2024. Ein auffällig hoher Anteil von 51% weist deutliche Kronenverlichtungen auf, 33% befinden sich in der Warnstufe und nur 16% weisen keine Kronenverlichtung auf. Hierzu hat maßgeblich der Befall durch Insekten und Pilze beigetragen: Insbesondere Schäden durch den Eichenprachtkäfer spielten 2024 in einigen Gebieten eine bedeutende Rolle. Die Eiche ist aber auch die durchschnittlich älteste Baumart und somit besonders anfällig für biotische und abiotische Schäden.

Auf den Waldzustand wirken verschiedene Faktoren ein, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken oder abschwächen können. Hierzu gehören das Baumalter und die Veranlagung der einzelnen Bäume, die gegenwärtige und frühere Bewirtschaftung, Standortfaktoren, das Auftreten von Schadorganismen, der Eintrag von Luftschadstoffen und anderes. Einen starken Einfluss hat die Witterung. Abhängig vom Ausmaß und von der Geschwindigkeit, mit der sie sich vollzieht, führt die Klimaänderung zu zusätzlichen Risiken für den Wald.