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LFBÖ-Präsident Felix Montecuccoli im Gespräch © LFBÖ

Interview mit Felix Montecuccoli

Zu diesen Preisen kein Frischholz

Ein Artikel von Holzkurier-Redaktion | 13.09.2023 - 16:46

Zur Jahresmitte habe heuer der Markt gedreht, weil der Schnittholzabsatz ins Stocken geriet. „Das Ausmaß des Rückgangs hat viele überrascht. Hinzu kam doch einiges an Schadholz. Diese Mischung führte dann zu traurig niedrigen Rundholzpreisen.“

Wie es weitergeht, ist laut Montecuccoli offen: „Wir erhalten widersprüchliche Signale. Aber die gedämpfte Nachfrage nach Sägeprodukten ist wohl eine Tatsache.“ Dass es weiterhin Investitionsprojekte in Österreich, Deutschland und Tschechien gibt, stimmt ihn optimistisch, „weil dafür Holz benötigt wird“.

„Wir warten alle auf eine klare Einkaufsstrategie, wir bemerken Interesse an frischem Rundholz. Doch zu den jetzigen Preisen wird es kein entsprechendes Angebot geben“, macht Montecuccoli klar.

Mit blauem Auge davon gekommen

Die Preislage habe dazu geführt, dass der Kleinwald nur noch das nötigste Schadholz aufarbeite.  „Natürlich gibt es in Kärnten und Osttirol große Schadholzmengen. Aber dieses kommen nicht so schnell an die Straße. Außerdem ist viel Bruchholz dabei und geworfene Bäumen bleiben länger an der Wurzel.“ 

Höhere Rundholzpreise rechtfertigen aus seiner Sicht insbesondere die gestiegenen Kosten für die Betriebe: Arbeits- und Energiekosten führt er als Erstes an. Teurere Erntemaschinen hätten überdies die Erntekosten binnen einem Jahr um 5 €/fm verteuert. 

„Ein dreistelliger Rundholzpreis wäre nur das Fortschreiben der Vorjahresniveaus. Alles andere ist ein deutlicher Verlust gegenüber den jüngsten Marktniveaus“, formuliert er. 

Montecuccoli betrübt, dass das Bauvolumen insgesamt weniger wird. Ein schwacher Trost sei zumindest, dass der Holzbau weniger stark abfällt. Wachsam verfolgt er, dass es bei der Papierindustrie Veränderungen gibt. Stichwort: UPMs dauerhafte Schließung der Papierfabrik Plattling. In Österreich gibt es keine derartigen Pläne, man merke aber den geringeren Bedarf der Papierbranche. „Wir beobachten mit Argusaugen, wo die künftigen Papierinvestitionen getätigt werden.“ Dass die Politik den Holzbau und die Bioökonomie wünsche, aber sich vor der Holzernte fürchte, sei eine Tatsache. Ändern will Montecuccoli das mit dem Verweis, dass der bewirtschaftete Wald viele Vorteile habe: „Junge Wälder speichern mehr CO2, Wirtschaftswälder sind sicherer betretbar, wobei erst die Forstinfrastruktur das Betreten gewährleistet etc.“

Eine ähnliche „Entfichtung“ wie in Deutschland kann sich Montecuccoli in Österreich nicht vorstellen: „Wir haben die Alpen, die etwa in Mitteldeutschland fehlen. Dort sind die stabilste Waldgesellschaften die montanen und submontanen Fichtenwälder.“ Außerdem betont er, „dass es selbstverständlich auch im Thüringer Wald weiterhin einen Fichten-Tannen-Buchenwald geben wird – alleine weil die Waldbesitzer die Fichte noch brauchen. Auch die Industrie und die Gesellschaft brauchen Nadelholz. Das heißt weiters, dass es auch in den deutschen Buchen-Eichen-Waldregionen immer einen gewissen Nadelholzanteil geben soll – also Douglasie, Lärche, Kiefer und natürlich auch die Fichte“.

Nicht müde wird Montecuccoli zu betonen, dass „nicht nur der Holzbau zunimmt, sondern auch der Fichtenvorrat trotz aller Kalamitäten“. 

Beim Laubholz erwartet Montecuccoli, dass sich der Markt nach dem Energieholzboom 2022 „normalisiert“.  Entsprechend den Rückgängen bei Parkett und Möbel, könnte sich natürlich der Rundholzmarkt beim Laubholz anpassen. 

Gesetzliche Vorgaben praxistauglich abwickeln

Mit „großer Sorge“ blickt Montecuccoli auf Renewable Energy 2 (RED II). „Um deren Anforderungen gerecht zu werden, suchen wir gemeinsam mit den Energiekonzernen nach einem gangbaren Weg, um den riesigen Administrationsaufwand zu minimieren. Unsere Idee ist es, ein System zu etablieren, damit nicht jedes Unternehmen ein Zertifikat benötigt. Alle sollen einen Datensatz an die Kunden schicken, die eingesetzte Technik soll tunlichst standardisiert sein.“

Abschließend wünscht er sich den Waldfonds als Dauereinrichtung, als fixes Kapitel im Budget. „Dieser kann lindern, dass geschädigte Forstbesitzer sowohl den großen Verlust als zunehmend mehr Auflagen haben.“