Über 300 Teilnehmer der Forst- und Sägebranche hofften während des 31. Forst- und Holzwirtschaftlichen Kolloquiums der Technischen Universität München eine Antwort auf das provokante Tagungsmotto „Starkholz: Goldgrube oder Ladenhüter” zu finden. Die Referenten begründeten jedoch nur eigene Standpunkte. Zukunftsgerichtete Konzepte, die sich die Praktiker vor Ort wünschten, wurden eher vermisst.Starkholzabbau geplant. An eine Prognose für das nächste Jahrzehnt wagte sich Ministerialrat Franz Brosinger vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten. Er ging von den Vorratsveränderungen in den zurückliegenden Jahrzehnten aus. Während der Gesamtvorrat der Fichte von den 80er- auf die 90er-Jahre um 5% abgenommen hat, stieg der Starkholzvorrat um 28% an. Bei Kiefer wurden sogar plus 50% erzielt, wobei der Vorrat insgesamt um 6% zugelegt hat. Bei Laubholz wurde der Zuwachs noch weniger genutzt:
Buche Gesamtvorrat +34%; Starkholzvorrat +87%
Eiche Gesamtvorrat +47%; Starkholzvorrat +68%
Besonders bei Fichte will Brosinger diesem Trend entgegensteuern und den Starkholzeinschlag um 50 bis 80% erhöhen. In einer Studie der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und des Lehrstuhls für Waldwachstumskunde der TU München wird eine über 30 Jahre nachhaltig nutzbare Starkholzmenge von 570.000 Efm/J prognostiziert. 410.000 bis 510.000 Efm/J sind binnen 10 Jahren unter Berücksichtigung der waldbaulichen Zielvorstellungen realisierbar.
Buche Gesamtvorrat +34%; Starkholzvorrat +87%
Eiche Gesamtvorrat +47%; Starkholzvorrat +68%
Besonders bei Fichte will Brosinger diesem Trend entgegensteuern und den Starkholzeinschlag um 50 bis 80% erhöhen. In einer Studie der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und des Lehrstuhls für Waldwachstumskunde der TU München wird eine über 30 Jahre nachhaltig nutzbare Starkholzmenge von 570.000 Efm/J prognostiziert. 410.000 bis 510.000 Efm/J sind binnen 10 Jahren unter Berücksichtigung der waldbaulichen Zielvorstellungen realisierbar.
Hohe Anforderungen an Sägeindustrie. Vor den Folgen eines gleichbleibenden Einschlagverhaltens warnte Prof. Dr. Konstantin von Teuffel von der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg. Die Starkholzvorräte würden dadurch weiter auf Kosten der mittelstarken Sorten ansteigen. Die Staatsforstverwaltung Baden-Württemberg plant daher, deutlich mehr Starkholz einzuschlagen und den Vorrat an schwachem bis mittelstarkem Holz annähernd gleichzuhalten.
Ein solches Konzept stellt aber sehr hohe Anforderungen an die Sägeindustrie. In den nächsten Jahren müsste der Starkholzmarkt eine Verdoppelung des Fichteneinschlags und eine mehr als Verdreifachung bei der Tanne verkraften. Die Mischsortimente Fi/Ta größer L3b würden in den kommenden zehn Jahren um 127% ansteigen, während L1b bis L3a um 31% abnähmen.Bayern bleiben gegenüber Sägeindustrie hart. Trotz der derzeit schlechten Absatzchancen für Nadelstarkholz will die Bayerische Staatforstverwaltung nicht von ihrem Ziel der naturnahen Forstwirtschaft mit hohen Zieldurchmessern abweichen. Auf instabilen Standorten wird aber eine deutlich kürzere Umtriebszeit angestrebt.
„Ab Alter 50 beginnen wir schon mit dem Laubholz-Voranbau”, so Brosinger. Ein Starkholzproblem kann er jedoch nicht erkennen. Das qualitativ hochwertige Starkholz, das die Forstverwaltung verstärkt auf den Markt bringen wird, müsse die Sägebranche einfach abnehmen.
Ein solches Konzept stellt aber sehr hohe Anforderungen an die Sägeindustrie. In den nächsten Jahren müsste der Starkholzmarkt eine Verdoppelung des Fichteneinschlags und eine mehr als Verdreifachung bei der Tanne verkraften. Die Mischsortimente Fi/Ta größer L3b würden in den kommenden zehn Jahren um 127% ansteigen, während L1b bis L3a um 31% abnähmen.Bayern bleiben gegenüber Sägeindustrie hart. Trotz der derzeit schlechten Absatzchancen für Nadelstarkholz will die Bayerische Staatforstverwaltung nicht von ihrem Ziel der naturnahen Forstwirtschaft mit hohen Zieldurchmessern abweichen. Auf instabilen Standorten wird aber eine deutlich kürzere Umtriebszeit angestrebt.
„Ab Alter 50 beginnen wir schon mit dem Laubholz-Voranbau”, so Brosinger. Ein Starkholzproblem kann er jedoch nicht erkennen. Das qualitativ hochwertige Starkholz, das die Forstverwaltung verstärkt auf den Markt bringen wird, müsse die Sägebranche einfach abnehmen.
Gut sortiertes Warenlager Wald. Welches Holz in 50 Jahren nachgefragt wird, könne heute niemand beurteilen, blies auch Teuffel gegenüber den Sägern das Jagdhorn, anstatt die Flöte. Aus diesem Grund empfahl Univ.-Prof. Dr. Reinhard Mosandl den Förstern, ein „gut sortiertes Warenlager” nicht nur durch unterschiedliche Baumarten, sondern auch durch verschiedene Qualitätsstufen zu halten.
Mit einer Auswertung von Verkaufserlösen der Forstämter Darmstadt/D und Rothenkirchen/D, in denen um die Jahrhundertwende viele Fichten zur Gewinnung von Reisig geastet wurden, konnte Mosandl zeigen, dass der Preis von A-Holz keinen direkten Zusammenhang mit dem Preis von B-Holz aufweist. Forstbetriebe könnten den Einnahmenausfall aufgrund von Kalamitäten durch den Einschlag guter Sortimente ausgleichen.
Mosandl empfahl daher, stabile Fichtenbestände zu asten. Mit 150 geasteten Bäumen pro Hektar, von denen die Hälfte teurer verkauft werde, könne trotz eines Zinssatzes von 4% in 95% der Fälle ein Gewinn erzielt werden. Der Zeitraum zwischen Astung und Endnutzung sollte 50 Jahre nicht überschreiten.
Mit einer Auswertung von Verkaufserlösen der Forstämter Darmstadt/D und Rothenkirchen/D, in denen um die Jahrhundertwende viele Fichten zur Gewinnung von Reisig geastet wurden, konnte Mosandl zeigen, dass der Preis von A-Holz keinen direkten Zusammenhang mit dem Preis von B-Holz aufweist. Forstbetriebe könnten den Einnahmenausfall aufgrund von Kalamitäten durch den Einschlag guter Sortimente ausgleichen.
Mosandl empfahl daher, stabile Fichtenbestände zu asten. Mit 150 geasteten Bäumen pro Hektar, von denen die Hälfte teurer verkauft werde, könne trotz eines Zinssatzes von 4% in 95% der Fälle ein Gewinn erzielt werden. Der Zeitraum zwischen Astung und Endnutzung sollte 50 Jahre nicht überschreiten.
Starkes Starkholz minderwertig? Dr. Gernot Maier, Sägewerk Schaffer, Eppenstein, überraschte mit einer Untersuchung, die er noch an der Universität für Bodenkultur erstellte. Je größer der Zopfdurchmesser, desto geringer ist die Ausbeute an hochwertigen Brettern. Aufgrund des Stück-Masse-Gesetzes und der höheren Ausbeute bei größeren Durchmessern rentiere sich aber auch der Einschnitt starken Holzes.
Anhand von Beispielsrechnungen verdeutlichte Maier, dass bei den derzeit geringen Fensterkantelpreisen - einem Hauptprodukt von Schaffer und der Tochterfirma TLH im Tiroler Silz - die von den Waldbesitzern erwarteten Preise für Starkholz nicht bezahlt werden können. Schlussfolgerung: mehr Werbung für das Holzfenster. Der Fenstermarkt nehme in Europa zwar zu, in Deutschland, dem größten europäischen Markt, aber ab.
Diesem Trend will in Deutschland die Initiative „Pro Holzfenster” entgegentreten, die sich als Ziel bis 2011 gesetzt hat, den Holzfensteranteil wieder auf 50% zu steigern. „In der Steiermark sind die Waldbesitzer bereit, 35 bis 40 S/fm des Verkaufserlöses für gezieltes Marketing einzusetzen”, betonte Maier die Notwendigkeit einer gemeinsamen Strategie von Holz- und Forstbranche.
Anhand von Beispielsrechnungen verdeutlichte Maier, dass bei den derzeit geringen Fensterkantelpreisen - einem Hauptprodukt von Schaffer und der Tochterfirma TLH im Tiroler Silz - die von den Waldbesitzern erwarteten Preise für Starkholz nicht bezahlt werden können. Schlussfolgerung: mehr Werbung für das Holzfenster. Der Fenstermarkt nehme in Europa zwar zu, in Deutschland, dem größten europäischen Markt, aber ab.
Diesem Trend will in Deutschland die Initiative „Pro Holzfenster” entgegentreten, die sich als Ziel bis 2011 gesetzt hat, den Holzfensteranteil wieder auf 50% zu steigern. „In der Steiermark sind die Waldbesitzer bereit, 35 bis 40 S/fm des Verkaufserlöses für gezieltes Marketing einzusetzen”, betonte Maier die Notwendigkeit einer gemeinsamen Strategie von Holz- und Forstbranche.
Nur Starkholz kann Stahl Paroli bieten. Den Blick über den Branchenrand hinaus behielt auch Prof. Dr. Peter Glos, TU München, bei: „Wir müssen die Trends in der Architektur sehen und unsere Produkte daraufhin anpassen.” Während nach dem Krieg noch jede Geschossdecke aus Holz bestand, musste Glos heute von Architekten prämierte Holzhäuser zeigen, die trotzdem einen hohen Anteil von Stahl und Beton aufwiesen. Folgende Tendenzen sieht er auf dem Bausektor:
technisch anspruchsvolle Konzepte, die offen, filigran und transparent wirken
hohe Anforderungen bei Wärmedämmung
Vermeidung von chemischem Holzschutz
starker Kostendruck durch andere Baustoffe (Holzrahmenbauweise von Stahl- und Aluminiumherstellern imitiert)Die besseren Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften des Starkholzes aufgrund der hohen Rohdichte müssten endlich durch maschinelle Sortierung genützt werden, um die höchsten europäischen Festigkeitsklassen zu erreichen. Trotz breiterer Jahres-ringe weisen die bayerischen Fichten eine höhere Rohdichte auf als das hochgeschätzte Holz aus Skandinavien. „Diesen technischen Vorteil müssen wir nutzen”, rief Glos auf.
technisch anspruchsvolle Konzepte, die offen, filigran und transparent wirken
hohe Anforderungen bei Wärmedämmung
Vermeidung von chemischem Holzschutz
starker Kostendruck durch andere Baustoffe (Holzrahmenbauweise von Stahl- und Aluminiumherstellern imitiert)Die besseren Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften des Starkholzes aufgrund der hohen Rohdichte müssten endlich durch maschinelle Sortierung genützt werden, um die höchsten europäischen Festigkeitsklassen zu erreichen. Trotz breiterer Jahres-ringe weisen die bayerischen Fichten eine höhere Rohdichte auf als das hochgeschätzte Holz aus Skandinavien. „Diesen technischen Vorteil müssen wir nutzen”, rief Glos auf.
Starke Hölzer - gesunde Psyche. Die Entstehung von hohen Starkholzvorräten versuchten Prof. Dr. Martin Moog und Prof. Dr. Michael Suda aus ökonomischer und sozialpolitischer Sicht zu erklären. Die principal-agent-Theorie geht davon aus, dass angestellte Manager aufgrund ihres Wissensvorsprungs und ihres Eigeninteresses dazu neigen, ihren Gewinn auf Kosten der Eigentümer zu maximieren.
Der Banker, der für sich ein horrendes Gehalt und herrschaftliche Büros herausschlägt, entspricht so einem Förster, der aufgrund mächtiger Altbestände ein hohes Prestige bei seinen Kollegen genießt. „Überlegen Sie, wo die meisten Exkursionen hingehen”, provozierte Moog die „agents”. Suda unterschied zwei Gruppen. Ökonomisch orientierte Förster stehen Förstern mit „Waldgesinnung”, denen der Baum der Erkenntnis, der Baum des Lebens, der Baum als Symbol des Unterbewussten sehr nahe liegt, gegenüber.
„Können sie sich die Mutter des Waldes als L2b-Buche vorstellen?”, fragte Suda. Die meisten Förster nicht und sicher nicht die Bevölkerung, für die der Wald ein Ort der Naturerlebnisse, eine Gegenwelt, in der man zur Ruhe kommt, ist. Goldgrube statt Ladenhüter. In der Diskussion baten mehrere Praktiker doch noch um zukunftsgerichtete Konzepte. Mehr Fichten nach China exportieren, empfahl Moog. Prof. Dr. Dr. habil. Dr. h. c. Gerd Wegener bevorzugte dagegen, an jeder Ecke des Dreiecks von „Innovation - Qualität - Image” zu drehen, um den inländischen Absatz zu verbessern. Auf alle Fälle sollten Forst- und Holzbranche besser zusammenarbeiten, damit sich der Satz von Maier bewahrheitet: „Starkholz hat Aussicht”.
Der Banker, der für sich ein horrendes Gehalt und herrschaftliche Büros herausschlägt, entspricht so einem Förster, der aufgrund mächtiger Altbestände ein hohes Prestige bei seinen Kollegen genießt. „Überlegen Sie, wo die meisten Exkursionen hingehen”, provozierte Moog die „agents”. Suda unterschied zwei Gruppen. Ökonomisch orientierte Förster stehen Förstern mit „Waldgesinnung”, denen der Baum der Erkenntnis, der Baum des Lebens, der Baum als Symbol des Unterbewussten sehr nahe liegt, gegenüber.
„Können sie sich die Mutter des Waldes als L2b-Buche vorstellen?”, fragte Suda. Die meisten Förster nicht und sicher nicht die Bevölkerung, für die der Wald ein Ort der Naturerlebnisse, eine Gegenwelt, in der man zur Ruhe kommt, ist. Goldgrube statt Ladenhüter. In der Diskussion baten mehrere Praktiker doch noch um zukunftsgerichtete Konzepte. Mehr Fichten nach China exportieren, empfahl Moog. Prof. Dr. Dr. habil. Dr. h. c. Gerd Wegener bevorzugte dagegen, an jeder Ecke des Dreiecks von „Innovation - Qualität - Image” zu drehen, um den inländischen Absatz zu verbessern. Auf alle Fälle sollten Forst- und Holzbranche besser zusammenarbeiten, damit sich der Satz von Maier bewahrheitet: „Starkholz hat Aussicht”.