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Hans Binder (li.) mit Betriebsleiter und Planer des Werkes 2 in Jenbach, DI Bernd Hornung © Ebner

BSH-Hightech

Ein Artikel von Administrator | 29.11.2001 - 00:00
Weltmarke in Holz, die leistungsfähigste und modernste BSH-Fertigung in Europa - groß sind die Ansprüche, die Hans Binder als Geschäftsführer des Familienunternehmens am 23. November vor 500 geladenen Gästen in Jenbach anlässlich der Einweihung der neuen BSH-Produktionslinie definierte.
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Hans Binder (li.) mit Betriebsleiter und Planer des Werkes 2 in Jenbach, DI Bernd Hornung © Ebner

In Europa Spitze. Mit einer Produktionskapazität von 200.000 m³/J sieht sich die Binder-Geschäftsführung als die derzeitige Nummer 1 in Europa, Platz 2 belege man bei verleimten Produkten - also Platte und BSH.
Im Unterschied zu anderen großen Anbietern vertraut Binder wesentlich stärker auf maschinelle Festigkeitssortierung und optoelektronische Güteerfassung. Hierbei sammelt man seit 1994 Erfahrung, als der erste Euro-Grecomat von Fagus Grecon, Alfeld/D, installiert wurde.
Damals startete man als Newcomer und konnte trotzdem als erster BS 16 und BS 18 anbieten - „mit ein Grund für unseren Erfolg”, erläutert Reinhard Binder, zuständig für Vertrieb und Produktion.Bis BS 18 üblich. „Wir sind immer noch der einzige Hersteller, der standardmäßig im Pfettenbereich auch die Festigkeitsklasse BS 16 ausführt”, zeichnet Binder die Entwicklung nach. Auf weitere Expansion ist man auch nach dem Anlaufen des Werkes 2 in Jenbach ausgerichtet.
In einer Pressekonferenz schilderte Reinhard Binder den enormen Schnittholzbedarf der Unternehmensgruppe mit den Standorten Fügen, Jenbach und St. Georgen (Massivholzplatten): 500.000 m³/J. Der kann mit dem Jahreseinschnitt von 850.000 fm in Fügen nicht befriedigt werden. Ein weiterer Sägewerks-Standort steht im Raum.
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Reinhard, Hans und Franz Binder jun. (v. li.)wollen "Binder Holz" zur Weltmarke machen,weitere Expansion ist angesagt © Ebner

Auch heuer sattes Plus. Beeindruckend die Umsatzentwicklung von Binder im heurigen Jahr. Bis Ende Oktober konnte man um 16% zulegen, was in einem Jahresumsatz von 2,8 Mrd. S resultieren wird, den man mit 500 Mitarbeitern erwirtschaftet. Mit dem Anlaufen der 400 Mio. S-Investition in Jenbach wird der Umsatz 2002 auf über 3 Mrd. S steigen. Insgesamt wurden am Standort in den vergangen 6 Jahren 850 Mio. S investiert.Leistung und Qualität. Höchste Leistung, maschinelle Holzbeurteilung, innovative Einzelkomponenten und sehr aufwändige Oberflächenkosmetik charakterisieren die von Betriebsleiter DI Bernd Hornung konzipierte BSH-Fertigung - dem Werk 2. In Anlagen umgesetzt wurde der Leistungsanspruch der Binders von Springer, Friesach, als maßgeblichen Lieferanten. Die Holzbeurteilung obliegt dem Euro-Grecomaten 702 im Zusammenspiel mit dem LuxScan-Scanner.
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Unscheinbar von außen, aber mit Highttech gespickt –bei Tempo 240 m/min wird in Jenbach berührungslos die Holzfeuchte gemessen, es folgt die Dichteerfassung im EuroGrecomat, den Abschluss bildet ein Schnittholzscanner für die optische Gütesortierung © Ebner

Feuchte messen ohne Stopp. Als innovative Einzelkomponenten ist das erste industriell eingesetzte und hier auch entwickelte berührungslose Feuchtemessgerät mit FMPA-Zulassung von Brookhuis, Enschede/NL, sowie die größte bisher gebaute kontinuierliche Ersson-HF-Presse zu nennen.
Hornung konzipierte die Anlage außer auf Leistung auch hinsichtlich Betriebssicherheit. Das äußert sich im aufnahmefähigen Förderer vor der Springer-Gütesortierung - 200 m³ finden Platz.Bis 120 Takte. Die Ware wird entstapelt und schon wird Leistung gefahren: mit 120 Takten/min erfolgt die Eingangskontrolle - Dimension und Feuchtigkeit. Von ATB, Roggenburg/D, wurde ein Stirnseitenscanner installiert, der dem Springer-Wenderoboter die Information für die Wendung gibt. Motto: Kernseite nach oben.
An der Waco-Maxi erfolgt die 4-seitige Hobelung bei Tempo 350 m/min für die beiden Scanner-Linien, die von der Springer-Mechanisierung wechselweise angefahren werden.
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2 Welten nebeneinander – links werden Balken stehendund kontinuierlich durch die Ersson-HF-Presse gefahren,rechts die Takt-HF-Presse von Kallesoe © Ebner

Beurteilen bei hoher Geschwindigkeit. Mit respektablen 240 m/min (maximal 300 m/min) schießen die Hölzer durch die Brookhuis-Feuchtemessung, den Eu-ro-Grecomaten und abschließend den Schnittholzscanner. Unmittelbar anschließend erfolgt die längsseitige Markierung der Festigkeitsklasse - bis MS 13, MS 17 folgt 2002 - und das automatische Anzeichnen der Stelle für den Kappschnitt.
700 m³ werden pro Schicht beurteilt. Beeindruckend auch eine andere Zahl: 3,5 t Hobelspäne werden von der Scheuch-Absaugung pro Stunde gesammelt und im neuen Pelletswerk zu 3 t Bio-Heizmaterial.Riesiges Sortierwerk. Die Festlegung von Optik und Festigkeitsklasse ergibt die Etagenzuordnung. Von Springer ist ein Sortierwerk mit 16 Filmetagen ausgestattet.
An der anschließenden Paketierung können 20 Lagen pro Minute gebildet werden - eines der üblichen 1,6 mal 1,6 m-Pakete ist in 2 Minuten fertig - ohne Lattung, dafür mit leichtem Versatz werden die Lagen abgelegt. Das ist die Variante, die Hans Binder bevorzugte, um bei der Zwischenlagerung auf Stapellatten verzichten zu können.
Investition in die hochtechnisierte Lamellen-Gütesortierung: 85 Mio. S.
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Paket-Keilzinkung von Weinig-Tochter © Ebner

Puffer Lamellenlager. Das große Zwischenlager mit bis zu 10.000 m³ vorgehobelter, sortierter Ware ist das zweite große Sicherheitsventil.
Aus ihm wird per Voith-Kran die Aufgabe der Keilzinkung beschickt. Vollautomatisch, ohne einem einzigen Bediener, erfolgt von 4 Stapelplätzen aus die Zutaktung der Ware - bereits auftragsbezogen, im Wechsel von Deck- und Innenlamellen.
Die auf 2 Strängen angeordnete Keilzinkung und Holzoptimierung stammt von den beiden Weinig-Töchtern und Grecon Dimter-Unternehmen aus Illertissen/D und Alfeld/D. Nach der Optimierkappung erfolgt die Bearbeitung auf 2 Paketfräsen des Typs Turbo.
Verpresst wird auf einer 12 m-Taktpresse, ebenfalls aus dem Hause Grecon Dimter. Mit einer Durchschnittsleistung von 72 m/min wird hier eine endlos keilgezinkte Lamelle produziert, die dann eine fliegende Kappsäge exakt ablängt.
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Schnittholz-Aufgabe vor der Gütesortierung– mit bis zu 120 Takten pro Minute wird hier gearbeitet © Ebner

Großes Härtelager. Eindrucksvoll ist das von Springer ausgeführte Aushärtelager für die Lamellen, das aus 8 Filmetagen besteht - in der untersten Ebene kann zusätzlich konventionell ge- und entstapelt werden. Nach mehrstündige Reife werden die Hölzer über einen Paternoster ausgeschleust und zur Beleimung gebracht.
Hier kontrolliert eine Mitarbeiterin den Leimauftrag an der Casco-Beleimstation. Gleichzeitig erfolgt die letzte Überwachung, so dass die richtige Lamellenreihenfolge eingehalten wird und ein abschließender Qualitätscheck.
Die nun beleimten Lamellen werden abgestapelt. Ist die gewünschte Binderhöhe erreicht - ein Vielfaches der eingesetzten 40 mm-Lamellen - erfolgt die Eintaktung in die beiden HF-Pressen. Dies geschieht über einen Verschiebewagen.Im Takt … Hier ist eine Kallesøe-Taktpresse im Einsatz. Sie härtet den Binder jeweils auf 6 m Länge aus. Leistung: bis 80 m³ pro Schicht. „Das ist unsere flexible Anlage für die Ausführung von Kommissionen”, erläutert Hans Binder, dem auch die Lumplecker Holzindustrieberatung HiB, Weyer, zur Seite stand.… oder kontinuierlich. Daneben steht eine kontinuierliche Ersson-HF-Presse, die deren Mitteleuropa-Vertretung MTG, Massenhausen b. München/D, im Oktober in Rekordzeit eingebaut hat. Ohne Unterbrechung kann diese mit bis zu 6 m/min durchfahren werden. Es handelt sich hierbei um die erste Ausführung mit einer Pressenhöhe bis zu 1300 mm überhaupt. Leistung: garantierte 150 m³ pro Schicht.
Die verleimten BSH-Stangen werden zunächst auf einer Kupfermühle-Mehrseiten-Hobelmaschine vorgehobelt, danach erfolgt auf 2 weiteren Maschinen dieses Typs das End- und Fertighobeln.
Es schließt eine umfangreiche Ausflickstation an. Jede Charge, die hier ankommt, wird zunächst an 2 Seiten von 3 Mitarbeitern begutachtet. Harzgallen, Ausfalläste und dergleichen werden erkannt und repariert.
Binder-Facts
Umsatz: 2,8 Mrd. S (2001),
3 Mrd. S (2002)
Mitarbeiter: 525
Export: 85% (25 Länder)
Fügen
Einschnitt: 850.000 fm/J
Hobelwerk: 190.000 m³/J
Massivholzplatten (1-schichtig): 12.000 m³/J
Jenbach
BSH-Produktion: 200.000 m³/J
St. Georgen
Massivholzplatten (3-schichtig): 60.000 m³/J
Hallein
MDF: 250.000 m³/J
Jenbach-Facts
Areal: 10 ha
Gebäude: 43.000 m³
BSH-Produktion: 200.000 m³/J
Pelletswerk: 16.000 t/J
Investition im Werk 2: 400 Mio. S
Säge-Doppelpack. Nächstes Aggregat ist eine Kappsäge von Fill, Gurten, mit der die Stirnseiten-Kappung erfolgt.
Nachgereiht ist eine zweite Fill-Säge für den Zuschnitt der bis zu 18 m langen Standardstangen auf Kundenwunsch-Dimension. Die Hölzer werden hier auf maximal 120 m/min beschleunigt - trotzdem liegt die Genauigkeit bei ±1 mm.Nochmals Kosmetik. Nach einer letzten Hobelung und einer erneuten Kosmetikstation sollte die Wunsch-Oberfläche erreicht sein.
Vor der Einlagerung kann jedes Stück einzelfoliert werden. Obligat ist die Umwicklung des Pakets in einer Böhl-Wickelmaschine. Binder kann so auch auf Stahl- oder Kunststoffbänder verzichten, welche die leichte Fase beschädigen könnten.Umfrangreicher Paketzettel. Jeder Leimbinder wird mit dem Firmencode, dem Produktionstag, der internen Produktionsnummer sowie der Festigkeitsklasse versehen. Das Ü(-berwachungs)-Zeichen ist weiters standardmäßig auf jedem einzelnen Binder aufgedruckt.
Zielmarkt Nummer 1 ist für Binder Holz Italien mit einem Umsatzanteil von 70%. Für den Absatz dorthin ist man weiterhin optimistisch - „auch dank neuer Förderrichtlinie, wonach Sanierungsmaßnahmen mit bis zu 30% bezuschusst werden”, so Binder.
Fernost ruft. Ein immer wichtigerer Markt wird für die Tiroler Holzindustriellen Japan. Eine weitere Million Kubikmeter klassischem Bauholzes soll dort in den nächsten Jahren durch verleimte Balken ersetzt werden - „gute Chancen für uns”, so Reinhard Binder.
Derzeit wird Binder Holz in 25 Länder exportiert. Um den Werkstoff auch in Staaten mit weniger hölzerner Tradition voran zu bringen, betreibt Binder „Entwicklungshilfe”. In Jenbach und auch im Ausland werden etwa für Kunden und Statiker Seminare veranstaltet.Weiter expandieren. Insgesamt will man weiter wachsen. „Wir haben eine gesunde Eigenkapitalausstattung und die Köpfe frei für weitere Aufgaben”, gibt sich Hans Binder expansionsfreudig.