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Beispielhafte Holzkonstruktion als offene Lagerhalle, berechnet für 800 kg/m2 Schneelast © Sägewerk Latemar

Neues Sägewerk

Ein Artikel von Administrator | 04.04.2002 - 00:00
Der Südtiroler Landesbetrieb für Forst- und Domänenverwaltung umfasst heute eine Fläche von 75.000 ha. Das entspricht 10% der Landesfläche mit einem Waldanteil von 5240 ha. Der größte Teil sind Fels und Gletscher, sowie Almen.
Zwischen Welschnofen und Karerpaß liegt auf 1500 m das Sägewerk Latemar, das ausschließlich Holz der Domäne einschneidet. Dieses kommt zum Teil vom Nordfuß des Latemar-Gebirges und vom Westfuß des Rosengartens aus Höhenlagen zwischen 1400 und 2000 m. Auch von anderen Domänenwäldern in Villnöß, Moos in Passeier und den Besitzungen im Eisacktal wird Holz geliefert. Der stockende Vorrat liegt bei 395 Vfm/ha, der Hiebsatz bei 4,72 Vfm/ha.
Der gesamte Jahreseinschlag von 11.000 fm wird im Spätherbst oder Winter in Eigenregie oder durch Bergbauern im Werkvertrag getätigt. Die Nutzung erfolgt mit Bedacht auf ständige Naturverjüngung.
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Beispielhafte Holzkonstruktion als offene Lagerhalle, berechnet für 800 kg/m2 Schneelast © Sägewerk Latemar

Neubau bereits 2001. Das Sägewerk wurde in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre neu gebaut. Der Einschnitt liegt bei 8000 bis 9000 fm. Das Werk besteht aus der Entrindungsmaschine, Sägewerkshalle, einer Sortierhalle und einer Lagerhalle. Das Büro- und Wohngebäude ist eine Gemeinschaftsarbeit des Vereines der Südtiroler Zimerleute: Ein zweistöckiger Holzbau über Keller und Erdgeschoß auf einem Grundriss von 11 mal 14 m.Die Freude war kurz. Am 16. August 2001 brannten die Sortierhalle und die Lagerhalle total ab. „Der Verdacht auf Brandlegung konnte bis heute nicht widerlegt werden”, so Domänendirektor Dr. Josef Schmiedhofer im Gespräch mit dem Holzkurier. Der Gesamtschaden lag bei 3 Mio. €.
Die Sortierhalle und die offene Lagerhalle sind seit 7. Jänner 2002 - neu aufgebaut - wieder in Betrieb.
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Die nach dem Brand 2001 neu errichtete Sortierhalle des Sägewerkes © Sägewerk Latemar

Musterbeispiel gemäß nationalen Vorschriften. Die gesamte Anlage ist ein Musterbeispiel des modernen, mehrgeschoßigen Holzbaues bzw. Hallenbaues mit mächtigen Holzleimbindern. Diese wurden von Holzbau Brixen, erzeugt und montiert. Die Dachkonstruktion musste gemäß den nationalen Vorschriften, die Schmiedhofer als „etwas übertrieben” bezeichnet, für 800 kg Schnee- und Windlasten berechnet werden. Die Sägehalle wurde auf einem Grundriss von 55 mal 30 m mit neun Bogenträgern (1,92 m hoch, 40 cm stark) mit aufgesetzter Giebellichtgaube mit Entlüftung errichtet . Seitlich wurde in etwa halber Höhe eine Plattform für Besichtigungen eingezogen.
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Latemar: Säge nach Brand wieder in Betrieb © Sägewerk Latemar

Energierückgewinnung. Die Abgase werden im Elektrofilter gereinigt und in der Kondensationsanlage auf 25°C herabgekühlt. Durch diese Anlage können nicht nur die Umweltauflagen eingehalten, sondern auch 20% Energie rückgewonnen werden. 2500 Srm Hackgut ohne Rinde werden aus Boxen vor allem an den Handel verkauft.
Die gesamten Förderanlagen wurden von Primultini, Vicenza, und von Pribo-Trient hergestellt und montiert. Alle Resthölzer werden zentral im Hacker von Holzmatic-Olang, Rasun/I, zerkleinert und über Trommelsiebe sortiert. In der Sägehalle, einschließlich Schärfraum, arbeiten 6 Mann. Die getrocknete Ware gelangt in die Sortierhalle, wird automatisch entlattet, vor der Brettmessung vereinzelt, visuell nach Qualität sortiert und mit automatischer EDV-Einmessung paketiert und in die Lagerhalle überstellt. Pro Schicht werden 70 bis 80 m³ Bretter mit einem Mann sortiert. Die Lieferung ab Werk geht zu 80% an Kunden in Italien, außerhalb von Südtirol.
Die feinjährige „Karersee-Provenienz” war schon in der altösterreichischen Monarchie eine weitum gefragte Ware und ist es bis heute geblieben.
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Das „Sägerdörfl“ Latemar: Sägehalle inmitten des wertvollen Rohstoffes © Sägewerk Latemar

Spezialität: Klangholz. Das Klangholz ist eine Spezialität der Latemar-Provenienz. Diese Haselfichte mit gewellter Faser wächst in Höhen zwischen 1000 und 1700 m, vor allem auf Muldenstandorten, aus Naturverjüngung entstehend. Die Jahrringe bleiben unter 2 mm bei geringem Frühholzanteil und einer Rohdichte von 0,37 bis 0,45 g/cm³ und genügender Astfreiheit. Der Anteil liegt leider nur bei 2% der jährlichen Nutzung, bedauert Schmiedhofer. Das Rundholz wird von den Geigenbauern selbst ausgesucht und auf Wunsch geschlägert; die Zentrumsbretter mit den stehenden und die Seitenbretter mit liegenden Jahrringen werden von Händlern für Klavierböden und Tasten oder andere Teile gekauft.Die Kunden für Klangholz kommen aus Italien und Süddeutschland. Für diese seltene Ware werden 750 €/m³ für Rundholz und 850 €/m³ für Bretter bezahlt.
Block- und Trennbandsäge. Vom Tagespolter mit 80 bis 100 fm Blochen laufen die Stämme über Kappung und Messung zur Primultini-Blockbandsäge und einem Esterer-Besäumer. Dazu gibt es noch eine Primultini-Trennbandsäge. Nach der vollautomatischen Stärken-Sortierung werden die 3 je 60 m? fassenden Trockenkammern von Mühlböck, Eberschwang/OÖ, beschickt.
Das Holz wird in den Kammern schonend 7 bis 12 Tage von 70% Holzfeuchte auf 15% getrocknet, um die hohe Qualität des Holzes zu erhalten. Die Energie liefern 800 bis 1000 m? Rinde und Sägemehl, welche im zentralen Wärmewerk von Kohlbach verbrannt werden.
Latemar-FactsNeubau: 90er-Jahre
Brand: 2001
Wiederinbetriebnahme: 2002
Einschnitt: 8000 bis 9000 fm,
davon 85% Fichte, 10% Lärche,
5% ZirbeTechnologie: Primultini-Blockbandsäge,
Esterer-Besäumer, Primultini-Trennbandsäge
Spezialitäten: feinjährige Karersee-Provenienz,
Klangholz vom Latemar