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Steuert mit seinem Bruder Hermann eine der größten Holzindustrien Europas - Pierre Fruytier © Ebner

Der Europa-Säger

Ein Artikel von Administrator | 29.05.2002 - 00:00
Vom Tellerwäscher zum Millionär - das funktioniert mitunter in Amerika. In Belgien hat es Pierre Fruytier gemeinsam mit seinem Bruder Hermann von der Arbeit auf deutschen Rundholzplätzen zur Führung eines der größten Sägewerks-Unternehmen Europas gebracht. Aktuell arbeitet das Unternehmer-Duo hart am Einstieg in den Leimholzmarkt. Mit Woodlam in Marchen-Famenne/BE fährt man eine interessante BSH-, KVH- und Lamellenholzproduktion hoch.Von der Pieke auf gelernt. Die Liebe zum Holz hat sich Fruytier unter anderem bei der Knochenarbeit der Rundholz-Sortierung Anfang der 70er-Jahre geholt. Über diese Tätigkeit kam er zum Rundholzhandel von Belgien nach Deutschland und Österreich. Diese hölzerne „Einbahnstraße” - Stämme exportieren, Schnittware importieren - störte ihn so sehr, dass er sich 1986 zum Neubau eines Sägewerkes entschloss.
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Steuert mit seinem Bruder Hermann eine der größten Holzindustrien Europas – Pierre Fruytier © Ebner

Spaner-Höchstleistung. Am Firmensitz Marloie-Marche errichten die Fruytiers eine der ersten EWD-Spanerlinien. „Mit dem Feinschliff durch unsere Techniker schufen wir eine der effektivsten überhaupt”, ist Fruytier überzeugt.
Auf 500 fm pro 8 Stunden-Schicht ausgelegt, konnte man die Linie auf den Schichtrekord von über 800 fm hoch fahren.
Aktuell befindet man sich in der Startphase für die mittlerweile 3. EWD Hochleistungslinie. Bis zu 8 Seitenbretter wird sie produzieren. Bei einem mittleren Durchmesser von über 27 cm will man garantierte 100 m/min fahren können. Daher verwundert es nicht, dass das nachfolgende neue Sortierwerk von Linck France auf eine Leistung von bis zu 170 Stücke pro Minute ausgelegt werden musste. 17 Lagen werden in der Minute gebildet.
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Auch bei der Sortierung gilt "Saftey first", 2 parallele Sortierwerke sorgen für Sicherheit – rechts die neue Linck-France-Anlage © Ebner

Multi-Linien-Standort. So bald die neueste EWD-Installation voll läuft, hat man 4 Linien parallel in Marloie: Eine Veisto-Linie aus 1998, die bis 14 cm Zopf eingesetzt wird. Von 13 bis 19 cm verarbeitet eine EWD-Anlage die Hölzer - 2 Seitenbretter können erzeugt werden. 4 Seitenbretter produziert die EWD-Linie von 17 bis 26 cm und darüber setzt nun die neue Sägenstraße an: 22 bis 42 cm Zopf. Ende Mai soll das erste Holz über die Anlage laufen.
Wenn alles gut klappt, wandelt sich ein Maschinenlieferant zum Stammausrüster. Neben EWD sind etwa Holtec (5 Rundholzplätze), Hellenthal/D, Kallfass (2 Stapelanlagen), Baiersbronn/D, Rudnick & Enners (Entsorgung), Alpenrod/D, oder Schmidt, Viechtach/D, Unternehmen, die das Vertrauen der beiden Geschäftsführer genießen und mehrere Aufträge für die Ausstattung der inzwischen 3 Sägestandorte erhielten.Sanierung interessanter Betriebe. Zum Standort Marloie-Marche kam 1998 noch Vivy hinzu. Dort läuft eine EWD-Quadro-Linie im Rundlauf. Produktion: 500 fm/Tag mit 16 Mitarbeitern. Großes Aufsehen im deutschsprachigen Raum erregte im Juni 1999 die Übernahme von Karl Decker in Hochscheid/D und nur wenige Monate später der Kauf der insolventen Holzindustrie Mettler am selben Ort.
Von Mettler wurden Maschinen abgebaut, um unter anderem Decker aufzurüsten. Dort laufen 3 Produktionen auf Hochtouren: eine Veisto-Spanerlinie, eine kombinierte Linck- (Vorschnitt), EWD-(Nachschnitt)- sowie die EWD-Quadro-Bandsägenlinie von Mettler. „Mit dieser Sägen-Zusammenstellung sind wir flexibel. Nicht nur bei der Dimension sondern auch in der Länge - bis 8 m - können wir produzieren”, erläutert Fruytier.
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Kein Filmstudio, sondern der Bedienstand der neuen EWD-Spanerlinie mit über einem Dutzend Bildschirmen © Ebner

Do-it-yourself. Was den Konzern einzigartig macht, ist das Vertrauen auf die eigene Mannschaft. So wird praktisch jede Reparatur selber gemacht. Mit einem 16-köpfigen Mechaniker-Team ist man ständig am feilen und verbessern. Förderer werden geplant, konstruiert und installiert.
Erkennt man in den Anlagen Schwachpunkte, werden diese selber neu dimensioniert und nachgebaut. So ist es übliche Praxis, Gussteile in Stahlausführung wieder einzubauen. Millionen-Lager. Ebenfalls ohne Beispiel ist das Ersatzteillager. 1,5 Mio. 6 ist der Wert der Komponenten, der auf den Einbau wartet. „Zu 99% haben wir alles hier”, ist Fruytier überzeugt. Bestellt werden nur jene Teile, von denen der Computer anzeigt, dass sie auf einen Minimum-Lagerbestand abgesunken sind.
Das kann dann so weit führen, dass Ausrüster in Marloie anfragen, ob seltene Teile hier zu bekommen sind. Fruytier: „Eine Stunde Stillstand kostet viel zu viel Geld, die Anlagen müssen laufen.”
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FR 16 – Profilier- und Spaneraggregat zum Profilieren von 1 Seitenbrett je Seite, die Maschine kann zur Wartung herausgefahren werden © Ebner

Do-it-yourself. Was den Konzern einzigartig macht, ist das Vertrauen auf die eigene Mannschaft. So wird praktisch jede Reparatur selber gemacht. Mit einem 16-köpfigen Mechaniker-Team ist man ständig am feilen und verbessern. Förderer werden geplant, konstruiert und installiert.
Erkennt man in den Anlagen Schwachpunkte, werden diese selber neu dimensioniert und nachgebaut. So ist es übliche Praxis, Gussteile in Stahlausführung wieder einzubauen. Millionen-Lager. Ebenfalls ohne Beispiel ist das Ersatzteillager. 1,5 Mio. 6 ist der Wert der Komponenten, der auf den Einbau wartet. „Zu 99% haben wir alles hier”, ist Fruytier überzeugt. Bestellt werden nur jene Teile, von denen der Computer anzeigt, dass sie auf einen Minimum-Lagerbestand abgesunken sind.
Das kann dann so weit führen, dass Ausrüster in Marloie anfragen, ob seltene Teile hier zu bekommen sind. Fruytier: „Eine Stunde Stillstand kostet viel zu viel Geld, die Anlagen müssen laufen.”
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Geht was kaputt, wird es stabiler selber gebaut – sogar Hydraulik-Zylinder werden auf der eigenen Drehmaschine gefertigt © Ebner

Neue Produkte. Wofür Fruytier gute Chancen sieht, ist Garten- und Leimholz. Für ersteres hat er eine 550 m/min Yates-Hobelmaschine mit Kallfass-Mechanisierung installiert. Auf dieser wird nach einigen internen Umbauten frische Hobelware produziert, die man in Marche imprägniert. Hier steht eine 60 mal 300 m-Halle, in der das neue Unternehmen Woodlam Leimholz produzieren wird. Diese Anlage wird ausführlich im Holzkurier Heft 25 vorgestellt werden.