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Wacker, Winkler-Rieder, Weidner, Eisl, Altrichter, Grill (v. li.) bei der Podiumsdiskussion über die „Änderung der Märkte” im Heffterhof © Kanzian

Säger in Kooperation

Ein Artikel von Administrator | 12.11.2002 - 00:00
Optimierung der Wertschöpfungskette durch Kooperation, unter diesem Motto stand die Tagung am 7. November im Heffterhof in Salzburg. Spezialisierung der Säger oder Aussteigen, das war der Grundtenor der Markttrendforschung von Jaakko Pöyry Management Consulting, Freising/DE.
Moderator Univ.-Prof. Josef Scheff, Universität Graz, schätzt die unausgeschöpften Potenziale in der Forst- und Holzwirtschaft als groß ein und blickt in eine positive Zukunft. Er gibt jedoch zu bedenken: „Eine Kooperation ist nur etwas für starke Partner.” Und weist darauf hin, dass man sie umsetzen muss, wenn es dem Unternehmen gut geht. Für jene die bereits rote Zahlen schreiben, hilft sie nichts mehr.Handlungsempfehlungen. Untersucht wurde Salzburg und die Situation der Mitgliedsbetriebe der ARGE Starkholz. Dipl.-Forstwirt Ulrich Weidner, Jaakko Pöyry, stellte fest: „Die Wettbewerbsfähigkeit der Sägeindustrie in Salzburg ist zunehmend gefährdet, da es eine ungünstige Rohstoffbeschaffungssituation, den Konzentrationsprozess der Sägebetriebe in Europa und den Konjunkturrückgang auf vielen Märkten gibt.”
Weiters sieht er eine geringe Tendenz zur Zusammenarbeit. Als Lösung dazu bietet sich die Plattform beim Holzcluster Salzburg zur Verbesserung der Kosten und Leistungssituation. Dadurch könnte man die unternehmensübergreifenden Logistikpotenziale durch vertikale Zusammenarbeit nutzen. Diese Studie wurde für Salzburg durchgeführt, kann aber auf ganz Österreich angewendet werden.
Handlungsempfehlungen an die ARGE Starkholz waren: Stärkung der mittelständischen Sägebetriebe einer Region durch horizontale Kooperation, Ansätze im Rohstoffmanagement durch gemeinsamen Einkauf sowie Rundholzplatz. Beim Absatz wäre eine gemeinsame Bearbeitung von Auslandsmärkten möglich sowie der kooperative Restholzvertrieb.
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Wacker, Winkler-Rieder, Weidner, Eisl, Altrichter, Grill (v. li.) bei der Podiumsdiskussion über die „Änderung der Märkte“ im Heffterhof © Kanzian

Zukunftsvision - vertikale und horizontale Kooperation. Die mittelfristig realisierbare Vision ist die vertikale Zusammenarbeit mit einer gemeinsamen Internetplattform, wo ein optimaler Material-, Dienstleistungs- und Informationsfluss gewährleistet wäre. Der Schluss wäre eine horizontale und vertikale Zusammenarbeit auf allen Ebenen.
Das Leitbild der Salzburger Säge- und Forstindustrie insbesondere der kleinen- und mittelgroßen Unternehmen sollte auf der Vision „Stärke durch Kooperation” basieren.Mit der Kraft der Kleinen. Dies wurde am Beispiel Holzcluster Salzburg demonstriert. Synergien mit den anderen Clustern werden genutzt und die Ergebnisse aus Salzburg können übertragen werden. Dr. Waltraud Winkler-Rieder, Clustermanagerin: „Durch das neue Wohnbauförderungsgesetz geht man in die richtige Richtung. Denn je ökologischer gebaut wird, desto mehr Förderung bekommt der Häuslbauer.”Begriff „Starkholz” ist positiv besetzt. Das Referat „Im Spannungsfeld zwischen Notwendigkeit der Forstwirtschaft und Wünschen der Holzindustrie” von DI Dr. Georg Erlacher, Vorstandssprecher der ÖBf, war eine Ode an das Starkholz. Seit der Entwicklung der Spanerlinien ist das Image von Starkholz in Verruf geraten.
„Man kann es nicht wegzaubern. Stark ist ein positiv besetzter Begriff, warum setzen wir alles daran, um ihn ins Negative zu kehren?”
DI Gerhard Felber, Holztechnikum Kuchl, referierte über die Frage der Technik in der Rundholzverarbeitung und stellte fest: „Für schwaches Holz erfolgt der Einschnitt auf schnellen Linien sehr rationell. Für Starkholz gibt es derzeit keine vergleichbar wirtschaftliche Einschnitttechnologie.
„Es gilt nicht, Forst gegen Säge, sondern das Match Europa gegen Asien und Amerika oder Plantagenholz gegen Holz aus naturnahen Kulturwäldern zu gewinnen, betonte DI Franz Grill, LWK Salzburg. Win-Win-Situation. Für beide Marktpartner (Forstwirtschaft und Holzverarbeiter) gilt es, Optimierungsmöglichkeiten zu finden und langfristige Partnerschaften zu knüpfen.
Die Trends am Holzmarkt wurden von Dipl. Betriebswirt (FH) Hennig Wacker, Jaakko Pöyry, aufgezeigt. Der Konsolidierungsprozess in der europäischen Sägeindustrie ist noch nicht abgeschlossen. Untersucht wurde die deutsche Sägeindustrie, dort hält der Verdrängungswettbewerb weiter an.
„Rationalisierung in der Sägeindustrie ist meist nur durch Kapazitätsausbau möglich”, so Wacker. Die Investitionsschwerpunkte werden vor allem in Russland liegen.
Bis 2006 gibt es vorraussichtlich eine Steigerung der Einschnittkapazität in Osteuropa um 160%. Zu bemerken ist die Substitution von klassischen Schnittholzprodukten seit 1999 in Deutschland durch BSH (+22%), KVH (+81%), Duo/Trio (+106%). Mehr, als nur „Brettln” produzieren. In der Podiumsdiskussion warf Landesrat Josef Eisl ein: „Die Holzwirtschaft kann nur dann gewinnen, wenn sie etwas anderes macht als nur „Brettln” produzieren. Der Kunde sucht sich Häuser und Möbel aus und nicht das Brett oder den Dachstuhl. Diese geänderten Märkte muss man berücksichtigen.” Er weist darauf hin, dass der Heimmarkt immer noch der Sicherste ist und man sollte auch in diesen investieren.
„Durch die hohen Einschnittkosten von Starkholz müsste man für Starkholz neue Produkte entwickeln”, betont Dr. Gerhard Altrichter, Geschäftsführer des Fachverbandes der Holzindustrie.
Wieder einmal zeigte sich in der abschließenden Diskussion, dass Theorie und Praxis 2 paar Schuhe sind. Mit gemischten Gefühlen verließen die Teilnehmer am Ende des Tages die Veranstaltung, wohl wissend, dass die Umsetzung der Ergebnisse nicht einfach sein wird, da in Österreich immer noch Konkurrenzdenken vor Kooperationsdenken vorherrscht.