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Betriebsinhaber Rudolf Heis, Schwester Rosi, Vater Rudolf Heis (v. li.) am Sägewerksgelände in Innsbruck © Kanzian

Gute alte Zeiten

Ein Artikel von Administrator | 12.12.2003 - 00:00
Wo sind die guten alten Zeiten geblieben, in denen die Kunden fast von selber gekommen sind”, fragt sich Rudolf Heis, Innsbruck. Paradoxer Kiefernabsatz. „Da die größeren Sägewerke Kiefer eher ungern kaufen, haben wir uns auf diese Holzart spezialisiert”, berichtet Heis. Es ist Paradox: Vor 40 Jahren fand die Kiefer reißenden Absatz und war in guter Qualität sogar teurer als die Fichte. „Als Konstruktionsholz wird die Kiefer mit dem Argument „zu spröde” abgelehnt. Die Tischler verarbeiten sie nicht mehr so gerne, weil sie mit dieser Holzart durch die skandinavischen Billiganbieter nicht konkurrenzfähig sind”, findet Heis.Zirbe komplett out. Bei der Zirbe verhält es sich ähnlich: Fand sie früher reißenden Absatz, wird sie heute ganz selten verlangt und fast nur in guter Qualität.
„Die Tendenz geht eher zu Billigmöbel, die man öfter austauscht. Da hat die alte Zirbenstube einfach keinen Platz mehr”, erläutert Heis. „Jetzt wird die Zirbe als Lärchen-Ersatz beispielsweise für Zaunholz verwendet, aber nicht mehr für Möbel. Ab und zu fragt auch noch ein Bildhauer danach”, erklärt Heis.Gute Lärchenqualität gefragt. „Bei der Lärche sind gute Qualitäten leicht zu verkaufen, die schlechten Qualitäten bringt man eher schwer an den Mann”, so Heis. Richtung Brenner gibt es sehr viel Lärche, aber eben in meist rauer Gebirgsqualität, mit geringem Anteil an schöner, astfreier Ware. „Die bei unserer Tiroler Lärche sehr häufig vorkommende astige Ware wurde bisher für die Wildbach- und Lawinenverbauung verwendet. Schade finde ich, dass für diese Zwecke immer mehr Robinie aus Ungarn zum Einsatz kommt. Diese ist abriebfest und härter. Für die Lärche geht damit ein wesentlicher Absatzmarkt verloren”, erläutert Heis.
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Betriebsinhaber Rudolf Heis, Schwester Rosi, Vater Rudolf Heis (v. li.) am Sägewerksgelände in Innsbruck © Kanzian

Sägeindustrie hat sich zu Tode investiert. Bis zur Erdölkrise 1975 war die Situation für die Sägeindustrie in Österreich rosig. „Seit der Krise hat sich die Holzwirtschaft nicht mehr erholt und investiert sich zu Tode”, so Heis.
„Die Holzpreise sind wie vor 40 Jahren. Die Kosten sind aber enorm gestiegen und bei diesen Preisen nicht unterzubringen. Um höhere Erlöse erzielen zu können, müsste man global weniger produzieren und nicht noch mit Förderungen weitere Überkapazitäten aufbauen. Das ist ein Verbrechen, weil es den Wettbewerb verzerrt”, erklärt Heis. Die Zukunft als Säger sieht er nicht besonders rosig.
Der Rundholzeinkauf erfolgt im 50 km Umkreis. Der Einschnitt beträgt 5000 fm/J. In den 1960erjahren hat Heis als Lehrling im Sägewerk angefangen. Gab es damals noch 15 Sägewerke mit etwa 140 Beschäftigten in der näheren Umgebung, so ist man heute mit einigen kleinen übriggeblieben. Die wirtschaftliche Ertragslage sei aber damals wesentlich besser gewesen. Handel steigt kontinuierlich. Der Bauholz-Absatz ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Der Handel bekommt einen immer höheren Stellenwert.
„Jeder arbeitet heutzutage mit Vertretern, dadurch ist man als kleiner am Markt zu wenig präsent”, mutmaßt Heis.
Die Büroarbeit erledigt Schwester Rosi Heis. Sogar Vater Rudolf Heis arbeitet noch tatkräftig mit - seine Lieblingsbeschäftigung ist das Arbeiten im Schärfraum.Weniger oft mehr. „Die Sägeindustrie kann sich nur selber aus der Krise helfen und zwar global. Weniger wäre oft mehr und wir hätten wieder die goldenen alten Zeiten”, vermutet Heis.
Heis-Facts
Inhaber: Rudolf Heis
Mitarbeiter: 5
Einschnitt: 5000 fm/J
Standort: Innsbruck
Holzarten: 20% Kiefer, 30% Lärche, 50% Fichte