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Adriano und Mirko Giacomuzzi mit Thomas Oberkobler von EWD sowie Dott. Mario Giacomuzzi (v. li.) © Nöstler

Besäumer oder Nachschnitt

Ein Artikel von Dipl.-Ing. (FH) Martina Nöstler | 20.10.2004 - 00:00
Die Maschine ist kein üblicher Besäumer, aber auch keine gängige Nachschnitt-Kreissäge: An Valfiemme Legnami, Ziano di Fiemme/IT, hat Sägewerks-Ausstatter EWD, Reutlingen/DE und Altötting/DE, eine nach Kundenwünsche angepasste Anlage geliefert.
Im Spätsommer 2003 wurde in Ziano eine BKO-6 mit Combimes-Beschickung installiert. Die Maschine hat sechs Sägeflansche, die sich jeweils automatisch positionieren lassen. Die äußeren Flansche können mit mehreren Sägeblättern bestückt werden. „Damit konnten wir die individuellen Wünsche und Einschnitt-Techniken von Valfiemme erfüllen“, so EWD-Projektmanager DI Thomas Oberkobler.
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Adriano und Mirko Giacomuzzi mit Thomas Oberkobler von EWD sowie Dott. Mario Giacomuzzi (v. li.) © Nöstler

Valfiemme Legnami-Facts Gegründet: 1953 von Antonio Giacomuzzi als Kisten-Fabrik,
1955 als Sägewerk
Geschäftsführer: Dott. Mario, Adriano und Mirko Giacomuzzi
Mitarbeiter: 12
Einschnitt: 10.000 fm/J
Produkte: Schnitt- und Bauholz für
Tischler und Zimmerer, verleimte Fensterkanteln
EWD-Facts Standorte: Altötting/DE und Reutlingen/DE
Geschäftsführer: Dipl.-Betriebswirt André Fey
Mitarbeiter: 200
Umsatziel 2003/2004: 40 Mio. €
Produkte: Bandsägen, Kreissäge-
und Profiliertechnik, Besäumtechnik
und Gatter
Exportanteil: 80% weltweit
Weltweit einzigartig - so das Resümee von Oberkobler. Denn: Bei starren Supporten ermöglichen die sechs positionierbaren Flansche fünf beziehungsweise sieben flexible Stiele. „1999 bei der Einführung der BKO-6 war diese Mehrfach-Teleskop-Ausführung eine technische Herausforderung. Inzwischen aber kam die Maschine schon bei mehreren Großprojekten zum Einsatz. Sie ist, wie auch die BKO-4, auf sehr schnelle Verstellungen bei höchster Leistung konzipiert“, so Oberkobler.
In Verbindung mit einem Combimes wurde die BKO-6 erstmals bei Valfiemme eingesetzt. Der Vorteil besteht darin, dass die Brettware oder Model von der Primultini-Bandsäge direkt zur Besäumer-/Nachschnitt-Kombination kommen, also bezüglich Stärke und Breite unsortiert in die Maschine gelangen. Diese stellt sich entsprechend den Messergebnissen binnen Sekunden-Bruchteilen ein.
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Mit neuer Maschine können sowohl Bretter zum Besäumen als auch Model zum Nachschnitt bunt gemischt geschnitten werden © Nöstler

18 mm minimal. Die Flansche in der BKO-6 erlauben eine minimal zu erzeugende Breite von 18 mm. Jedes der sechs Sägeblätter lässt sich in der Breite einzeln verstellen. Die Schnitthöhe wurde mit maximal 120 mm festgelegt. Die Breitenverstellung erfolgt servohydraulisch.
Die berührungslose Messung ist im Quertransport integriert. Mit Laser wird der innere und äußere Waldkantenverlauf erfasst. Entsprechend dem Schnittprogramm wird abhängig von Stärke und Breite die benötigte Schnittware erzeugt. Das Combimes-System mit Windows-Oberfläche bietet vielfältige Möglichkeiten und wurde durch EWD so eingestellt, dass es für Valfiemme eine maßgeschneiderte Lösung darstellt. Die spezifischen Anpassungen können durch den Kunden jederzeit selbst auf veränderte Anforderungen aktualisiert werden. Dies trifft auch auf die mitgesteuerte Boxen-Zuordnung in der nachfolgenden Sortierung zu.
Technisch ist ein Vorschub bis 360 m/min möglich. „Bei Valfiemme wird mit flexiblen Vorschub von 30 bis 160 m/min geschnitten“, meint Oberkobler. Bei einer Standardlänge von 4 m bedeutet der Vorschub eine Leistung von 22 Takten pro Minute.
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Sechs verstellbare Kreissäge-Blätter sorgen für flexiblen Nachschnitt bei Valfiemme © Nöstler

Morali bis Fixmaße. Mit EWD als Lieferant waren die Brüder Giacomuzzi sehr zufrieden. „Es handelt sich bei der BKO-6 sicher nicht um die billigste Maschine. Jedoch können wir den Einschnitt sehr individuell gestalten“, freut sich Adriano Giacomuzzi. „Für unsere Bedürfnisse ist die BKO-6 die optimale Maschine.“ Sowohl Morali als auch Fixmaße können bewältigt werden. „Diese Anlage ist in Italien momentan die einzige dieser Art“, ergänzt Oberkobler.
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Durchdacht: vorne die manuelle Sortierung, dahinter drei Stränge für die automatische Einteilung trockener und frischer Ware © Nöstler

Aufwändige Sortierung. Der EWD-Part reicht von der Übergabe der Bandsäge bis zum Auslauf hinter der BKO-6. Für die Konzept-Erstellung sowie Sortierung zeichnet sich die EWD-Vertretung in Italien, Michael Plaickner, Inhaber von Holzmatic, Rasen/IT, verantwortlich. „Mit dem Besäumer bei Valfiemme haben wir in Italien neue Wege beschritten, zumal wir uns normalerweise mit kleineren Anlagen beschäftigen“, so Plaickner stolz.
Im hinteren Teil der Halle befindet sich die Etagensortierung. Die Einteilung erfolgt in acht Boxen. Bei trockener Ware wird nach Qualität und Dimension eingeteilt. Zwischen dem Besäumer und den Etagen wurden drei Stränge für die Sortierung vorgesehen: Nummer 1 ist für die Einteilung bei mehrstieligem Einschnitt. Hier läuft die vom Besäumer gemeinsam kommende Haupt- und Seitenware gemischt darüber. Die Seitenware wird manuell abgezogen und über ein Rücklaufband zur weiteren Verarbeitung retourtransportiert.
Bei den Strängen 2 und 3 landen verschiedene Maße am Förderer. „Die Herausforderung aufgrund der örtlichen Gegebenheiten war, durch die vielfältigen Dimensionen und Qualitäten, die bei Valfiemme anfallen, alles unterzubringen“, so Plaickner.
Für gesamte Inbetriebnahme - von der Montage bis hin zur Steuerung sowie die Entsorgung - war Holzmatic verantwortlich. „Wir konnten mit Valfiemme einen zufriedenen Kunden gewinnen“, freut sich Plaickner.
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Außerhalb der Halle kann die geschnittene Ware nochmals an drei Stellen nach Längen sortiert werden © Nöstler

Nicht von der Stange. 10.000 fm/J werden bei Valfiemme eingeschnitten. „Eine Mehrproduktion war nicht die Vorgabe bei der Projektierung“, so Plaickner. Für die Brüder Giacomuzzi war wichtig, Qualitätsholz seiner Verwendung entsprechend einzuschneiden und das Lamellenholz rationell zu sortieren. Regionaler Absatz. Mit der vielfältigen Schnittware, die bei Valfiemme Legnami erzeugt wird, bedient man hauptsächlich den regionalen Markt: Tischler und Zimmerer sowie Verpacker. 1999 hat man auch in eine kleine Fensterkantel-Erzeugung investiert. Hier findet das erstklassige Holz aus eigenem Einschnitt Verwendung.
Die Rohware bezieht man in der Umgebung, hauptsächlich von der Communità di Fiemme - einer Gemeinschaft aus 5500 Familien, die ihren Wald verwalten. Verarbeitet wird Holz mit 4 m Länge, die Durchmesser variieren von 20 bis 80 cm.
Der Vater der Brüder, Antonio Giacomuzzi, gründete den Betrieb 1953 als Verpackungsholz-Produktion. Zwei Jahre später wurde auf die Sägerei umgesattelt und der Einschnitt beständig ausgebaut. Hat man bis 1960 noch mit einem Venezianergatter gearbeitet, können sich die Giacomuzzis heute zum Kreis der modernsten Sägewerke Italienszählen.