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Sarner Holz-Geschäftsführer Günther, Harald und Christian Kemenater (v. li.) vor dem neuen Stingl-Sortierrad © Nöstler

Kleiner ganz groß

Ein Artikel von Dipl.-Ing. (FH) Martina Nöstler | 17.11.2004 - 00:00
Eine komplett flexible Sortier- und Stapelanlage, bei der sowohl die Haupt- als auch die Seitenware einsortiert werden und man zusätzlich das getrocknetes Holz einschleusen kann – das realisierte die Maschinenfabrik Stingl, Guttaring, vor kurzem bei Sarner Holz im Südtiroler Sarntal. Umfangreiches Produktprogramm. Im Südtiroler Sägewerk wird alles aus dem Rundholz herausgeholt, was möglich ist: von Bauholz über Hobel- und Tischler- sowie Verpackungsware bis hin zu Fensterlamellen für das eigene Fensterkantelwerk Sarner Lamellierholz. Aus diesem Grund und auch durch das Einschnitt-Volumen von 20.000 fm/J war es notwendig, in eine neue, flexible Sortieranlage zu investieren. „Stingl war aus unserer Sicht der richtige Lieferant“, erklärt Harald Kemenater, der mit seinen Brüdern Christian und Günther das Sägewerk führt.
Musste vorher das Holz händisch auf einer alten Anlage eingeteilt werden, steht auf diesem Platz nun ein modernes Werk, das auf die Bedürfnisse von Sarner Holz zugeschnitten wurde.
Sarner Holz-Facts Geschäftsführer: Christian, Günther und
Harald Kemenater
Mitarbeiter: 12
Areal: 2,5 ha
Einschnitt: 25.000 fm/J (geplant für 2005)
Produkte: Bau- und Tischlerware, Fenster-Lamellen,
Hobelware sowie Verpackungsholz
Absatz: Südtirol, Italien
Sarner Lamellierholz-Facts Geschäftsführer: Christian Kemenater
Mitarbeiter: 10
Produkte: drei- und vierschichtig verleimte Fensterkantel,
Massivholzplatten, keilgezinkte Sockelleisten und Bilderrahmen
Kapazität: 4000 m³/J
Absatz: Südtirol, Italien
Maschinenfabrik Stingl-Facts Geschäftsführer: Maximilian Stingl
Mitarbeiter: 25
Programm: Sägewerksmaschinen und -mechanisierungen,
Vielblatt- und Kappsägen, Leimholz-Mechanisierungen,
Paketieranlagen
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Sarner Holz-Geschäftsführer Günther, Harald und Christian Kemenater (v. li.) vor dem neuen Stingl-Sortierrad © Nöstler

Zwei gekoppelte Einsortierungen. Seit Anfang September ist nach knapp dreimonatiger Umbauzeit das neue Sortierwerk in Betrieb gegangen. Die Lieferung von Stingl umfasst zwei Anlagen: Beim Part 1 mit acht Etagen wird die gesamte Seiten- sowie die einstielige Hauptware einsortiert. Bei der zweiten Anlage sortiert man die mehrstielige Hauptware in sechs Etagen.
Die beiden Sortierstationen sind miteinander verbunden. „Passt ein Brett nicht in die Anlage 1, wird es automatisch in die zweite eingeschleust“, erklärt Kemenater. Des Weiteren wurde bei der Hauptwaren-Sortierung noch eine Fremdaufgabe vorgesehen. Hier können die bereits getrockneten Pakete aufgegeben, sortiert, gekappt und versandfertig paketiert werden.
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Acht Etagen stehen bei Sarner Holz für die Sortierung der Seitenware zur Verfügung © Nöstler

Sortierrad mit Rückführung. Bei Anlage 2 hat Stingl das kleine Sortierrad integriert. Auch hier besteht die Möglichkeit, die Ware mittels Rückführung in drei separate Etagen zu sortieren. „Die gesamte Sortier-Anlage ist auch auf höhere Leistungen ausgelegt“, so Geschäftsführer Maximilian Stingl. In dieser Anlage wird auch die Kurzware ab 2 m Länge sortiert und gekappt. „Mit den Anlagen war es möglich, drei bis vier Arbeitsplätze einzusparen“, so Kemenater. „Bei unserer Betriebsgröße ist dies eine enorme Erleichterung.“ „Mit 20.000 fm/J Einschnitt bewegen wir uns an der unteren Grenze, damit sich die Anlagen voll rechnen“, meint Kemenater. Daher plant man, den Einschnitt auf 25.000 fm/J zu heben.
Bei den Hauptmaschinen setzt man bei Sarner Holz eine Bongioanni-Bandsäge sowie ein Linck-Gatter und zum Nachschneiden und Besäumen eine EWD-Kreissäge FR 19 ein. Damit kann sämtliches Rundholz bestmöglich aufgetrennt werden. Die Rohware – Fichte, Tanne, Lärche, Kiefer und Zirbe – bezieht man zu 80% aus Südtirol, der Rest kommt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Der Absatz der Schnitt- und Hobelware erfolgt ausschließlich in Südtirol und Italien. Für den Transport stehen drei eigene Lkw zur Verfügung.
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Beim Part 2 (re.) wurde eine Fremdaufgabe zur Sortierung und Paketierung getrockneter Ware installiert © Nöstler

Eigenes Lamellierwerk. Christian Kemenater betreibt seit 1996 ein eigenständiges Lamellierwerk. 30% des Einschnittes aus dem Sägewerk verarbeitet er zu drei- und vierschichtig verleimten Fensterkanteln sowie für Massivholzplatten weiter. Sarner Lamellierholz ist spezialisiert auf Fensterkantel mit besonders feinjähriger Faser. „Nur das hat es ermöglicht, dass wir in kurzer Zeit so stark gewachsen sind und große Stammkunden bekommen haben“, so Kemenater.
Die Ein- und Ausgangslänge der Rohware beträgt maximal 6 m, der Querschnitt 30 mal 95 mm. Die Anlagen samt Mechanisierung wurden wohl durchdacht. „Wir mussten mit dem vorhandenen Platz auskommen, eine Hallenerweiterung wäre nicht möglich gewesen“, so Kemenater. Die Rohware wird mittels Kippentstapelung vereinzelt. Ein Bediener beurteilt das Holz – mittels Spiegel ist ein Wenden nicht notwendig. Die Mechanisierung stammt von Sicko, Zaisenhausen/DE, geliefert über den Italien-Vertreter Staffler, Meran/IT. Vor dem GoldenEye-Scanner von Microtec, Brixen/IT, erfolgt die Feuchtemessung, die von Brookhuis, Enschede/NL, installiert wurde. Lamellen, deren Feuchtegehalt nicht passen, werden automatisch vor der Kappung ausgeschieden.
Anschließend werden Stücke nach festgelegten Kriterien auf einer Opticut 304 von Grecon, Alfeld/DE, – geliefert von Vertretung Richard Clara, Gardertal/Südtirol – gekappt. Die Hobelung erfolgt mit einem Weinig-Unimat 23 EL von Gerhard Thaler, Meran/IT. Die Keilzinkung mit der Supra 5-Anlage von Grecon passiert paketweise, die anschließende Verpressung der Lamellen im Durchlauf.
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Auf kleinstem Raum passiert im Lamellierwerk Vereinzelung, Feuchtemessung und Qualitätsbeurteilung mit Microtec-Goldeneye © Nöstler

Neue Investition. „Die Verleimung zu drei- oder vierschichtigen Fensterkanteln erfolgt derzeit mittels Verleimständer in einer zweiten Schicht“, erläutert Kemenater. Diese Abteilung ist noch der Engpass in der Fertigung. „Nächstes Jahr werden wir aber in automatisierte Anlagen investieren“, so Kemenater. Mit 4000 m³/J stößt man mit den vorhandenen Anlagen schon an die Grenze des Möglichen.
Bei Sarner Lamellierholz werden hautsächlich Fensterkanteln mit durchgehender Decklamelle erzeugt. 30% der Produktion sind Kanteln mit drei keilgezinkten Lagen. Hohe Ausbeute. Neben den Fensterkanteln produziert man im Sarntal auch keilgezinkte Massivholzplatten, Blindstöcke, Leisten und Bilderrahmen. „Damit können wir das Holz bestmöglich ausnutzen“, erläutert der Geschäftsführer. Ebenso wie die Ware aus dem Sägewerk werden die Fertigprodukte aus dem Lamellierwerk ausschließlich in Südtirol und Italien verkauft.
Der Betrieb ist seit 2003 zertifiziert nach EN ISO 9001:2000. „Damit haben wir uns zu ständigen Qualitätskontrollen und -verbesserungen verpflichtet“, erläutert Kemenater.
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Paketweise Fräsung der Keilzinken auf einer Grecon-Supra 5 © Nöstler