Leiten von Wien aus Stora Enso Timber Vorstände Dr. Dieter Kainz (li.) und Mag. Peter Kickinger, Chef der gesamten Timber-Division © DI Gerd Ebner
Als die Problematik der Zukunft kristallisiert sich also nach einheitlicher Meinung der beiden Stora Enso Timber-Vorstände die Rundholzbeschaffung heraus – und hier insbesondere die Mobilisierung der Kleinwald-Reserven. „Die erste und vordringliche Aufgabe der Plattform Forst-Holz-Papier wird es sein, hier Lösungsansätze zu formulieren“, meint Kainz. „Die europäischen Holzindustrien sind top-aufgestellt – es darf nicht sein, dass unser Wachstum durch mangelnde Zuwachsausnutzung nachhaltig gestört ist.“
Kickinger meint, „dass man bei allen skandinavischen Problemen von deren System der Waldbesitzergenossenschaften durchaus einiges abschauen kann.“Weiteres Sägewerk in Deutschland. Ein eigenes Wachstum können sich beide Vorstände noch in Westdeutschland vorstellen. Aber nur im Umfeld einer ihrer Papierfabriken – etwa in Karlsruhe. Dort gibt es Rohstoff, der nach kurzem Transport im Werk wäre. „Diese Pläne sind intern schon weit gediehen. Wir wären als Full-Sortiment-Buyer ein willkommener Partner für den Forst“, meint Kainz.
Wie groß dieser Sägewerksneubau ausfallen könnte, wird noch nicht bekannt gegeben. Zur Frage der idealen Sägewerksgröße meint Kainz nur, dass alleine die Entfernung zum Rohstoff diese definieren könne. „Was nützt mir ein 2 Millionen-Sägewerk, wenn niedrige Fixkosten von den Transportkosten überkompensiert werden.“Kein Cent in EinschnittsAusbau. „An den übrigen Zentraleuropa-Standorten – jeder für sich top-entwickelt – werden wir in Westeuropa keinen Cent in Kapazitätsausweitung“ (Kainz) mehr investieren. Alles Potenzial soll in mehr Wertschöpfung gesteckt werden.
„Wir wollen uns weiterentwickeln – bis auf die Sparte Ingenieurholzbau, kann ich mir vorstellen am gesamten Holzsektor präsent zu sein“, spielt Kainz auf ein lang gehegtes Projekt an, das nun vor der baldigen Umsetzung steht: Eine Holzbau-Element-Fertigung in Ybbs. „Das Produkt muss in Top-Qualität in industriellem Stil hergestellt und geeignet vertrieben werden“, unterstreicht er. Alle drei Voraussetzungen sieht man offenbar erfüllt.KVH mit niedrigen Margen. Seit Anfang Juni ist Stora Enso Timber alleiniger Eigentümer der Holzwerke Wimmer und damit einer der größten KVH-Produzenten. „KVH ist ein Produkt mit mittlerweile geringen Margen. Wer nicht die gesamte Supply-Chain wie wir unter einem Dach hat, tut sich schwer“, gibt sich Kainz angesichts eines geplanten Neustarts in Oberösterreich skeptisch. „Sind wichtige Märkte logistisch gut erreichbar und haben wir das Rohmaterial, kann ich mir vorstellen, bei KVH nochmals in eine neue Produktion zu investieren“, meint er.
Als Musterbeispiel für das Hochfahren einer neuen Weiterverarbeitungslinie sieht Kainz die im Vorjahr gestartete Post-Linie in Ybbs. „Die Leute wurden auf der ersten Linie in Brand geschult und starteten dann praktisch auf Knopfdruck los.“Japan auf Dauer stabiler Abnehmer. Der Absatz in Japan läuft für Stora Enso Timber laut eigenen Angaben nicht nur bei den Posts nach Wunsch. „Mengenmäßig ist der Export überhaupt kein Problem. Preismäßig sind die goldenen Zeiten vorbei – dafür haben wir nun Stabilität. Japan wurde ein Markt, der für die europäische Holzindustrie nicht mehr wegzudenken ist“, befindet Kainz.
Während des Streiks in der finnischen Papierindustrie hat es – speziell bei Rotholz – Verschiebungen von finnischer zu schwedischer Ware gegeben, ansonsten sei der Markt stabil.Kommt US-Export Verdoppelung?Angesprochen auf den US-Absatz schickt Kainz ein Stoßgebet Richtung Westen: „Der Herrgott erhalte uns die USA – sonst geht der europäische Markt baden.“
Rechnet man die derzeit bekannten Liefermengen hoch, könnte es – eingedenk insbesondere der schwedischen und deutschen Mehrlieferungen – heuer nahezu zu einer Verdoppelung der europäischen Präsenz kommen: Das wären 6 Mio. m³. Kickinger: „Es stellt sich bald die Frage, wie viel europäische Ware nimmt der US-Markt auf.“
Stora Enso-intern nehmen die CLS-Märkte (Canadian Lumber Standard, Kanadischer Schnittholz-Standard) bald 20% der gesamten Schnittholzproduktion ab.
In der Levante ist laut Kainz der Turn-Around geschafft, der Markt beginnt „so richtig zu leben“: Statt Wolken (keine Schiffskapazitäten) herrscht Sonnenschein (hoher Ölpreis, Schiffraum vorhanden, teuere osteuropäische Mitkonkurrenten). Laut Kainz hat Stora Enso Timber im Juli 52.000 m³ in die Stammmärkte Algerien und Saudi Arabien verschifft.