Sehen schwieriges Jahr 2008 voraus: VDS-Vorsitzender Hans Günter Sturm (re.) und VDS-Geschäftsführer von Pogrell © DI Gerd Ebner
Kyrill änderte alles. Dann kam am 18. Jänner Kyrill. „Doch auch das schien verkraftbar. In vielen Regionen lief die Aufarbeitung voll an und die Sägeindustrie produzierte im I. Quartal um bis zu 30% über dem - zugegeben schwachen - Vorjahr. Das Wetter sorgte für Leben am Bau und suggerierte eine Bau-Erholung. Die KVH- und BSH-Produzenten fuhren voll durch und wir hatten Schnittholz-Abnehmer”, fasst Sturm zusammen.
Produktionsrücknahmen deutlich. Doch spätestens zur Jahresmitte zeichnete sich eine Trendwende ab. „Als Richtwert sei erwähnt, dass die Produktion Ende Juni nur noch 7% über 2006 lag. Ich glaube, dass wir im 2. Halbjahr trotz potenziell guter Rundholz-Versorgung unter Vorjahr produzieren werden, so dass zu Jahresende maximal +4% in der Produktionsstatistik stehen werden”, lautet die Einschätzung Sturms.
„Wir Säger bekommen die Situation wieder in den Griff, wenn wir die Produktion in den kommenden Monaten anpassen.”
Hans Günter Sturm
Hans Günter Sturm
Marktteilung eingetreten. Im 2. Halbjahr hätte sich die deutsche Sägerlandschaft in Gewinner und Verlierer geteilt. „Das ist eine logische Folge aller Windwürfe. Dieses Mal wurden aber die Verlierer zusätzlich mit schlechter Absatzlage bedingt durch voll gestopfte Produzenten- und Kundenläger und anziehende Rundholzpreise gestraft”, kristallisiert sich für Sturm eine deutliche Markt-Zweiteilung heraus. Kollegen etwa in Nordrhein-Westfalen könnten derzeit noch qualitativ ansprechendes Holz um 50 bis 60 €/fm (B, 2b) ab Wald kaufen, während in Süddeutschland für das IV. Quartal auf 80 bis 85 €/fm (B, 2b) angekündigt wurden. „Letzteres dürfte der Preis für die nächsten Monate sein. Bei den derzeitigen Schnittholz- und Restholzpreisen bin ich der Überzeugung, dass man spätestens ab 80 €/fm Verluste einfährt”, rechnet Sturm.
Der Antransport von Sturmholz sei für die Großbetriebe zwar möglich, wegen 20 bis 30 €/fm Fracht aber keine langfristige Alternative - zumal auch die Rundholzqualität beständig abnehme.
Marktzweiteilung da. „Wir sehen jetzt eine Zweiteilung des Schnittholzmarktes. Blanke, gute Schnittware wie Rohhobler oder BSH-Lamellen werden kurzfristig deutlich teurer. Bei schlechteren Qualitäten werden Preissteigerungen wohl erst nach Abbau der hohen Bestände kommen. Beim Sägerestholz und Hobelspänen waren jetzt in einzelnen Fällen bereits kleinere Preisanhebungen möglich. Ab dem I. Quartal 2008 erwarten wir einen deutlichen Spielraum nach oben”, analysiert Sturm.
Die logische Konsequenz für ihn sind weitere Produktionsrücknahmen und das Abstellen an den Fenstertagen.
Der Antransport von Sturmholz sei für die Großbetriebe zwar möglich, wegen 20 bis 30 €/fm Fracht aber keine langfristige Alternative - zumal auch die Rundholzqualität beständig abnehme.
Marktzweiteilung da. „Wir sehen jetzt eine Zweiteilung des Schnittholzmarktes. Blanke, gute Schnittware wie Rohhobler oder BSH-Lamellen werden kurzfristig deutlich teurer. Bei schlechteren Qualitäten werden Preissteigerungen wohl erst nach Abbau der hohen Bestände kommen. Beim Sägerestholz und Hobelspänen waren jetzt in einzelnen Fällen bereits kleinere Preisanhebungen möglich. Ab dem I. Quartal 2008 erwarten wir einen deutlichen Spielraum nach oben”, analysiert Sturm.
Die logische Konsequenz für ihn sind weitere Produktionsrücknahmen und das Abstellen an den Fenstertagen.
„Ich beneide keinen Kollegen, der 2008 eine neue Produktion anfahren muss. Das ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.”
Hans Günter Sturm
Hans Günter Sturm
Rundholzbedarf sinkt. „Anders als viele Waldbesitzer glaube ich, dass die Rundholznachfrage in den nächsten Monaten sinken wird. Der verminderte Nadelschnittholz-Bedarf und wirtschaftliche Überlegungen werden dafür sorgen”, prophezeit Sturm.
Die extrem hohen Lagerstände bei den Sägewerken und deren Kunden werden sich erst 2008 auflösen. Rückblickend sieht Sturm keinen nachlassenden Bedarf, sondern ein Überfordern der Märkte durch die hohe Produktion im 1. Halbjahr. Eine Ausnahme wäre die KVH-Branche, die zu lange am Markt vorbeiproduziert habe. „Dort wird die Erholung wohl erst Mitte 2008 kommen - zu hoch sind die Lager”, meint Sturm. Umgekehrt war die Verpackungsindustrie dank der tollen Exporterfolge der deutschen Wirtschaft das ganze Jahr über aufnahmefähig.
Die extrem hohen Lagerstände bei den Sägewerken und deren Kunden werden sich erst 2008 auflösen. Rückblickend sieht Sturm keinen nachlassenden Bedarf, sondern ein Überfordern der Märkte durch die hohe Produktion im 1. Halbjahr. Eine Ausnahme wäre die KVH-Branche, die zu lange am Markt vorbeiproduziert habe. „Dort wird die Erholung wohl erst Mitte 2008 kommen - zu hoch sind die Lager”, meint Sturm. Umgekehrt war die Verpackungsindustrie dank der tollen Exporterfolge der deutschen Wirtschaft das ganze Jahr über aufnahmefähig.
„Wenn solche Herzblut-Säger wie Höfelmayr aufhören müssen, stimmt etwas nicht. Dass die Politik bei den marktverzerrenden Langfristverträgen wegschaut, ist fatal.”
Hans Günter Sturm
Hans Günter Sturm
Teure Lager. Ein Wandel werde auch kommen müssen, weil viele deutsche Sägewerke nicht mehr das Geld haben, die Schnittholzlager noch weiter aufzubauen und vorzuhalten.
2008 wird laut Sturm ein Jahr, in dem die Struktur-Veränderung weiter vorangetrieben wird. Dann beginnen bereits mehrere der angekündigten Sägewerksneubauten zu schneiden. Das Ringen um den Rohstoff wird härter werden. Mittelfristig wird Deutschland eine Produktion von 30 Mio. m³/J vorhergesagt - soviel wie Finnland und Schweden zusammen.
„Die neuen Produktionsmengen werden in Deutschland nicht unterzubringen sein. Zwar wuchs der deutsche Bedarf in den vergangenen fünf Jahren von 16 auf heuer 22 Mio. m³/J, dieses Wachstum wird sich aber verlangsamen. Vom Bau ist 2008 auch keine Entspannung zu erwarten - die Baugenehmigungen sind ja weiter sinkend und unter dem Stand der Vorjahre. Und: Unser Hauptexportmarkt USA wird auch 2008 stark schwächeln”, analysiert Sturm.
Neue Märkte - gesucht, gefunden. „Nordamerika wird sich in vier bis fünf Jahren nicht mehr selber versorgen können - dann haben wir alle Chancen. Kurzfristig sind wir aber gezwungen, uns weitere Exportmärkte aufzubauen. Das gelang heuer schon sehr gut in Großbritannien (+200%) und Frankreich (+30%).”
Rein betriebswirtschaftlich müsste man einige Neubauprojekte absagen, meint Sturm, dem eine solche Entscheidung Respekt abverlangen würde. „Man müsste das ohne Emotion sehen, dann würde es den einen oder anderen Rückzieher geben”, formuliert es Sturm. „Wir vom VDS werden weiter sachlich auf die schwierige Situation hinweisen - dann kann sich jeder ein Bild machen.”
Skandinavische Antwort steht noch aus. In Europa werden aber 2008 noch die Skandinavier ein verstärktes Wort mitreden wollen. „Die haben heuer noch Geld verdient - und wollen verlorene Marktanteile mit aggressiveren Preisen zurückholen. Der verteuerte Rohstoff schwächt mittelfristig aber die Schweden und insbesondere die Finnen”, meint Sturm.
Ungleichheit Katastrophe. Unverändert eine Katastrophe ist für Sturm, dass manche neue Werke einen Rohstoff-Bezug zu gesonderten Bedingungen haben. Stichwort: BaySF-Langfristverträge. Diese „wettbewerbsverzerrenden Verträge” (Sturm) werden der deutsche und österreichische Sägewerksverband weiter bekämpfen. Die Preisdifferenz wäre jetzt schon wieder bei 15 bis 20 €/fm. „Es würde das über sechs Generationen gut geführte Sägewerk Höfelmayr noch geben, wenn diese Verträge nicht existieren würden”, sieht er Bezüge zu einer aktuellen Sägewerks-Stilllegung.
Längerfristige Rundholzverträge sind für Sturm generell erstrebenswert. Diese sollten zwei bis fünf Jahre laufen und durchaus eine Preisbindung bis zu einem Jahr haben. „Wir müssen die Volatilität, die heuer ja so stark war wie selten zuvor, minimieren” lautet seine Forderung.
2008 wird laut Sturm ein Jahr, in dem die Struktur-Veränderung weiter vorangetrieben wird. Dann beginnen bereits mehrere der angekündigten Sägewerksneubauten zu schneiden. Das Ringen um den Rohstoff wird härter werden. Mittelfristig wird Deutschland eine Produktion von 30 Mio. m³/J vorhergesagt - soviel wie Finnland und Schweden zusammen.
„Die neuen Produktionsmengen werden in Deutschland nicht unterzubringen sein. Zwar wuchs der deutsche Bedarf in den vergangenen fünf Jahren von 16 auf heuer 22 Mio. m³/J, dieses Wachstum wird sich aber verlangsamen. Vom Bau ist 2008 auch keine Entspannung zu erwarten - die Baugenehmigungen sind ja weiter sinkend und unter dem Stand der Vorjahre. Und: Unser Hauptexportmarkt USA wird auch 2008 stark schwächeln”, analysiert Sturm.
Neue Märkte - gesucht, gefunden. „Nordamerika wird sich in vier bis fünf Jahren nicht mehr selber versorgen können - dann haben wir alle Chancen. Kurzfristig sind wir aber gezwungen, uns weitere Exportmärkte aufzubauen. Das gelang heuer schon sehr gut in Großbritannien (+200%) und Frankreich (+30%).”
Rein betriebswirtschaftlich müsste man einige Neubauprojekte absagen, meint Sturm, dem eine solche Entscheidung Respekt abverlangen würde. „Man müsste das ohne Emotion sehen, dann würde es den einen oder anderen Rückzieher geben”, formuliert es Sturm. „Wir vom VDS werden weiter sachlich auf die schwierige Situation hinweisen - dann kann sich jeder ein Bild machen.”
Skandinavische Antwort steht noch aus. In Europa werden aber 2008 noch die Skandinavier ein verstärktes Wort mitreden wollen. „Die haben heuer noch Geld verdient - und wollen verlorene Marktanteile mit aggressiveren Preisen zurückholen. Der verteuerte Rohstoff schwächt mittelfristig aber die Schweden und insbesondere die Finnen”, meint Sturm.
Ungleichheit Katastrophe. Unverändert eine Katastrophe ist für Sturm, dass manche neue Werke einen Rohstoff-Bezug zu gesonderten Bedingungen haben. Stichwort: BaySF-Langfristverträge. Diese „wettbewerbsverzerrenden Verträge” (Sturm) werden der deutsche und österreichische Sägewerksverband weiter bekämpfen. Die Preisdifferenz wäre jetzt schon wieder bei 15 bis 20 €/fm. „Es würde das über sechs Generationen gut geführte Sägewerk Höfelmayr noch geben, wenn diese Verträge nicht existieren würden”, sieht er Bezüge zu einer aktuellen Sägewerks-Stilllegung.
Längerfristige Rundholzverträge sind für Sturm generell erstrebenswert. Diese sollten zwei bis fünf Jahre laufen und durchaus eine Preisbindung bis zu einem Jahr haben. „Wir müssen die Volatilität, die heuer ja so stark war wie selten zuvor, minimieren” lautet seine Forderung.
Meinung auf den Punkt gebracht
„Wenn ein Kollege, der bauen will, die Vorzeichen erkennt und aus betriebswirtschaftlichen Gründen sein Neubauprojekt absagt, würde er von mir und allen Branchenkollegen den allerhöchsten Respekt erhalten.”Hans Günther Sturm
Österreich im Vorteil. Im Juli sorgte ein Ländervergleich Deutschland/Österreich von Pöyry, Freising/DE, für Aufregung. Die festgestellten 5% Maßunterschied zulasten der deutschen Sägewerke „werden wir im nächsten halben Jahr abstellen”, deutet Sturm an. Das wäre nicht alleine die rotierende Kluppe, sondern auch ein Unterschied in der Methodik, wie man von den gemessenen Werten zum Volumen komme, meint er. „Keiner sagt, dass in Österreich falsch gemessen wird. Es wird nur zum Vorteil der österreichischen Unternehmen anders gemessen.”
Ein weiterer Vorteil der österreichischen Holzindustrie wäre die 46 t-Regelung im Rundholztransport. Auch bei anderen in der Pöyry-Studie genannten Wettbewerbsfaktoren - wie den Transportkosten - wolle sich der neue, „überdurchschnittlich gut besetzte” (Sturm) VDS-Vorstand für Gleichheit bemühen.
Auf Verbandsebene strebt man einen 80%igen Organisationsgrad an: Dafür müsste es die Integration der größten deutschen Sägewerksgruppe geben. Eine Annäherung zwischen VDS und dem baden-württembergischen Verband (VSH) wird gewünscht.
Ein weiterer Vorteil der österreichischen Holzindustrie wäre die 46 t-Regelung im Rundholztransport. Auch bei anderen in der Pöyry-Studie genannten Wettbewerbsfaktoren - wie den Transportkosten - wolle sich der neue, „überdurchschnittlich gut besetzte” (Sturm) VDS-Vorstand für Gleichheit bemühen.
Auf Verbandsebene strebt man einen 80%igen Organisationsgrad an: Dafür müsste es die Integration der größten deutschen Sägewerksgruppe geben. Eine Annäherung zwischen VDS und dem baden-württembergischen Verband (VSH) wird gewünscht.