1209121825.jpg

Interessiertes Publikum anlässlich des 2. Logistiktages Europaletten in Düsseldorf am 24. April © Dr. Johanna Kanzian

Nicht in der Krise

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 25.04.2008 - 17:04
Der Europalettenpool ist mit derzeit 350 Millionen Europaletten der größte freie Palettentauschpool der Welt. Alleine 2007 wurden 75 Millionen Europaletten neu eingebracht. Diese wurden unter Lizenz der European Pallet Association (EPAL) produziert“, erläuterte Ulitzsch. Etwa alle drei Jahre erneuere sich der Pool zur Hälfte, wurde berichtet. Großen Wert lege man auf die Qualitätskontrolle. In Deutschland fanden im vergangenen Jahr 7000 neutrale Überwachungsbesuche bei den Herstellern und Reparateuren von Europaletten statt.
„Der Europalettenpool ist der Motor der europäischen Logistik“, war Ulitzsch überzeugt.

Probleme beim Palettentausch

1209121825.jpg

Interessiertes Publikum anlässlich des 2. Logistiktages Europaletten in Düsseldorf am 24. April © Dr. Johanna Kanzian

Im vergangenen Jahr hatte man mit schlechter Presse zu kämpfen. Der Verband bemühte sich um Gegendarstellung. Nicht der Europalettenpool stecke in einer Krise, sondern es gebe Probleme im Palettentausch, weil die Kostenverteilung beim Tausch teilweise aus dem Gleichgewicht geraten sei. Eine der Lösungen sei, dass die Vertragspartner aushandeln, wer mit wem tauscht und die Kosten gerecht verteilt werden. Oder man lagert an Dienstleister aus, die darauf spezialisiert sind. Der Palettentausch solle immer schriftlich festgehalten werden.
„Vor kurzem hatten wir Probleme mit der World-Palette”, berichtete Ulitzsch. Bei dieser seien die Maße identisch und die Palette sei nahezu baugleich mit den Europaletten. Diese seien aber im Europalettenpool nicht tauschfähig.
Ulitzsch stellte auch den Eurogitterboxenpool vor. Diese neue Box mit geringerem Gewicht soll auf den Markt gebracht werden.

Neue Abmessungen

Den Europalettenpool für die EPAL-Paletten anzukurbeln versucht Harry Jacobi, EPAL-Geschäftsführer. „EPAL wurde 1991 gegründet. Produktionen gibt es derzeit in 32 europäischen Ländern sowie in Amerika, Indien, China und Australien”, erläuterte Jacobi. Mit der 800 mal 1200 mm-Palette sei man an Grenzen gestoßen. Deshalb wurde Euro 2 (1200 mal 1000 mm), Euro 3 (1000 mal 1200 mm) und Euro 6 (800 mal 600 mm) eingeführt. „Mit diesen neuen Typen konnte man auch über die europäischen Grenzen schauen”, berichtete Jacobi. Unter anderem sollen USA und China für das offene Palettenpoolsystem gewonnen werden.
Am 11. April wurde die erste EPAL-Produktion in Australien eröffnet. Aufgrund der Entfernungen werden Paletten in Übersee nicht direkt getauscht sondern anderweitig abgerechnet.

Vergleich Holz zu Kunststoff

1209121841.jpg

Weiteres Wachstum prognostiziert: 2007 wurden etwa 23 Millionen Europaletten hergestellt © Dr. Johanna Kanzian

„Die Globalisierung mit ihrem zunehmenden Warenverkehr ist ohne Paletten nicht denkbar”, ist sich Siegfried von Lauvenberg, Geschäftsführer des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE), sicher.
2007 sind in Deutschland 100 Millionen Holzpaletten neu auf den Markt gekommen. Der Zuwachs im Vergleich zu 2006 lag insgesamt bei 12 %, bei den Europaletten bei 20 %.
Von Lauvenberg stellte Holz und Kunststoffpaletten gegenüber: Bei gleicher Abmessung und Tragfähigkeit ist die Palette aus Kunststoff schwerer. Auch das Rutschverhalten sei bei Kunststoff schlechter. Weiters seien Hersteller und Reparateure von Holzpaletten flächendeckend verfügbar. Der Energieaufwand zur Produktion von Kunststoffpaletten ist mehr als viermal so hoch als bei Holzpaletten. Kunststoffpaletten sind ein Nischenprodukt.

Ist Paletten-Rohstoff verfügbar?

„Bei 24 Mio. m3 lag Deutschlands Schnittholz- Produktion 2007. Das bedeutet eine Steigerung von 74 % in den vergangenen zehn Jahren”, erläuterte Ulrich Feuersinger, Geschäftsführer Heggenstaller und Euroblock, zur Rohstoffsituation für die Palettenbranche. Der Export habe sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Die USA sind mit Abstand der größte Markt für Deutschland. Für 2008 sieht Feuersinger in den USA wenig Entwicklungstendenzen. Sei es der deutschen Sägeindustrie 2007 noch gelungen, auf andere Märkte auszuweichen, so werde das 2008 etwas schwieriger. „Mittelfristig gehe ich aber davon aus das die europäische Holzindustrie gute Chancen in den USA hat.” „Laut Universität Hamburg wird bis 2010 ein theoretischer Rohwaren-Mehrbedarf von 24 Mio. fm prognostiziert”, berichtete Feuersinger. Aus heutiger Sicht könne man aber davon ausgehen, dass etliche geplante Sägewerks-Projekte nicht mehr realisiert werden.
„Wenn die Kalamitäten bereinigt sind, wird der Rundholzpreis wieder steigen. Entscheidend wird sein, wie die Rohstoffkosten auch in höhere Schnittholzpreise umgesetzt werden können. Es gibt Schätzungen, dass sich der US-Markt 2009 wieder erholen wird. Ich glaube aber, man kann die Finanzkrise nicht so leicht abschätzen”, erklärte Feuersinger. Osteuropa bringe zusätzlich Absatzchancen. „2008 werden die Holzpreise nicht steigen. Für 2009/10 ist von einer Rückführung auf das Niveau von 2006 auszugehen”, lautete Feuersingers Einschätzung.