Ist Klausner zu retten?

Ein Artikel von DI Antonio Fuljetic | 27.05.2008 - 11:14
Lange war es still um die Klausner-Gruppe, St. Johann. Doch der Bericht des Wirtschaftsblattes über einen Bankenkrisengipfel am 21. Mai setzte das Unternehmen wieder ins Rampenlicht der Holzbranche. Gerüchte machten sofort die Runde. Für eine Stellungnahme waren weder Klausner noch die Banken bereit. Trotzdem sickerten anscheinend Informationen über den Ausgang der Banken-Gespräche durch: Sanierung ja, jedoch ohne Fritz Klausner.

Wie alles begann

Die global schwierige Absatzsituation und die vorhandenen Überkapazitäten samt hohen Lagerständen belasten die Sägebranche. Hinzu kommt, dass sich die Klausner-Gruppe auf den amerikanischen Exportmarkt spezialisiert hat. Dieser könnte aufgrund des bis zu 50% eingebrochenen Wohnbaumarktes und des starken Euro gegenüber dem US-Dollar zur Falle für Klausner geworden sein. Denn die auf Hochleistung ausgelegten Anlagen müssen auch ausgelastet werden.
Ein Münchner Unternehmensberater sei von Klausner beauftragt worden, Szenarien auszutüfteln, wie es mit der Gruppe weitergehen soll. Das gemutmaßte Ergebnis: Klausner müsse sich auf eine Finanzierungslücke von 100 Mio. € einstellen. Ein Worst-Case Szenario, dass der Eigentümer nicht akzeptiert habe, heißt es. Vor allem wurde dem Berater vorgeworfen, keine optimistische Prognose erstellt zu haben. Die Zusammenarbeit wurde beendet. Als weitere Konsequenz setzten voraussichtlich die beteiligten Banken eine Krisensitzung im Hotel Kempinski am Münchner Flughafen fest. Vermutlich unter Zugzwang geraten engagierte die Klausner-Gruppe das Beratungsunternehmen Roland Berger, das die Probleme lösen sollte.

125 Mio. Anleihe ausgesetzt

Einen Tag nach der Ankündigung der Krisensitzung zog die Wiener Börse die Notbremse: Die 125 Mio. € Anleihe, gemanagt von der Investkredit und UniCredit-Gruppe, wurde vom Handel ausgesetzt. Begründung: „Unklare wirtschaftliche Situation der Emittentin”. Eine Anleihenrücknahme passiert laut Börseninsidern äußerst selten, und in der Regel in Absprache mit den Banken. Eine Stellungnahme derselben gab es bis zum Redaktionsschluss nicht. Diese in 50.000 € Tranchen mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einer Verzinsung von 5,25 % emittierten Anleihen wurden wegen „dem großen Echo der Investoren” von 100 auf 125 Mio. € Anfang 2007 aufgestockt. Damals lautete das Motto: „Aus kurzfristigen Verbindlichkeiten werden längerfristige und aus einer Fülle von Banken könnte eine Hausbank werden.” In Summe sollen 75 Mio. € Umlaufvermögen solcherart umfinanziert worden sein. Die restlichen 25 Mio. € verwendete man zum Ausbau des Sägewerkes in Niedersachsen.
Wie viele Banken tatsächlich mitfinanziert haben könnten, kam erst jetzt ans Tageslicht: Deutsche Bank, Baden-Württembergische Bank, Dresdner Bank, HVB, Bayerische Landesbank, Westdeutsche Landesbank Girozentrale, Commerzbank sowie RLB OÖ, Hypo Alpe Adria Bank, UniCredit-Gruppe und Investkredit.

Verwunderung über Finanzierung

Die Beteiligung der Haute Couture der mitteleuropäischen Bankenlandschaft führte zu großer Verwunderung in der Holzbranche. „Wissen die denn nicht, was bei uns gerade abläuft”, fragen sich viele Säger. „Die Rolle der Banken, der Förderpolitik und dem Verhalten der Bayerischen Staatsforste (BaySF) muss im Falle Klausner schwer hinterfragt werden”, kommentierte Komm.-Rat DI Hans Michael Offner, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie, die Lage. „Jetzt kommt noch heraus, dass auch mehrere österreichische Banken das Spielchen von Klausner mitgemacht haben.” Besonders die voraussichtliche Finanzierung durch die Oberösterreichische Raiffeisenlandesbank verblüffte die Säger, denn bislang galt Bankchef Ludwig Scharinger als feinfühliger Manager.

Angst macht sich breit

Viele Sägebetriebe sind erbost, dass hier eine Nadelschnittholz-Mengenfinanzierung geschehen ist, die von der Branche vehement kritisiert wurde. „Die Klausner-Politik hat globale Auswirkungen”, erklärte ein Sägewerker. „Man versuchte innerhalb von fünf Jahren Mengen auf den Markt abzusetzen, die Traditionsbetriebe erst nach 50 Jahren produzieren. Das Kalkül, die Produktionsmengen auf dem US-Markt abzusetzen, ging anscheinend nicht auf.” Auf die Frage, wo diese Volumina nun vermarktet werden, antworteten die meisten Konkurrenzunternehmen: „Leider bei uns in Europa!” Dadurch würde der Preis weiter unter Druck geraten, wo er sich gerade zu stabilisieren scheint. Beklemmung tritt auf, wenn man auf die „heilige Export-Kuh” Österreichs zu sprechen kommt: Italien. Dieser Markt wurde bislang von Klausner kaum beliefert, doch ein wiederkehrendes preisliches Auf und Ab durch „Kampfpreise” könnte einsetzen. Klausner müsse verkaufen, um einerseits liquid zu bleiben und andererseits die Produktionskosten im Griff zu behalten.
In Summe dominiert die Angst in der mitteleuropäischen Sägeindustrie, dass Klausner aufgrund von Liquiditätsproblemen die Marktstrategie des billigen Massenanbieters fahren muss, und dadurch die Konkurrenz stark in Bedrängnis bringen könnte. Denn die gesamte Branche schreibe laut Verbänden zurzeit rote Zahlen, und es wird davon ausgegangen, dass es im Vergleich zur Vergangenheit diesmal zu einer Strukturänderung bei den großen Sägebetrieben kommen wird. Hierzu wünscht sich die Branche, dass Klausner insbesondere aufgrund der verfehlten Subventionspolitik (Stichwort: Klausner-Verträge mit BaySF) den „Schwarzen Peter” zieht. Hasso von Pogrell, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Säge- und Holzindustrie (VDS), drückt es folgendermaßen aus: „In der Causa Klausner ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. So kann es einfach nicht weitergehen. Die Politik und die Banken sollen kein gutes Geld dem Schlechten nachwerfen.” Die Akteure hätten lange genug mitgespielt. Diese „unlauteren Methoden” hätten die finanziellen Nöte der Klausner Gruppe nur länger verschleiert.

Sanierungsprozess gestartet

Beim Klausner-Bankengipfel soll laut Wirtschaftsblatt die Restrukturierung der Klausner-Gruppe beschlossen worden sein. Es wird von einem „sanierungsfähigen und sanierungswürdigen” Unternehmen gesprochen. Dem Vernehmen nach wird das Beratungsunternehmen Roland Berger bis Ende Juni ein Konzept vorlegen, wie es mit der angeschlagenen Gruppe weitergehen soll. Bis Mitte Juli gelte ein „absolutes” Stillhalteabkommen. Die vorhandenen Finanzierungslinien bleiben bis dahin aufrecht und die Tilgung der Kredite werden bis zu diesem Stichtag gestundet, hieß es. Innerhalb dieser Woche würden die Banken von ihren Gremien das Verhandlungsergebnis schriftlich absegnen lassen.
Die „operative Restrukturierung” soll ein Unternehmensberater aktiv begleiten. Gleichzeitig werde ein neuer Unternehmens- und Finanzleiter in Abstimmung mit Banken und Beratern bestellt. Sollten die Finanzierungsrahmen nicht ausreichen und frisches Kapital benötigt werden, müsse Fritz Klausner weitere Sicherheiten beisteuern, wie beispielsweise durch Übergabe „sämtlicher Anteile an der Klausner-Gruppe ohne Bedingungen”, wird gemutmaßt. Auch wenn die Krisensitzung dem Unternehmen Zeit verschafft, wird diese nicht die letzte bleiben.