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Alfred Teischinger (li.) und Christian Tippelreither freuen sich über die positive Entwicklung im Studiengang Holz- und Naturfasertechnologie © Forstassessor Peter Liptay

Ein Studium wird Shootingstar

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 03.06.2008 - 15:31
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Alfred Teischinger (li.) und Christian Tippelreither freuen sich über die positive Entwicklung im Studiengang Holz- und Naturfasertechnologie © Forstassessor Peter Liptay

Zwischen fünf und zehn bewegte sich die Studentenzahl pro Jahrgang im Studium der Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur (Boku) über lange Jahre. Statt einer Kleingruppe sitzen seit einigen Jahren plötzlich 35 bis 50 Studierende in den Hörsälen.

„Der Erfolg kam durch Ausbrechen aus dem klassischen Holzspektrum”, erklärt Univ.-Prof. DI Dr. Alfred Teischinger. Im Zuge des Bologna-Prozesses hat man auf ein zweistufiges System mit sechs Semestern Bakkalaureat/Bachelor und darauf aufbauendem Magister/Master-Studium über vier Semester umgestellt. „Mit der neuen Bezeichnung Holz- und Naturfasertechnologie ist das Basisstudium deutlich breiter geworden”, meint auch Christian Tippelreither, Studienvertreter der Forst- und Holzwirtschaft und im sechsten Semester eingeschrieben. Die Einrichtung einer neuen Professur für Naturfaserwerkstoffe mit Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Rupert Wimmer war dafür Grundvoraussetzung. Nach Abschluss des Bakkalaureats besteht die Möglichkeit, mit einem Magisterstudium in Holztechnologie und Management weiterzustudieren. Als Titel winkt dabei der Diplomingenieur.

Rohstoff für konkurrenzfähige Werkstoffe

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Über den klassischen Holzsektor hinaus geht der Studiengang Holz- und Naturfasertechnologie an der Boku in Wien © Steininger

Das Studium vermittelt die Kenntnisse aus Technik und Wirtschaft, um Holz und Naturfasern in zukunfts- und konkurrenzfähige Werkstoffe umzuwandeln. Diese sind Basis für Endprodukte des Bauwesens oder des Möbel- und Innenausbaues. Der Einsatz von Baumharzen als Heilmittel oder die Verwendung von Xylose als alternatives Süßungsmittel im zuckerfreien Kaugummi erweitert das klassische Spektrum. Man arbeitet an der Boku mit Hightech-Zellulosefasern, um zum Beispiel Textilfasern als Alternative zur Baumwolle herzustellen. „2001 ist die Idee entstanden, alle nachwachsenden Rohstoffe miteinzubeziehen”, verrät Teischinger die Wurzeln des Erfolges. Dabei ist man aktiv an die Öffentlichkeit getreten. Schlagzeilen wie „Studium mit besten Berufsaussichten” haben großen Anklang gefunden.

Abgrenzung zur Fachhochschule

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Gestiegene Studentenzahlen seit Einführung des Bachelor-Studiums © Steininger

„Mit einem reinen Holzfokus konnten wir uns inhaltlich nicht von den Fachhochschulen (FH) absetzen”, berichtet Teischinger, der FH und Universitäten als komplett verschiedene Systeme betrachtet. Die Fachhochschulen sieht er nicht als Konkurrenten. Ein Uni-Absolvent soll ein Gesellschaftsgestalter sein, lautet der Anspruch. „Gesellschaft und Wirtschaft müssen die Unterschiede zwischen Universität und FH anerkennen.” Während Andere lernen, eine Norm anzuwenden, soll der Boku-Absolvent die Struktur einer Norm verstehen, heißt es. „Holz befindet sich im Wettbewerb der Technologien und anderer Werkstoffe”, sagt Teischinger, verweist aber auch auf interessante Kombinationen von Holz mit anderen Materialien, wo man Synergien nutzen kann.

Den (bisher) wenigen Absolventen fällt es nicht schwer, am Arbeitsmarkt unterzukommen, hört man. Am 16. Mai war Teischinger mit seinen Studenten auf Exkursion beim Spanplatten- und Möbelhersteller Fantoni in Osoppo/IT. „Als ich tags darauf in mein Büro zurückkehrte, lag schon ein Fax vom Fantoni-Geschäftsführer auf dem Tisch, der sich für unseren Besuch bedankte. Wir müssen also einen guten Eindruck hinterlassen haben”, schließt Teischinger.

Studiengang Holz- und Naturfasertechnologie (vormals Holzwirtschaft)

Standort: Universität für Bodenkultur Wien
Studiendauer: 6 Semester
Abschluss: Bakkalaureat (Bakk. techn.)
Weiterführende Studien: Holztechnologie und Management, Forstwissenschaft, Umwelt- und Bio-Ressourcenmanagement, Biotechnologie u. a. (4 Semester, Abschluss Diplomingenieur) Berufsfelder: Forschung, Entwicklung und Management in Betrieben der Holz- und Faserwerkstoffe oder Möbelindustrie, Ingenieur- und Planungsbüros, Forschungs- und Prüfanstalten, Verwaltung und Ausbildung