Zuwarten, statt kaufen
Es fehle derzeit vielen Endkunden das Geld. Bei Investitionen würde abgewartet. Das ziehe sich durch die gesamte italienische Wirtschaft und würde auch vor dem Bau nicht haltmachen. „Ich war immer optimistisch, aber jetzt schaut es komisch aus“, zeigt sich ein jahrzehntelang tätiger Italienexporteur ratlos. Der geringe Bedarf betrifft die gesamte Holzbranche: Schnittholz- wie Holzwerkstoffproduzenten.Blue Mountains
Zur Ungewissheit am Absatzmarkt kommt hinzu, dass in Österreich die gute Ware ausgeht. „Regen, Wärme und wieder Regen – die Schadholzberge sind langsam blau. Frisches Holz fehlt, weil niemand schlägert“, lautete die Zusammenfassung der Situation, die nur eine logische Konsequenz zuließe: „Im Herbst müssen die frei-Ankunft-Preise um ein Hauseck rauf.“ – Noch dazu, wo die Frächter unter hohen Dieselpreisen und zu wenigen Rückfrachten „aus dem letzten Loch pfeifen“. „Wegen der Erfahrung der Vormonate glaubt mir in Italien keiner. Aber ich sage trotzdem zu jedem Kunden: Kauf jetzt die schöne Ware. Günstiger wirst du sie nicht mehr bekommen“, beschrieb ein Italienexporteur.Windwürfe setzen Marktgesetze außer Kraft
„Mit Logik kommt man in der Holzbranche aber nicht immer weit“, meinte einer. „Wie konnte es sonst passieren, dass alles teurer wird, nur Holz nicht.“ „Das würde es, wenn es einmal fünf Jahre keinen Windwurf in Europa gibt. Dann kann es sein, dass der Rundholzpreis sich verdoppelt“, war der Konter. „Sollte gleichzeitig der US-Markt wieder anspringen, dann sowieso. In die fatale Situation, dass zu große Sägewerkskapazitäten entstanden, sind wir ja auch nur gekommen, weil durch die Stürme eine nicht vorhandene Rundholzverfügbarkeit vorgegaukelt wurde. Wenn man zynisch ist, kann man sagen: Die Sägeindustrie hat zuletzt nur das verwurschtet, was dalag.“ Hätte es heuer keine Stürme gegeben, wäre die Marktlage aufgrund des rückläufigen Bedarfs auch schlecht gewesen. Es hätte für Viele aber die Möglichkeit gegeben, die Produktion anzupassen.In den nächsten Monaten werden ein paar Sägewerke zusperren müssen, weil es auf eine fatale Marktkombination hinauslaufen könnte: „Kein Rundholz und kein Absatzmarkt“, wurde prophezeit.
Tagesgeschäft
„Mangelnde Professionalität der Verkäufer in Italien“ hätte laut der Italien-Exporteursrunde in den Vormonaten zum Preisverfall geführt. „Warum muss mein Preis um 20 €/m3 unterboten werden, wenn auch 5 €/m3 reichen würden? Da sind die Vertreter zu wenig informiert“, wurde geschimpft. „Wir hatten in einem Monat bei einem Preissortiment eine Preisdifferenz von 17 €/m3. Das heißt, dass es praktisch keinen Marktpreis mehr gibt. Alles verkommt zu einem Tagesgeschäft.“ Als Konsequenz – „um mich abzusichern“ – hat ein großer Händler „den Einkauf eingestellt“. Er ordere beim Produzenten nur die Menge zu dem Preis, welche er mit dem italienischen Kunden schon vereinbart hat.Schwierigeres Arbeiten
Allgemein sei das Arbeiten heuer schwieriger als im Vorjahr. „Die Zahlerei wird schlechter, weil die Kunden unserer Kunden später zahlen. Auch wird deutlich mehr reklamiert.“Hinsichtlich der weiteren Preisentwicklung bei BSH in Italien waren die Händler vorsichtig. Hohe Lagerstände würden die einheitliche Umsetzung erschweren. „Das trifft auch auf KVH und Fensterkantel zu – es gibt von allem zu viel“, hieß es.
Für den italienischen Verpackungssektor gab es bis zum II. Quartal fast zu wenig Ware. „Dann wurde es schlagartig anders. Ich führe es auf den nachlassenden Bedarf zurück. Die italienische Exportwirtschaft leidet unter der US-$-Schwäche – und in diesem Zuge auch die Kistenerzeuger. Für die Palettenproduzenten ließ der Inlandsmarkt zu stark aus. Der Lebensmittelindustrie geht es nicht gut, die drückt dann die Zulieferer.
Startschuss fehlt
In Österreich fehlt ebenfalls die Marktdynamik. Während westösterreichische Holzbau-Unternehmen und Tischlereien nach dem Rekordwinter-Ergebnis im Tourismus im I. Quartal noch voller Optimismus waren, würde nun bei der Umsetzung von Projekten von den Bauherren massiv gebremst. „Der Startschuss fehlt. Derzeit könnten die meisten Zimmereien und Tischler noch Aufträge gebrauchen. Deren Preise sind im Keller“, resümierte einer. Der Abschwung in Österreich ist da.“Im Fußbodenbereich wurde konstatiert, dass es kein Land ohne Probleme gebe. „Da ist es schon ein Trost, wenn es überall schlechter ist als in Österreich“, wurde relativiert. Europaweit gelte: Von billigen Produkten kann man gar nicht genug produzieren, bei den hochwertigen fehlt das Rohmaterial und die mittleren Qualitäten sind unverkäuflich.
Sibirische Lärche
Hinsichtlich der Marktlage für sibirische Lärche fasste einer zusammen, dass es genug Angebot gebe. Es wäre aber offensichtlich, dass die Qualität etwas nachlasse. „Richtig gute Ware gibt es seltener”.Beim Treffen der Italien-Exporteure am 4. Juli am Klippitztörl waren folgende Unternehmen vertreten: Cappellari, St. Stefan; Jung, Maishofen; Schuster, Innsbruck; Weiss, Reitdorf.