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Seitenware kommt von links aus der Säge, der umgekehrte Bogenförderer wird zur 180°-Drehung verwendet - unten Quertransport zur Sortierung © Hüster

Besäumen mit Highspeed

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 06.08.2008 - 09:31
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Seitenware kommt von links aus der Säge, der umgekehrte Bogenförderer wird zur 180°-Drehung verwendet – unten Quertransport zur Sortierung © Hüster

Wir haben zwei turbulente Jahre hinter uns“, eröffnet Martin Hüster, Inhaber und Geschäftsführer des Sägewerks Hüster, Warstein/DE, das Holzkurier-Interview. Mitte 2006 hatte er ein umfangreiches Investitionspaket für seinen Betrieb geschnürt. Eigentlich wollte Hüster zuerst den Flaschenhals Besäumer im Sägewerk beseitigen und danach in eine Erweiterung der Sortierung investieren. Ein Brand im März 2007, bei dem ein Teil der Sortieranlage vernichtet wurde, warf diesen Plan aber um. „Das Feuer kam für uns zum schlechtesten Zeitpunkt – sechs Wochen nach Kyrill. Im Sauerland liegen wir im vom Windwurf am stärksten betroffenen Gebiet. Außerdem war es zu einer Zeit, als die Maschinenhersteller bis auf ein Jahr oder mehr ausgelastet waren“, erinnert sich Hüster zurück. „Wir mussten also so schnell als möglich eine neue Sortierung bekommen.“ Mit einer gebrauchten Anlage schaffte man es, innerhalb weniger Wochen einen Notbetrieb aufzustellen. „Wir konnten im Sägewerk 60 % der Leistung aufrecht erhalten“, berichtet der Geschäftsführer.

Zeitgerecht geliefert

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Haiflossen-System erleichtert dem Bediener die Sortierung – er kann drei Seiten beurteilen, ohne diese in die Hand zu nehmen © DI (FH) Martina Nöstler

Nachdem einige Installationen verschiedener Hersteller besichtigt wurden, hatte sich Hüster für eine Anlage von Rosens, Lidköping/SE, entschieden. „Neben der guten Technik, die uns das Unternehmen anbot, war man auch rasch lieferfähig“, begründet Hüster die Entscheidung. „Mitte September konnte die neue Sortier- und Paketieranlage termingerecht in Betrieb gehen“, erläutert Max Hudlberger, Geschäftsführer MH Maschinen, Rechtmehring/DE. Er hat mit seinem Unternehmen die Vertretung für Rosens im deutschsprachigen Raum inne.
Die Sortier- und Paketieranlage wurde für Haupt- und Seitenware konzipiert. Längen bis 6,6 m sind möglich. Maximaler Querschnitt: 125 mal 285 mm. Die gesamte Ware wird aus der Sägehalle über lange Puffer-Querförderer zur neuen Sortierung transportiert. Dort fällt sie auf einen negativen Bogenförderer nach rechts ab. „Dieses System mussten wir wählen, damit die Ware mit der Zopfseite voran zur Beurteilungsstation gelangt“, erklärt Hudlberger das aufwändige Transportsystem. Nach der Vereinzelung teilt der Bediener die Qualitäten der Ware ein. Die Haiflossen ermöglichen eine optimale Beurteilung: Der spezielle Wender stellt das Schnittholz in eine Hochkant-Position, sodass der Bediener drei Seiten beurteilen kann und bei Bedarf jedem Stück eine Qualität zuordnet.

Stufenschieber für Bündelauflösung

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Einfacher Abwurf: Die gelben Haken klappen nach unten und streifen so das Brett schonend in die Box ab © DI (FH) Martina Nöstler

Im Quertransport gelangt die Ware durch den Waldkantenscanner von Alfha, Finnentrop/DE. Auch die Steuerung im Sortierwerk stammt von Alfha. Weiters wurde eine Volltrimmung installiert. „Alle 50 cm befindet sich eine Kappsäge“, informiert Hudlberger. Die Sortierung erfolgt in 75 Boxen. Beim Abwurf setzt Rosens auf das Hakensystem. „Das ist Material schonend und die Werkstücke werden beim Fallen nicht beschädigt“, erklärt Hudlberger. Die Boxen werden nach unten entleert. Vor der Vereinzelung hat Rosens bei Hüster einen Stufenschieber eingebaut. Dieser löst die Brettbündel optimal auf und richtet das zum Teil schief liegende Holz vor der Vereinzelung gerade.
Hüster hat sich entschieden, zusätzlich eine Fremdaufgabe mit Kippentstapelung für die Nachsortierung der getrockneten Pakete zu installieren. Bei der Entstapelung fallen die Trockenlatten auf ein Förderband und werden automatisch gesammelt. Die Aufgabe für die getrockneten Pakete befindet sich unter dem Bogenförderer. Die trockene Ware geht den gleichen Weg wie das frische Holz. Die automatische Lattenlegung bei der Paketierung wurde bei Hüster mit jeweils zwei Magazinen für die Verlust- und Trockenlatten ausgestattet. Ist ein Paket fertig, wird dieses mit dem Paketaufzug nach unten gefördert. Dort befindet sich noch eine Umreifungsanlage mit Presspaketierung sowie ein langer Pufferquerförderer für fertige Pakete.
Rosens hat auch die Stahlkonstruktion für das Gebäude mitgeliefert. Hüster musste nur die Eindeckung und Beplankung von Dach und Wänden selbst übernehmen.

Rasche Installation des Besäumers

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Alles im Blick: der Bediener hat eine gute Sicht auf Vereinzelung, Schwartenkappung und Einzug zum Exeltec-Besäumer (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

„Unser alter Besäumer von Söderhamn war aufgrund der Produktionssteigerungen der vergangenen Jahre zuletzt der Flaschenhals“, führt Hüster aus. Darum nahm der Geschäftsführer zum Jahreswechsel 2007/08 dieses Projekt in Angriff. Hüster hat sich wieder für eine Maschine aus dem Hause Söderhamn entschieden: „Wir haben uns diese in Skandinavien angesehen und waren von der Technik überzeugt“, erläutert er. Installiert wurde der Söderhamn-Hochgeschwindigkeitsbesäumer Exeltec. „Es ist der erste dieser Art in Deutschland“, ergänzt Hudlberger, der auch die Söderhamn-Vertretung über hat. Da das Unternehmen schon durch den Brand 2007 hohe Ausfallzeiten hinnehmen musste, war ein Austausch mit wenig Produktionsausfall von Nöten. „Wir konnten innerhalb von 20 Tagen die alte Maschine ab- und die neue aufbauen – inklusive Inbetriebnahme und Leistungsfahrt“, sagt Hudlberger.
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So einfach und effektiv wie möglich: Söderhamn hat beim Einzug in den Exeltec nur kurze Vorschubeinheiten verwendet © DI (FH) Martina Nöstler

Die Seitenware, die an der Sägelinie im Online-Betrieb erzeugt wird, geht zur Gänze über den neuen Exeltec-Besäumer. Die Vereinzelung erfolgt mit einem S-Förderer mit speziellen Mitnehmern. Durch den Online-Betrieb kommen die Seitenbretter komplett gemischt zur Anlage – breite, schmale, starke und dünne in verschiedenen Längen. „Das ist für den Besäumer kein Problem“, meint Hudlberger. Nach der Vereinzelung befindet sich eine Kappsäge für die Störschwarten. Danach erfolgt im Quertransport die Vermessung. Spezielle Fotozellen sind in 10 cm-Schritten oben und unten angeordnet. „Dadurch erhalten wir eine sehr genaue Brettkontur für die Optimierung“, weiß Hudlberger. Unter einer Sekunde wird das Holz vermessen und optimiert. Die Optimierung beurteilt zudem, ob ein Brett Ausschuss ist, sortiert diese automatisch aus und erfasst es dadurch für die Auswertungen im Rechner.

Hohe Leistung

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Max Hudlberger demonstriert die stabile Bauweise des Besäumers – die Träger sind aus massivem Stahl und schweren MSH-Profilen ausgeführt © DI (FH) Martina Nöstler

Das Holz wird am Zentriertisch ausgerichtet. Für eine höhere Ausbeute ist dies auch diagonal sehr gut möglich. Am Einzugstisch gibt es kein durchgehendes Kettenbett, sondern drei kurze Förderer. „Das verhindert ein Auslängen der Kette“, meint Hudlberger. Die Leistung des Exeltec liegt bei einem Vorschub von 450 m/min bei 60 Stück Eingangsbrettern pro Minute. Ein zweistielig variabler Einschnitt ist möglich. Stärken bis 60 mm können bei der Hüster-Anlage verarbeitet werden.
Alle Systeme sind elektrisch über Servomotoren zu verstellen. „In der gesamten Anlage befindet sich praktisch keine Hydraulik mehr“, führt Hudlberger aus. „In der Grundkonstruktion und bei den beweglichen Teilen ist der Exeltec stabil ausgeführt und für Wartungsarbeiten gut zugänglich.“ „Der Besäumer verfügt über kurze, kompakte Einheiten. Wir sind mit unserer Entscheidung zufrieden“, sagt Hüster. Der Besäumer wurde hinsichtlich der Leistung bewusst groß genug mit Reserven gewählt. „Wir fahren nicht an der Leistungsgrenze, das schont die Maschine.“

Investitionen, CE und Nachwuchs

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Dritte Generation dabei: Inhaber Martin Hüster mit Betriebsleiter Frank Freis, zukünftiger Schwiegersohn Nikolas Bangert, Tochter Kathrin Hüster und Max Hudlberger (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

Seit 2006 hat Hüster an die 7 Mio. € in neue Maschinen sowie bauliche Änderungen und Brandschutzmaßnahmen investiert – inklusive Versicherungsentschädigung für das neue Sortierwerk. Unter anderem wurde die komplette Steuerung der Sägelinie und des Rundholzplatzes durch Alfha erneuert. Auch die Entsorgung wurde neu geliefert. Vor wenigen Tagen erhielt Hüster den Bescheid, dass er ab sofort das CE-Kennzeichen führen darf. „Die Umsetzung hat – mit guter Vorbereitung – nur wenige Wochen gedauert“, freut er sich. Mit Tochter Katrin und zukünftigen Schwiegersohn Nikolas hat Hüster bereits tatkräftige Unterstützung. „Sie werden nach und nach Führungsaufgaben übernehmen“, denkt Hüster an die Zukunft des Unternehmens.

Hüster

Gründung: 1974
Inhaber: Martin HüsterAreal: 65.000  m²
Mitarbeiter: 40
Einschnitt: 150.000  fm (Plan 2008)
Weiterverarbeitung: etwa 20 % des erzeugten Schnittholzes wird getrocknet und gehobelt
Export: 50 % (überwiegend EU-Raum)