Das traditionelle Listenbauholz wird weniger – unter anderem aufgrund der Trends zum KVH. Der Markt ändert sich“, ist Reinhard Schindler, Geschäftsführer des Sägewerkes Gebrüder Patt in Lennestadt/DE, überzeugt. „Es werden mehr Bohlen nachgefragt, das Kantholz geht zurück.“ Um diese Produkte rationell erzeugen zu können, hat er Anfang des Jahres die bestehende Robotwin-Anlage von EWD, Altötting/DE, um einen weiteren Sägenständer aufgerüstet. Damit wird der Einschnitt bei Patt nun mit einer Vierfach-Bandsäge bewältigt. Außerdem wurde eine Kappsäge zur Seitenwarenkappung in der Anlage installiert.
Keine Standardprodukte
Visualisierung am Bildschirm: Bandsägenführer bekommt den genauen Einschnitt von der Alfha-Software dargestellt © Alfha
Die Verfügbarkeit der Linie liegt laut dem Geschäftsführer bei über 90 %: „Der Bediener der Sägenlinie erhält eine Störungsmeldung, wenn die Anlage beziehungsweise der Vorschub zehn Sekunden nicht bedient wird. Üblicherweise gibt es ein Zeitfenster von zwei Minuten.“ Die Ursachen für den Stillstand werden ausgewertet und gegebenenfalls (bei technischen Gründen) behoben.
Das Sägewerk ist auf die Bedienung von Nischenmärkten ausgelegt. „Wir kaufen nur gesundes Holz – Langholz bis 20 m – ein. Wir sind auf hohe Qualitäten angewiesen.“
Neue Steuerung im ganzen Werk
Wiedererkennung von Alfha: Verwaltung von Aufträgen und Schnittbildern sowie Anzeige des Produktionsprogramms © Alfha
Die gesamte Auftragsvorbereitung passiert bei Patt im Büro. Die Aufträge werden online zum Rundholzplatz überspielt. Knapp 3 km Glasfaserkabeln wurden im Sägewerk verlegt, um am Stand der Technik hinsichtlich Datenübermittlung zu sein. Zusätzlich wurden alle Drehgeber und Servopositionierer erneuert. Im Zuge des mechanischen Umbaus wurde das komplette Alfha Optimized Cut-Sägeliniensystem mit SPS-Auflaufsteuerung und PC-System für Prozessvisualisierung installiert.
Wiedererkennung
Bereits 2002 hatte Alfha einige Softwarekomponenten für die Sägelinie geliefert – unter anderem ein Wiedererkennungssystem. Dieses bildet zunächst anhand von Auftragsdaten aus dem Warenwirtschaftssystem sowie Abschnittsdaten vom Rundholzplatz eine Suchtabelle, in der dann ein Abschnitt mit zugehörigem Schnittbild anhand der Messdaten einer vorhandenen Zweiebenen-Messung gefunden werden kann. Dieses Wiedererkennungssystem sowie die ebenfalls von Alfha erstellte Bauholzetikettierung konnten funktional übernommen werden.Meinung auf den Punkt gebracht
„In unserer Betriebsgröße lassen sich nur mit gut ausgebildeten Mitarbeitern Gewinne erzielen.”Reinhard Schindler
Sonderschnittbilder möglich
„Wir haben die bestehenden Module auf unsere neuen Versionen portiert“, berichtet Alfha-Geschäftsführer Achim Habbel. Außerdem habe man die Bediener bei der Gestaltung der künftigen Anwendungen miteinbezogen und die Software so um weitere Funktionen ergänzen können, die die tägliche Arbeit mit dem System erleichtern und so Zeit sparen. Auch die Datenübergabe vom Büro haben Schindler und Habbel gemeinsam verfeinert, so dass nun zusätzlich Sonderschnittbilder automatisch übergeben werden können. Neben der Softwaretechnik stellte Alfha die vorhandene Siemens S5-Steuerung auf S7 um und übernahm die Elektroinstallationsarbeiten, die durch die Anlagenerweiterung nötig waren.Erlösoptimierte Rohstoff-Ausnutzung
„Unser Rohstoff Holz ist begrenzt, darum müssen wir diesen bestmöglich ausnutzen“, ist Schindler überzeugt. Dennoch möchte er nur Produkte schneiden, die Profit bringen. Gemeinsam mit Alfha startete er darum ein F&E-Projekt. Der Software-Spezialist hat das Programm Alfha Profit entwickelt: „In der Auftragserfassung sind sämtliche Daten hinterlegt – Produktionskosten, Erlöse für diverse Sortimente. Ich kann verschiedene Schnittbilder eingeben und das Programm errechnet automatisch, wie hoch die Erlöse für den jeweiligen Einschnitt sind“, führt Schindler aus. „Damit sehe ich auf einen Blick, was für mich wirtschaftlich ist und reduziere – wenn nötig – lieber die Ausbeute, bevor ich kein Geld verdiene“, verdeutlicht er. Jedes Produkt wird, bevor ein Angebot erstellt und dieses zum Kunden geschickt wird, vorkalkuliert.Außerdem macht der Geschäftsführer jeden Tag eine Nachkalkulation, um zu sehen, ob die Aufträge wirtschaftlich sinnvoll abgearbeitet wurden.
Durch diese konsequente Umsetzung ist es Schindler auch in den vergangenen Jahren gelungen, zweistellige Wachstumsraten zu erreichen. Mit ein Grund dafür sei Prämiensystem für die Mitarbeiter: „Es wird ein jährliches Ziel vorgegeben. Wird dies überschritten, bekommt jeder Mitarbeiter – gemessen an den Effektivstunden – eine entsprechende Prämie“, umreißt Schindler das System. Dadurch seien die Mitarbeiter motiviert, Stillstände bei der Produktion kurz zu halten und bei den Arbeitsabläufen Verbesserungsvorschläge zu machen.
„Wir sehen uns als innovativen Betrieb und versuchen ständig, die Abläufe zu optimieren oder einfach anders zu denken“, meint Schindler und erzählt, dass so mancher Besucher bei seinen Einschnittbildern schon große Augen bekommen habe.
Gebr. Patt Holzindustrie
Geschäftsführer: Reinhard SchindlerMitarbeiter: 18
Einschnitt: 27.000 fm (2007), 40.000 fm im Einschicht-Betrieb (Ziel)
Produkte: DIN-Bauholz nach Liste, Exportbohlen/Bauholz (kammergetrocknet, gehobelt, imprägniert), Fassaden- und Terrassenprofile, Verpackungshölzer (Fixmaße, diagonal getrennt)
Export: 60 % (hauptsächlich Westeuropa)
Alfha
Gegründet: 1985Standort: Finnentrop/DE
Geschäftsführer: Alfons und Achim Habbel
Mitarbeiter: 35
Produkte/Leistungen: Automatisierungs- und Informationstechnik für Sägewerke sowie Holz verarbeitende Betriebe
Export: Deutschland, Europa, Russland