Im Tunnel

Ein Artikel von DI Gerd Ebner aus Bad Goisern | 04.10.2008 - 17:40

Erstmals Ost-West-Gefälle?

Wenn sogar die sonst immer optimistischen Tiroler oder Salzburger Holzhändler zu zweifeln beginnen, dann wird es ernst: „Die Erwartungshaltung für 2008 war zu Jahresbeginn hoch. Die Holzbauunternehmen hatten Projekte bis ins III. Quartal hinein – aber nur wenige wurden umgesetzt“, hieß es. Oder: „Jetzt schicken Bauunternehmen sogar im Oktober Mitarbeiter stempeln. Das gab es schon 20 Jahre nicht mehr“, wurde da berichtet.
Auch in Oberösterreich wäre der Mengenabsatz vorerst gleich geblieben. Sinkende Preise sorgten aber für geringere Umsätze. „Jetzt im zweiten Halbjahr ging es markant runter. Ich würde sagen, heuer sind wir noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Das nächste Jahr wird schwerer.“

Abruptes Nachfrageende

Dabei wäre man mit dem Mengenumsatz bis ins III. Quartal hinein zufrieden gewesen. Dieser sank zwar zum „Rekordjahr 2007“, würde sonst im langjährigen Durchschnitt liegen. „Durch den Preisdruck war der Deckungsbeitrag schon bisher nicht in Ordnung“, hieß es. Jetzt im IV. Quartal würde „von heute auf morgen“ der Druck vom Markt fehlen. „Die Aufträge sind plötzlich weg“, wurde mitgeteilt. „Es scheint, als wäre einfach weniger Geld im Umlauf. Da heißt es, wieder bei der Zahlungsmoral aufzupassen.“
In Tirol gab es weniger Baustellen als sonst. Den Tischlern ging es noch besser als den Zimmermeistern, wurde festgehalten.

Preisanstieg erstrebt aber unrealistisch

Den BSH- und KVH-Bereich schätzte man als stabil ein. „Aber Preiserhöhungen jetzt zu Beginn der ruhigen Zeit, daran glauben wir nicht mehr – so wünschenswert diese auch wären“, lautete die Einschätzung in Bad Goisern.
Ein Spezialproblem gäbe es nun bei der Lärche: „Sie ist zu teuer geworden. Der Höhepunkt bei der Lärche ist vorbei“, meinte einer. Ein anderer: „In Tirol stagniert die Lärche noch auf hohem Niveau.“ Der Rundholzhandel merkte an, dass derzeit Lä-Rundholz angeboten werden würde. Das war bis vor Kurzem noch undenkbar. Auch bei der Kiefer werde es schwieriger.
Beim Fi-Sägerundholz würde es Preissteigerungen geben. Es wäre aber zu wenig Menge am Markt. Großsägewerke wie Mayr-Melnhof Holz würden sich derzeit aus den aufzulösenden Nasslagern versorgen – das Holz wäre aber rasch weg. Angekündigte Rundholzverteuerungen werden kommen, ebenso Lieferengpässe. „Im Westen fehlt jetzt schon Rundholz“, hieß es. Dort gibt es Prämien von 3 bis 4 €/fm, wenn nur geliefert werde.

Meinung auf den Punkt gebracht:

„Ich machte heuer mit 6 Wochen so lange Urlaub wie noch nie. Als ich zurückkam, fehlte das Rundholz. Das, was ich an Rundholz bekam, war zu teuer und das was ich daraus schnitt, ist nicht mehr verkäuflich.”
Ein finnischer Säger, über die derzeitige Marktlage

„Ich rechne damit, dass derzeit 75% der deutschen Harvester stillstehen.”
Ein Holzhändler

Schwieriger Spagat

Grundsätzlich grübelten die Händler, wie die Sägeindustrie folgenden Spagat schaffen soll: „Rundholz fließt erst verstärkt ab 80 €/fm. Derzeit werden 70 bis 72 €/fm bezahlt. Rechnen würde sich für Sägewerke gegenwärtig das Schneiden aber erst bei 60 €/fm.”
Von Überversorgung zum möglichen Mangel wurde die Lage beim Faserholz eingeschätzt. „Einiges, was an der Waldstraße schon für die Papierholz Austria reserviert schien, wurde dann teurer in den Export verkauft”, berichtete einer. Diese Erfahrung ließ die Papierindustrie nun wieder die Lager aufstocken.
In Mitteleuropa zeigt sich aber, dass bei den guten Schnittholz-Qualitäten das Preistief erreicht ist. „Rohhobler und Leimbinderlamellen steigen preislich - alles andere befindet sich noch im Tal der Tränen”, wurde blumig erläutert. Langsam werde es in Italien nötig, weniger auf den Preis zu schauen, als darauf, wer denn eigentlich kauft. „Wenn einer um 5 €/m3 mehr abschließt, fragt man sich unweigerlich, ob er überhaupt zahlen wird. Und die guten Zahler werden derzeit eh von allen zugeschüttet”, hieß es aus Italien.
Auch sonst gibt es von den Weltmärkten wenig Erfreuliches zu berichten. Über die USA wurde gar nicht mehr gesprochen. In Japan könne man unmöglich die Vorjahresabsatzzahlen erreichen. Die Levante werde weiter mengenmäßig überfordert - der Konkurrenzdruck wäre mörderisch.

Enorme Preisdifferenzen

In Italien hätte sich noch immer kein echtes Preisgefüge eingestellt. „Selbst bei vergleichbaren Sortimenten konnte ich – durch Rechnungen belegt – eine Preisdifferenz von 30 bis 60 €/m3 feststellen“, wurde geschildert. Für den Absatz war der Italienkenner auch für 2009 „absolut nicht positiv“. Wenngleich angemerkt wurde, dass der Immobilienpreis im Vergleich zu Spanien oder Großbritannien noch vergleichsweise konstant sei. Ganz schlecht wird der Markt für Bu-Schnittholz in Italien bewertet: „Unverkäuflich.“

Boden-Extreme

Nur ganz teure Holzböden würden sich verkaufen, oder ganz billige, wurde analysiert. „Der normale Schiffboden verliert enorm an Be-deutung.“ Die Situation führe dazu, dass der Bedarf der Parkettindustrie merklich sinkt.

Freiwillig versus Ikea-Wunsch

Heiß diskutiert wurde in Bad Goisern auch die Akzeptanz der europäischen Holzwerkstoff-Riesen, der Ikea-Forderung sowie der freiwilligen Umstellung auf den EPF-Standard EPF-S nachzukommen (sh. Link 1 und 2). „Das könnte die Platten um 15 bis 20 €/m3 verteuern”, beklagt sich einer. „Es zeigt aber auch, wie mächtig ein Unternehmen sein kann: Ikea treibt alle Zulieferer vor sich her.”