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Alle auf einen Streich: die TimberTec-Mannschaft vor ihrem neuen Domizil in Eutin/DE © TimberTec

Phänomen im Lavanttal

Ein Artikel von Dr. Stefan Peters | 29.09.2009 - 08:44
Gleich sieben benachbarte Holzindustrielle auf 120 Straßenkilometern beginnend im Lavanttal konnte TimberTec für seine Software gewinnen. „Eine solche Kundendichte haben wir sonst nirgendwo“, berichten DI (FH) Andreas Boll und DI (FH) Frank Ridder, Gründer und Vorstände von TimberTec, Eutin/DE. Offenbar kommunizieren die Bewohner dieses Tales oft und gerne miteinander oder die Produkte sprechen für sich: Boll und Ridder nennen dies intern und augenzwinkernd das „Lavanttal-Phänomen“. Ihr Unternehmen mit über 400 Kunden verstehen sie als Komplettanbieter für ERP-Software für Holzindustrie, Sägewerke und Holzhandel. (Ein ERP-System ist eine komplexe Anwendungssoftware zur Unterstützung der Ressourcenplanung eines Unternehmens.)

Büro mit Bügelbrett

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Alle auf einen Streich: die TimberTec-Mannschaft vor ihrem neuen Domizil in Eutin/DE © TimberTec

Gegründet 1999 als GmbH vom Nachrichtentechniker Ridder und technischen Informatiker Boll, wählten sie als erstes Domizil für TimberTec ein Bügelzimmer mit Telefon. Das Startkapital bestand aus reichlich Projekterfahrung in der Branche sowie aus Kontakten zu vielen Holzhändlern und Weiterverarbeitern in Deutschland. Mit dem ersten Projekt in Eppingen-Richen/DE erwarben sich die Unternehmer gleich besondere Kompetenz für die Herstellung und Kommissionierung von BSH. Die dort entstandene Lösung wurde bis heute bei rund 40 weiteren Betrieben eingeführt. „In der Startphase konnten wir auch den Service für das DOS-basierte Warenwirtschafts-System Lignum Handel übernehmen“, erzählt Ridder. „Bereits nach drei Monaten zählten sieben Mitarbeiter zu TimberTec.“ 2001 bezog TimberTec als erster Mieter einen kubusförmigen Neubau im Eutiner Gewerbepark (s. Holzkurier Heft 8/02, S. 16).

Datenbank statt Filesystem

Parallel zum Start als Aktiengesellschaft am 1. Jänner 2002 begannen Boll und Ridder mit der Entwicklung eines komplett neuen, modular aufgebauten Warenwirtschafts-Systems, basierend auf Microsofts SQL-Datenbank und getauft auf den Namen „Timber Commerce“. Die Softwarelösung ist mittlerweile mit zahlreichen Modulen sowie Anbindungen an externe Systeme ausgestattet.

Einheit statt Flickenteppich

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Alles auf einen Blick: Softwarekomponenten beim Komplettsystem Timber Commerce © TimberTec

Dahinter steht die Philosophie, Unternehmen eine einheitliche Software anzubieten, die Insellösungen oder selbst gestrickte Flickenteppiche ersetzt. Timber Commerce bildet mit zahlreichen Modulen alle betrieblichen Prozesse ab. „Timber Commerce führt zu höherer Produktivität, zu mehr Effizienz, Transparenz und Durchgängigkeit bei allen betrieblichen Abläufen“, sagt Boll. Branchenorientierte Module decken darin Vertrieb, Lager, Produktion und Logistik ab. Das Potenzial wird deutlich am Modul „Grafische Beladung“: Vorab per Software simuliert, statt in mehreren zeitaufwändigen Versuchen durch den Staplerfahrer ausprobiert, passen im Schnitt 2 bis 5 % mehr Ware auf einen Lkw. Bei Transportkosten von 20 €/m³ lässt sich hier viel Geld beim Spediteur und am Stapler sparen. „In den vergangenen Jahren wurden Umsatz- und Gewinnsteigerungen nur mit Mengen und Maschinen verbunden. Das Potenzial auf Wegen und Straßen wurde lange unterschätzt“, argumentiert Boll.
Darüber hinaus versteht sich TimberTec nicht nur als Komplettanbieter für Software, sondern auch als Ideenlieferant: „Wir machen nicht nur Standardpakete, sondern binden per individueller Programmierung vorhandene Maschinen mit ein“, betont Ridder. Dazu arbeitet die Aktiengesellschaft eng mit über zwei Dutzend Anlagen- und Maschinenbauern zusammen.

Mehrgleisige Strategie

Seit zwei Jahren hat sich TimberTec nach dynamischem Wachstum auf hohem Niveau konsolidiert. Welche Ziele hat das Unternehmen angesichts eines bereits recht hohen Marktanteiles in Österreich und Deutschland? „Die Strategie für die kommenden Jahre ist mehrgleisig: Zum einen gilt es, treue Kunden für die Umstellung von DOS auf SQL zu gewinnen. Zum Zweiten hat die Software in einigen Betrieben bereits sehr viele Aufgaben in der Abwicklung und Steuerung übernommen. Hier besteht noch erhebliches Potenzial. Unter anderem entwickeln wir innovative Module zur Qualitätssicherung und zum Produktionsmonitoring. Außerdem wollen wir – wie in der Vergangenheit – weitere Kunden zum Wechsel auf unser System bewegen. Und hier denken wir künftig auch an den nicht-deutschsprachigen Raum, denn Timber Commerce ist bereits in zahlreichen europäischen Sprachen erhältlich und lässt sich jederzeit neu übersetzen“, informieren die Vorstände.
Doch erstmal wird gefeiert: Am 5. Oktober in einem im Mai 2008 neu bezogenen, eigenen Domizil mit 1800 m2 Büro- und Nutzfläche stehen die Türen für Kunden, Freunde und Gäste offen.

TimberTec

Gegründet: 5. Oktober 1999
Vorstände: DI (FH) Andreas Boll, DI (FH) Frank Ridder
Mitarbeiter: 40, davon 50 % in der Entwicklung sowie fünf Auszubildende
Kerngeschäft: Software für Warenwirtschaft und ERP, Beratung, Schulung, Support und Vernetzung
Timber Commerce: Module für Beschaffung, Produktion, Lager, Vertrieb, Logistik, E-Business und Auswertungen sowie Schnittstellen
Zielgruppen: Säge- und Holzindustrie sowie Holzhandel